Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

Pia Schramm: Hegemoniale Gedenkpraktiken und rechtspopulistisches Erinnern im Kontext nationaler Monumente und Feiertage (Arbeitstitel)

Erstbetreuer: Prof. Dr. Christoph Bareither
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Sharon Macdonald

Das Promotionsvorhaben entsteht im Rahmen des Drittmittelprojekts “Challenging Populist Truth-Making in Europe” (kurz: CHAPTER) und befasst sich mit der Frage, wie sich Erinnerungspraktiken, rechte Ideologien, materielle Räume und materielles Erbe im Kontext von nationalen Denkmälern und Gedenktagen verflechten. Solche historischen Orte und Daten geben rechten Akteur*innen die Möglichkeit, Gemeinschaft zu imaginieren und kollektiv an der emotionalen Identifikation mit der Nation teilzunehmen. Hegemoniale Erinnerungs- und Gedenkpolitiken schließen nicht nur bestimmte Mitglieder einer Gemeinschaft ein, sondern inhärent auch andere aus. Diese Praktiken des Ein- und Ausschlusses beziehungsweise die in Heritage eingeschriebene ‘grammar of belonging’ machen sich Rechtspopulist*innen zunutze, indem sie die Vergangenheit instrumentalisieren und polarisieren. Das Promotionsprojekt betrachtet Erinnerungsorte und Gedenktage wie beispielsweise den Volkstrauertag, Soldatengräber und Monumente wie das Völkerschlachtdenkmal, die von rechtspopulistischen Akteur*innen glorifiziert und in den Mythenkanon aufgenommen werden. Dabei gehe ich den Fragen nach, wie die Akteur*innen Vergangenheit im Sinne eines rechtenI ‘nation buildings’ in der Gegenwart umdeuten, welche Rolle Emotionen dabei spielen, und wie sich rechtes Gedenken und hegemoniale Erinnerungspolitik zueinander verhalten. Methodologisch geht die Studie multisited vor und betrachtet die Praktiken von Gedenkenden in Wechselwirkung mit Kuratierpraktiken von Institutionen wie Parteien, Museen und Vereinen. In einer digitalisierten Welt findet Umdeutung von Erbe auch online statt und visuelle Aspekte spielen eine wichtige Rolle, entsprechend ist ein zweiter Strang der Forschung eine Online-Ethnografie auf stark visuell ausgelegten Social-Media-Plattformen. Die Forschung trägt zur interdisziplinären Diskussion zum Umgang mit (schwierigem) Erbe bei und bezieht neben gelebten Gedenkpraktiken auch historische Quellen und Archivmaterial ein.