Institut für die Kulturen des Alten Orients

The Saqqara Saite Tombs Project (DFG)

Das Grabungsareal des Saqqara Saite Tombs Project (SSTP) befindet sich südöstlich von der Unaspyramide in Saqqara, Ägypten.

Die Sarkophaggräber

Das Saqqara Saite Tombs Project wurde 2016 von Ramadan B. Hussein begründet. Die erste Phase des SSTPs fokussierte sich auf die Schacht- bzw. Sarkophaggräber von Padiniset, Psametik und Amuntefnacht. Das Gebiet um die Pyramide des Unas wurde bereits zwischen 1899 und 1903 von G. Maspero und A. Barsanti untersucht, die die Gräber von Psametik, Tjanehebu, Padiniset, Padineit und Hekaemsaf entdeckten. Zwischen 1940–1941 fand Z. Y. Saad noch ein weiteres Schachtgrab im selben Gebiet: das Grab des Amuntefnacht.

Die drei Sarkophaggräber von Padiniset, Psametik und Amuntefnacht datieren in die 26. bis 27. Dynastie, wobei Amuntefnacht das älteste ist – es datiert unter Pharao Apris (ca. 589–570 v. Chr.). Psametik lebte während der Regierungszeit von Amasis (570–526 v. Chr.) und Padiniset ist wahrscheinlich der Sohn von ihm gewesen.

Die Gräber sind konserviert und 3D-Modelle erstellt worden. Mit Hilfe von Photogrammetrie konnten entzerrte Ortho-Bilder für die digitale Faksimilierung für die akkurate Zeichnung der Inschriften und Opferlisten in den Gräbern erstellt werden.

Das SSTP hat Teile der Hauptschächte und angrenzenden Gebiete der Sarkophaggräber nachgegraben, die u. a. massive Mauern von 2,5–3,00 m Dicke an der Ost-, Nord- und Westwand des Hauptschachtes von Padiniset sichtbar werden ließ, die wohl nicht überdacht gewesen sind. Die Südseite des Schachtes wies eine Art Plattform aus Kalkstein auf (ca. 11,00 (Süd-Ost) × 3,00 m (Nord-Süd) × 1,00 m (Höhe)). Die archäologischen Befunde deuten eine rituelle Nutzung der Plattform an. Der Nebenschacht von Padiniset, der sich ca. 1,00 m südlich von der Plattform befindet wurde durch eine Grabkapelle (Ost-West-Ausrichtung) abgeschlossen. Der Eingang zu der Kapelle ist durch kleine Mauern markiert. An der Westwand der Kapelle befand sich ein kleiner Steinaltar, an dessen Füßen in den Steinboden ein kleiner Abflusskanal herausgeschlagen wurde. Die Südwand hat sich nicht erhalten, war aber gegen eine kleine Rampe, die von Osten nach Westen verläuft, gebaut worden.

Schacht M23.II und der Balsamierungsraum/die Balsamierungscachette

Ca. 0,90 m in der südwestlichen Ecke der Grabkapelle des Padiniset befand sich ein weiterer Schacht: M23.II, der ca. 1,35 × 1,30 × 12,00 m misst. Er steht durch die Rampe mit der Kapelle in Verbindung. Am östlichen Rand von M23.II befanden sich sechs flache, kreisförmige Mulden. In einer davon wurde ein fragmentarischer Becher der 26. Dynastie entdeckt. Beim Ausheben des Schachtes kamen u. a. botanisches Material (z. B. verschiedenes Getreide, Klee, Samen und Dattelkerne etc.) zu Tage, partiell in Töpfen. Ferner wurde in etwa 2,00 m Tiefe eine Hundebestattung freigelegt, die mit sehr viel Sorgfalt arrangiert worden ist, sowie ein Depot mit sechs Insekten (Familie Riesenwanzen/Belostomatidae). Auf etwa 9,00 m Tiefe schneidet M23.II das unterirdische Galleriensystem aus der 2. Dynastie an, welches in der nordöstlichen Ecke der Unaspyramide beginnt und sich nach Süden weiterschlängelt. Darunter öffnet sich nach Südwesten hin eine Kammer von ca. 5,00 × 8,00 × 3,00 m, die aus den Felsen geschlagen worden ist.

Die Osthälfte des Raumes wird durch eine Art Podest (ca, 0,80 m) dominiert, welches eine leichte Neigung von Süden nach Osten aufweist. Ferner ist es mit einem kleinen Kanal, der zunächst an der Ostwand entlangläuft und sich nach Westen richtet und der Nordwand folgt. Vor diesem Podest befindet sich an der Südwand in der Ecke ein großen, auf den Kopf gestelltes Gefäß (nach unten hin offen), welches im Norden und Süden durch kleine Wände frankiert gewesen ist. Im Gefäß fanden sich neben Sand, Reste von Kohle und es weist auch Brandspuren auf (Abb. 3).

In der Nordwestecke wurde ein großes Depot von zum Teil kompletten, zum Teil gescherbten Gefäßen auf einer Fläche von 2,00 × 2,00 × 1,00 m gefunden (Abb. 4). Es handelt sich u. a. um Lehmbecher, Natronamphoren, roten „Goldfisch“-Gefäßen, tönernen Fackeln, flachen Schalen, Feuerschalen und hunderten von Scherben sowie ein phönizisches Gefäß. Ungleichmäßig geformte Kalksteinblöcke fanden sich dazwischen und wurden offenbar auf die Ansammlung geworfen. Die Gefäße datieren in die Saitisch-Persische Zeit und viele von den Gefäßen und Scherben wiesen Inschriften in Hieratisch und Demotisch auf (Abb. 5).

Weitere Mumifizierungeinrichtung (jb.w-artige Struktur)

In unmittelbarer Nähe zum Schacht M23.II befand sich eine weitere architektonische Besonderheit auf dem Areal. Die etwa rechteckige Struktur befindet sich etwa 1,00 m südlich des Schachtes (10,42 m, 9,7 m, 14,29 m und 13,64 m). Der Zugang befindet sich in der südwestlichen Ecke und die Wände wurden aus unregelmäßigen lokalen Kalksteinblöcken und Lehmziegeln gemauert. Im nördlichen Ende befindet sich eine aus Lehmziegeln gebaute Rampe an der Nordwand, die den Bereich in zwei etwas gleich große Abschnitte unterteilt. Im westlichen Raum befindet sich eine in das Steinbett gehauene, ca. 0,55 m tiefes Becken, welches von einer niedrigen Lehmziegelmauer umgeben war. Das Becken war mit reinen Sand verfüllt worden. Der östliche Raum weist einen irdenen Boden auf Nilschlamm mit Kieseln auf. In dem Raum wurden zwei Gefäße aus Tonmergel gefunden, in denen sich Leinenbinden mit schwarzen, harzartigen Rückständen befanden neben kleineren Objekten.

Die Struktur erinnert an Darstellungen aus Gräbern des Alten Reichs, die ein Reinigungszelt (jb.w) zeigen, welches ebenfalls eine Rampe zeigt, welche zwei Räume voneinander trennt.

Grabschacht K24 (Hypogäum)

Zentral in dem Gebiet der jb.w-artigen Struktur befand sich der Grabschacht K24 (benannt nach dem Survey-Raster des SSTP). Der Schacht misst ca. 3,00 × 3,50 m und ist ca. 30,00 m tief (Abb. 7). Die Schachränder sind aufgemauert aus verschiedenen Material (Lehmziegel, Kalksteinblöcke) ohne Überdachung. Innen ist er bis zu einer Tiefe von ca. 3,00 m mit Lehmziegeln eingefasst worden. Der Schacht umfasst sechs Gräber, die auf verschiedenen Höhen in die Wände geschnitten worden sind, neben Bestattungen in der Mitte des Schachtes auf ca. 16,50 m Tiefe (Abb. 8).

Grab 1 (Loculus I-West) befindet sich ca. auf 3,00 m Tiefe auf der Westseite des Schachtes. Die Kammer ist mit weißen Gips verputzt, der eine demotische Inschrift in Rot aufweist. Die Inschrift deutet eine Meinungsverschiedenheit zwischen der Ehefrau des Verstorbenen und ihrer Schwiegermutter an.

Grab 2 (Loculus II-West) ist Teil der Galerien aus der 2. Dynastie, welche in der Westwand von K24 ebenfalls angeschnitten wird auf ca. 8,00 m Tiefe. Der Eingangsbereich wurde ursprünglich mit unregelmäßigen Kalksteinblöcken und Mörtel vermauert, ist aber schon antik entfernt worden. Die Galerien sind durch verschiedene Loculi erweitert und die Zugänge partiell vermauert worden. Ein Teil der Bestattungen wurden gestört. Keramiken in dem Bereich datieren ebenfalls in die Saitisch-Persische Zeit.

Grab 3 (Cubicula I-Nord) ist auf ca. 9,00 m Tiefe in die Nordwand geschlagen worden und besteht aus mehreren kleineren Räumen (cubicula). Der Eingang war mit Kalksteinblöcken verschlossen, wobei die obersten Reihen entfernt worden sind. Die Grablegungen waren gestört durch antike Grabräuber. Neben einem unvollendeten, anthropomorphen Sarkophag fanden sich viele Bestattungen, in denen Mumien übereinander arrangiert worden sind, jeweils durch eine dicke Schicht aus weißem Sand getrennt. Alle Cubicula zeigen einen ähnlichen Aufbau (außer die nordwestliche): eine Sarggrube und einen Felsvorsprung für eine Bestattung. Diverse Kleinfunde wie Uschebtis, Amulette und Keramik, die ebenfalls in die 26. Dynastie datiert konnte geborgen werden.

Grab 4 (Loculus I-Süden) befindet sich auf ca. 9,00 m Tiefe an der Südwand, gegenüber von Grab 3. Es handelt sich um einen länglichen Raum, der die gesamte Länge der Südwand einnimmt. Ursprünglich war die Kammer ebenfalls vermauert – Reste davon waren noch in situ erhalten. Die Blöcke wiesen ebenfalls eine Zeile einer demotischen Filiationsangabe in Rot auf, die auf der Wand darüber ähnlich wiederholt wurde.

Grab 5 (Cubiculum I-Süd) befindet sich auf ca. 20,00 m Tiefe und besteht aus einer kleinen Kammer (ca. 2,85 × 2,25 m, Ost-West-Ausrichtung) mit Zugang im Norden. Der Eingang war durch sechs unregelmäßige Kalksteinblöcke verschlossen, von denen zwei eine demotische Inschrift in Schwarz aufwiesen. Die Bestattungen scheinen einem Onkel und seinem Neffen gehört zu haben.

Grab 6 (Cubicula II-Nord) öffnet sich nach Norden hin auf ca. 30,00 m Tiefe und besteht aus sechs Cubicula. Der Eingang misst ca. 2,00 × 2,10 m und führt in einen Korridor, der aus zwei Teilräumen (Loci 1 und 2) mit Nord-Süd-Ausrichtung besteht (ca. 10,00 m × 5,50 m). Locus 1 weist im Westen (Locus 3) und im Osten (Locus 9) jeweils eine Grabkammer auf. Im zweiten Korridor (Locus 2) befindet sich im Westen (Locus 4) und im Osten (Locus 8) ebenfalls zwei Kammern. Locus 4 wird über eine Art Vorkammer (Locus 5) erreicht. Zwei weitere Räume öffnen sich im Norden (Loci 6 und 7). Alle Loci waren mit Ausnahme von Locus 7 mit unregelmäßig geformten Kalksteinblöcken vermauert. In den verschiedenen Loci befanden sich diverse Kalksteinsarkophage sowie hölzerne Särge mit verschiedenen Beigaben, u. a. Kanopenkrüge, zahlreiche Uschebtisets, Amulette, Keramiken sowie eine vergoldete Silbermaske (Abb. 9–11).

Die Cachette/Grabstätte M21.I

Südwestlich des Nebenschachtes von Psametik wurden 10 Gefäße, die nebeneinander arrangiert worden waren, gefunden (Abb. 12). Die Amphoren enthielten alle Sand, kleinere Kalksteinfragmente sowie Rückstände einer schwarzen Substanz. Einer der Krüge beinhaltete zusätzlich einen Bes-Krug. Das Areal mit der Rasternummer M21 weist einen Kalksteinboden partiell mit Lehmziegeln auf. Im Westen finden sich Reste einer Kalksteinmauer (Nord-Süd-Ausrichtung).

In diesem Bereich befand sich ebenfalls ein Schacht (M21.I), der etwa 1,20 (Ost-West) × 1,35 m (Nord-Süd) mit einer Tiefe von 9,65 m misst (Abb. 13). In ca. 15,00 m öffnet sich der Schacht nach Westen hin in einen länglichen Korridor, der von Osten nach Westen verläuft und in einer länglichen, unregelmäßigen Nische (A-a) endet. In der Nische fanden sich verschiedene fragmentarische Gefäße und Scherben – partiell mit Inschriften in Hieratisch und Demotisch – sowie menschliche Überreste (Abb. 14a–b).

Ein weiterer Gang öffnet sich nach Süden (B), der ebenfalls durch verschiedene kleinere, unregelmäßige Räume bzw. Nischen (u. a. B-a, B-b) nach Osten und Westen gekennzeichnet ist. Diese enthielten ebenfalls gescherbte Keramiken und menschliche Überreste. Die Struktur ist in den Felsen gehauen worden, ohne größere Nacharbeitung.

Publikationen:
  • Rageot, M./Hussein, R. B./Beck, S. et al. 2023: Biomolecular analyses enable new insights into ancient Egyptian embalming, in: Nature, 1–7 (+ Appendixes). Link
  • Hussein, R. B. 2020: The Saqqara Saite Tombs Project. An Overview March 2016–December 2019, in: Kamrin, J./Bárta, M./Ikram, S./Lehner, M./Megahed, M. (eds.), Guardian of Ancient Egypt. Studies in Honor of Zahi Hawass, II, Prag, 627–682.
  • Hussein, R. B./Marchand, S. 2019: A Mummification Workshop in Saqqara. The Pottery from the Main Shaft K24. Saqqara Saite Tombs Project (SSTP) – 2019, in: Bulletin de liaison de la céramique égyptienne 29, 101–132. Link

 

Projektmitarbeiter:

Freiwillige Mitarbeiter:

Ramadan B. Hussein † (Projektleitung 2016–2022), Susanne Beck (Projektleitung, seit 2022), Christian Leitz, Isa Böhme (archäologische Leitung), Mohamed Megahed, Mohamed Ismail, Mohammad Refaat, Warda el-Nagar, Shimaa Sayed, Wessam Saad, Mustafa Tolba, Ahmad Emam (Restaurierung), Osama Saber (Restaurierung), Matthias Lang (Digitale Datenerfassung und Vermessung), Philippe Kluge (Digitale Datenerfassung und Vermessung)

Hilfskräfte:

Carmen Rac