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Bestandsprofil

Das Fach "Religionswissenschaft" wird an der UB Tübingen im Rahmen des 'Fachinformationsdienstes (FID) Religionswissenschaft' betreut.

Hierfür erwirbt die UB wissenschaftlich relevante Literatur ohne konfessionelle oder weltanschauliche Vorbehalte nach einem vorgegebenen Profil. Danach wird Literatur zur allgemeinen Religionswissenschaft (z.B. Theorie, Methodendiskussion) sowie Literatur zu Vergleichen zwischen Religionen und Weltanschauungen gesammelt. Publikationen, die ausschließlich erbaulichen Charakter haben, sind von der Erwerbung ausgenommen.

Zu Geschichte und Selbstverständnis der Religionswissenschaft

Religionswissenschaft begann sich im 19. Jahrhundert als eigenständige Disziplin zu etablieren, nachdem entsprechende Fragestellungen zuvor im Rahmen der systematischen Theologie und der Missionswissenschaft einerseits, in der Ethnologie sowie den literaturwissenschaftlichen Fächern - vor allem der Orientalistik - andererseits behandelt wurden.

In Tübingen hielt der Indologe und Orientalist Rudolf von Roth (1821-1895) regelmäßig Vorlesungen zur Religionsgeschichte. Als gleichzeitiger Leiter der Universitätsbibliothek sorgte Roth für den Aufbau eines Bestands an grundlegenden Werken zu den nicht-christlichen Religionen, wobei die Religionen Asiens einen Schwerpunkt bildeten.

Heute kommt der Religionswissenschaft aufgrund der religiösen Pluralisierung und anderen gesellschaftlicher Entwicklungen erhöhte Bedeutung zu. So erklärt der Wissenschaftsrat in seinen "Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen" (Drs. 9678-10, Berlin 29. 01. 2010): "Die Besonderheit der Religionswissenschaft liegt weniger in ihrer Methodik oder in der Exklusivität ihres Gegenstandes 'Religion' als vielmehr in ihrem systematischen Anspruch sowie in ihrer komparativen Perspektive, mit der sie empirisch und theoretisch-systematisch religiöse Phänomene innerhalb und außerhalb moderner westlicher Gesellschaften erforscht." (ebda. S. 87)

Das Sondersammelgebiet 'Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft' wurde seit 1981 von der Universitätsbibliothek Tübingen betreut, es oblag zuvor der Universitätsbibliothek Marburg und wird dort auch heute noch als Sammelschwerpunkt Religionswissenschaft hervorgehoben.

Seit 2016 betreut die UB Tübingen den Fachinformationsdienst (FID) Religionswissenschaft. Dieser bietet neben der Erwerbung, Erschließung und Bereitstellung fachrelevanter Forschungsliteratur verstärkt moderne Dienstleistungen der Informationsversorgung an und steht in engem Austausch mit der Fachgesellschaft 'Deutsche Vereinigung für Religionswissenschaft'.

Eine Quantifizierung des älteren Bestandes an religionswissenschaftlicher Literatur ist nicht möglich, da er in früherer Zeit statistisch unter Theologie oder unter den orientalistischen Fächern erfasst wurde.

Seit das Fach als eigenes DFG-Sondersammelgebiet an der UB Tübingen gepflegt wird, wächst der Bestand religionswissenschaftlicher Literatur von anfangs (1981) ca. 250 Bänden bis auf ca. 600 Bände jährlich. Dabei ist zu beachten, dass Werke, die eine oder mehrere der asiatischen und orientalischen Religionen zum Gegenstand haben (Islam; Buddhismus, Hinduismus, Jainismus, Sikhismus u.a) in ihrem jeweiligen regionalen Sondersammelgebiet gesammelt und nicht bei diesem SSG Religionswissenschaft mitgezählt wurden.

Bis zum Transfer des SSG in den FID Religionswissenschaft wurden etwa 150 religionswissenschaftliche Zeitschriften gehalten, knapp die Hälfte in der hauseigenen Datenbank 'Index Theologicus' erschlossen. Eine größere Zahl von religionswissenschaftlich relevanten Beiträgen stecken zudem in orientalistischen, indologischen und kulturwissenschaftlichen Zeitschriften, die zu erschließen eines der Anliegen des neuen FID Religionswissenschaft ist