Institut für die Kulturen des Alten Orients

 

Projekt: Die Bildostraka aus Athribis (Atripe)
Projektleitung: Dr. Carolina Teotino-Tattko
Gefördert durch der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden

Thema der Untersuchung sind mit Zeichnungen versehene so genannte Ostraka aus dem alten Ägypten, genauer aus der Region, die zum einstmaligen 9. oberägyptischen Gau gehörte. Dort liegen heute die Überreste des antiken Athribis (Atripe) ca. 7 Kilometer südwestlich der modernen Stadt Sohag und gegenüber von Achmim. Für die dort verehrten Götter Min, seine Gemahlin Repit und deren Sohn Kolanthes errichteten Ptolemaios IX. und sein Sohn Ptolemaios XII. einen großen Tempelbezirk. Bei dem von der DFG finanzierten Grabungsprojekt Athribis der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Christian Leitz kamen westlich des heutzutage freigelegten Tempels in zumeist sekundären Schichten bislang etwa 33.000 dieser Ostraka zum Vorschein, ohne dass die Grabung abgeschlossen ist (Stand 2024). Als Ostraka bezeichnet man beschriftete resp. bemalte Tonscherben oder Steinsplitter, bei denen es sich wie in Athribis um abgenutzte oder zerbrochene aus Ton gefertigte Alltags- und Gebrauchsgegenstände wie Gefäße handelt, die eine zweite Nutzung als Text- und Bildträger erfahren.
Die Zeichnungen auf Bildostraka sind meistens auf der konvexen Seite, d.h. der Außenseite der Scherben abgebildet und nur selten mit Schrift kombiniert. Sie sind hauptsächlich in Tusche ausgeführt, manchmal zusätzlich in weiteren Farben. Neben schwarzer Tusche fiel die Wahl vereinzelt auf rote (Ocker-)Tusche; in etlichen Fällen wurde mit Kohle gezeichnet. Neben krakeligen, undefinierbaren Formen gibt es elaborierte Zeichnungen, etwa Bilder geübter Künstler oder Abbildungen, die mit großer Wahrscheinlichkeit von Kindern stammen. Das Repertoire an bildlichen Motiven ist weit gefächert, obgleich Menschen- und Götterdarstellungen (Abb. 1), letztere teilweise tierköpfig, mit Abstand die größte Gruppe bilden. Aus dem Bereich der Fauna belegt sind Abbildungen von Hunden, Skorpionen sowie Falken u.a.m. (Abb. 2–3), aus dem Bereich der Flora lassen sich Palmblätter und Blumen identifizieren. Dazu kommen (Kult)Objekte wie ein Räucherarm (Abb. 4) und Sonnenuhren, Architektur(teile) wie Gebäude und Säulen, geometrischen Figuren wie Gitternetze, Kreuze und Sterne sowie Dekorationselemente wie florale Zierbänder und Mäandermuster.
Ziel des Projekts ist es, die in der Siedlung von Athribis gefundenen Bildostraka zu untersuchen und zu veröffentlichen, die nicht nur wichtige Informationen über das tägliche Leben der Bewohner der Region sondern auch ihren Glauben liefern werden.