Zur Filmreihe
Deutschlands kolonial-rassistischen Fantasien und Ambitionen wurde nach dem Abgang des Imperial Germany verstärkt in eine imaginäre Kolonialität überführt. Ihre filmischen Inszenierungen begeisterten nicht nur ein Massenpublikum, sondern führten auch zu einer mehrdeutigen Überlagerung von Fiktion und Realität. Die Filmkulisse, aber auch ihre Produktion und Konsumption wurden selbst zum kulturellen Kolonialraum. Das Film-, Vortrags- und Gesprächsprogramm leistet Pionierarbeit, indem wir die „wilde Weltmetropole Berlin der Goldenen Zwanziger“ als kolonialen Kulturraum mit (anti-)Asiatischen Bezügen erforschen. Gleichzeitig wird die dekoloniale Debatte um anti-Asiatischen Rassismus sowie Orientalismus erweitert und dadurch multiperspektivischer. Ende 2023 wird ein Sammelband im Verlag Assoziation A erscheinen.
Sprecher:innen
Joshua Kwesi Aikins ist Politikwissenschaftler, Co-Autor des Afrozensus und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet „Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien“ der Universität Kassel. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. kulturelle und politische Repräsentation der afrikanischen Diaspora, Kolonialität und Erinnerungspolitik.
Sun-ju Choi studierte Literatur an der Universität zu Köln und Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. 2017 erschien ihre Dissertation Vater Staat und Mutter Partei: Familienkonzepte und Repräsentation von Familie im nordkoreanischen Film. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand von ndo e.V. und korientation e.V..
Anujah Fernando ist Kulturwissenschaftlerin. In recherchebasierten Ausstellungen und Texten sowie in dokumentarischen Filmprojekten arbeitet sie zu Themen rund um Migration und Kolonialismus. Zuletzt co-kuratierte sie die Ausstellung Trotz Allem: Migration in die Kolonialmetropole Berlin am Museum FHXB.
Dr. Kien Nghi Ha, Kultur- und Politikwissenschaftler, forscht zu Asian German Studies an der Universität Tübingen. Zahlreiche Publikationen zu postkolonialer Kritik, Rassismus und Migration. Zuletzt gab er Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond (Assoziation A, 2012/2021) neu heraus. uni-tuebingen.de/de/208381
Merle Kröger arbeitet als Autorin und Dramaturgin in Berlin und ist Teil von pong Film. Als Hochschuldozentin ist sie in Halle und Mainz und als Kuratorin für das Arsenal Institut für Film und Videokunst tätig. Bisher hat sie fünf Romane veröffentlicht, darunter Grenzfall (2012), Havarie (2015) und Die Experten (2021).
Jürgen Kurz ist Improvisationskünstler. Nach dem Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin hat er sich als Komponist, Theatermusiker (u. a. Volksbühne) und Pianist einen Namen gemacht.
Yumin Li ist Kulturwissenschaftlerin und untersucht in ihrer Dissertation Anna May Wongs mehrere Jahrzehnte umspannende Karriere auf vier Kontinenten. Zusammen mit dem Kollektiv andcompany&Co. erarbeitet sie die Theaterperformance Shanzhai Express, das sich spielerisch mit Anna May Wong befasst (Premiere 10.6.2023 Volksbühne Berlin).
Dr. Tobias Nagl ist Film- und Musikkritiker, DJ und seit 2007 Associate Professor für Filmwissenschaft an der University of Western Ontario in Kanada. Veröffentlichungen: Die unheimliche Maschine: Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino (2009) und European Vision: Small Cinemas in Transition (2015).
Dr. Subin Nijhawan ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität Frankfurt. Er forscht didaktisch zu den Themen globale Gerechtigkeit, Kosmopolitismus und nachhaltige Entwicklung, wozu u.a. dekoloniale Zugänge zur Weltgeschichte gehören.
Philip Scheffner arbeitet seit 1985 als Visual Artist. Seine abendfüllenden künstlerischen Dokumentarfilme u.a. Der Tag des Spatzen (2010), Revision (2012), And-Ek Ghes... (2016), Havarie (2016) und Europe (2022) wurden weltweit gezeigt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit Oktober 2021 ist er Professor für Dokumentarische Praxen an der KHM Köln.
Qinna Shen ist Associate Professor of German am Bryn Mawr College, Pennsylvania (USA). Sie ist Autorin von The Politics of Magic: DEFA Fairy-Tale Films und Mitherausgeberin von Beyond Alterity: German Encounters
with Modern East Asia. Sie hat viel über deutsch-asiatische Themen veröffentlicht.
Dr. Gülşah Stapel studierte Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin mit einem Schwerpunkt auf Denkmalpflege. Ihre Forschungsexpertise liegt in der Untersuchung von Identitäts- und Erbekonstruktionen im öffentlichen Raum und Berliner Stadtgeschichte. Seit 2020 arbeitet sie als Kuratorin für Outreach für die Stiftung Berliner Mauer.
Hito Steyerl ist Professorin für Experimentalfilm und Video an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Medienkünstlerin, Filmemacherin, Kulturkritikerin und -theoretikerin. Ihre international bekannten medien-, technologie- und kulturkritischen Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Dr. Kimiko Suda arbeitet an der Technischen Universität Berlin zu institutionellem Rassismus in Deutschland. Sie ist ehrenamtlich bei korientation e.V. zu dekolonialer/antirassistischer Erinnerungskultur aktiv. Von 2011-2017 hat sie mit Dr. Sun-ju Choi das Asian Film Festival Berlin geleitet.