Institut für Soziologie

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06.12.2022

Forschung in Kürze // Research in brief - Dezember

Das Lehrforschungsprojekt "Umgang mit Stigmatisierung und Missachtungserfahrungen" auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2022

Diskriminierung wird in unserer Gesellschaft als illegitime Form der Ungleichbehandlung empfunden und wir empören uns gerne, wenn wir von einer solchen erfahren. Es scheint dabei ganz klar zu sein, wann es sich um eine Diskriminierung handelt: Wenn eine Person aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Personenkategorie benachteiligt wird. Doch ist es tatsächlich immer so eindeutig, wann eine Diskriminierung vorliegt? Wie kommen Personen überhaupt zu der Einschätzung, dass eine erlebte Ungleichbehandlung mit einer (oder einer Verschränkung mehrerer) ihnen zugeschriebenen Personenkategorie(n) zusammenhängt und es sich somit um eine Diskriminierung und nicht um eine „legitime“ Andersbehandlung (z.B. aufgrund unterschiedlicher Leistung) handelt?
Unter anderem mit dieser Frage beschäftigen wir uns in unserem aktuell laufenden Lehrforschungsprojekt (LfP), das Teil der Masterstudiengänge „Soziologie: Diversität und Gesellschaft“ und „Soziologie mit Schwerpunkt empirischer Sozialforschung“ ist. Das von Prof. Dr. Marion Müller und Dr. Sebastian Moser geleitete LfP (Titel: „Umgang mit Stigmatisierung und Missachtungserfahrungen“) läuft seit dem Wintersemester 2021/22. Auf Basis qualitativer Interviews und Gruppendiskussionen beschäftigen sich vier einzelne Forschungsgruppen innerhalb des LfP mit den Diskriminierungserfahrungen von transgeschlechtlichen Personen, Hausmännern, Frauen sowie mit der Arbeit von Antidiskriminierungsstellen.
Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie bekamen wir in der Sektionsveranstaltung „Teilhabe marginalisierter Gruppen in polarisierten Gesellschaften“ die Möglichkeit, erste Ergebnisse des LfP vorzustellen. Unter dem Thema „Mikrosoziologische Analysen migrantischer Marginalisierungs- und Diskriminierungserfahrungen“ stellten wir gemeinsam mit unseren Dozierenden Ausschnitte aus unseren bisher geführten Interviews und erste Interpretationen vor. In der daran anschließenden Diskussion bekamen wir von den Zuhörer*innen hilfreiche Anregungen und Rückmeldungen dazu. Dabei empfanden wir es als sehr motivierend, dass wir - obwohl es sich bei unserer Forschung „nur“ um ein Lehrforschungsprojekt handelt - die Möglichkeit hatten, eigene Forschungsergebnisse vor interessiertem Publikum zu präsentieren und mit anderen Wissenschaftler*innen auf Augenhöhe zu diskutieren.
Auch über die Vorstellung unseres Projekts hinaus, war der Besuch des DGS-Kongresses für uns eine bereichernde Erfahrung, die die Breite des Faches Soziologie erfahrbar machte. In unterschiedlichen Ad-Hoc-Gruppen, Sektionsveranstaltungen und Vorlesungen durften wir spannende Einblicke in diverse Forschungsprojekte und aktuelle theoretische Debatten erhalten, z.B. zu Themen wie Männlichkeit und Körperlichkeit, Wohnungslosigkeit und Klimawandel. Dabei konnten wir unter anderem Vorträge von bekannten Soziolog*innen aus ganz Deutschland hören, deren Namen man sonst nur aus der Seminarliteratur kennt.
Für uns alle war die Teilnahme an dem Kongress und die Vorstellung eigener (vorläufiger) Forschungsergebnisse eine spannende Erfahrung und wir würden allen wissenschaftlich interessierten Studierenden empfehlen, eine solche Möglichkeit wahrzunehmen.

Elena Erstling, Christina Lim, Karin Shima, Alicia Protze

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