Bad Frankenhausen - Stadtprofil

Lage und Geologie

Bad Frankenhauser ist eine Kultur- und Erholungsstadt mit 10.000 Einwohnern. Das kleine Städtchen liegt ebenso wie Weimar im Thüringer Becken (mehr dazu hier). Das Thüringer Becken wurde während der saxonischen Gebirgsbildung, also seit dem Jura, angelegt (Eberhardt 1976). Mit der Heraushebung des Harzes (mehr dazu hier), wurden das Deckgebirge herausgehoben und leicht schräggestellt, so dass sich die Schichten schwach nach Süden fallen (edb.). Unterbrochen und somit kompliziert wird dieses Bild durch den Kyffhäuser Berg.  Er gehört der Grundgebirgsscholle an. Die Hebungstendenzen waren so groß, dass die Deckschicht durchstoßen wurde und der Unterbau zu Tage kam (ebd.). Man nennt den Kyffhäuser auch das kleine Abbild des Harzes. Im Norden erhebt sich eine markante Bruchstufe aus dem Buntsandstein, ebenso wie im Süden, zu Bad Frankenhausen hin. Im Eozän setzte die Salzauslaugung ein. Aus Salzsteinen des Trias wurden gigantische Mengen Salz gelöst und in die heutigen Solequellen bei Bad Frankehausen eingetragen (Eberhardt 1976, S. 4). Dieser Massenverlust in der Tiefe führte zu einem Nachsacken der hängenden Gesteinsserien und schließlich zur Bildung der breiten Niederung, die man heute um den Kyffhäuser findet (edb.). Man nennt es auch Salzauslaugungstal. Im Pleistozän setzte sich der Prozess der Salzauslaugung weiterhin fort. Durch neue tektonische Aktivität wurde der unterirdische Prozess erneut belebt.  Auch im Holozän riss diese Entwickelung nicht ab. Erdfälle, Schrägstellung von Gebäuden, so des Kirchturms von Bad Frankehausen und die mächtigen Auenlehme und -tonsedimente, legen davon Zeugnis ab (Eberhardt 1976, S. 5).
 

Geschichte

Die ersten entdeckten Spuren von der Anwesenheit von Menschen stammen aus dem letzten Interglazial, der Eem-Warmzeit. Die Franken eroberten 531 das Gebiet und herrschten über Thüringen. Die Endung -hausen ist ein charakteristisches Merkmal einer von Franken gegründeten Stadt, was Bad Frankenhausen (bis 1927 eigentlich noch Frankenhausen) deutlich als Siedlung der Eroberer zu erkennen gibt (Eberhardt 1976, S. 22). Im 9. Jahrhundert wurde Bad Frankenhausen erstmals urkundlich erwähnt, als das gesamte Gebiet um den Kyffhäuser in das Blickfeld des sächsischen Herzoggeschlechts der Ludolfinger rückte (edb.). 1282 erhielt die Stadt das Marktrecht. 1525 war Bad Frankehausen Schauplatz der letzten Schlacht des deutschen Bauernkriegs, der mit einer blutigen Niederlage seitens der Bauern endete. Diese Schlacht wird heute in dem Panorama Museum in Bad Frankehausen eindrucksvoll dargestellt. Durch den dreißigjährigen Krieg erlitt das ganze Kyffhäusergebiet einen schweren Rückschlag. Und mit den darauffolgenden Pestjahren kam es zu einem enormen Bevölkerungsschwund (Eberhardt 1976, S. 30). 1701 ließen sich ersten Perlmuttknopfmacher nieder und ein neuer Handwerkszweig wurde entdeckt. Die Perlmuttknopfindustrie wurde zum Ausgangspunkt einer klassenbewussten Arbeiterschaft (Eberhardt 1976, S. 32). 1650 wurde erstmals erwähnt, dass aufgrund der Salzauslaugung und des nachsackenden Bodens der Turm der Oberkirche leicht schiefgestellt wurde. 1799 eröffnete das erste Krankenhaus und 1879 das erste Kinderkurheim. Bab Frankenhausen machte sich einen Ruf als Kurort mit Salzbädern. In der NS Zeit erlebte Bad Frankenhausen ein dunkles Kapitel, denn hier wurden Behinderte hin verschleppt und ermordet. 1945 wurde die Stadt ohne großen Kampf an die rote Armee übergeben (Eberhardt 1976, S. 154). Es wurden ehemalige Großgrundbesitzer enteignet und im Zuge der demokratischen Bodenreform wurde der Boden aufgeteilt. In der DDR verfielen viele Häuser.
 

Stadtentwickelung 

Die Stadt Bad Frankenhausen wurde um 500 n. Chr. von den Franken gegründet, die sich die Stadt als Salzquelle sicherten. Im Mittelalter wurde eine befestigte Stadt gebaut, um Stadt und die Salzquellen zu sichern (Eberhardt 1976, S. 28). Berits im 13. Jahrhundert erweis sich die Stadtmauer als zu kleiner Ring und zudem als unpraktisch, da die Salzquellen teilweise außerhalb lagen (Eberhardt 1976, S. 157). Zwischen dem 13. und dem 14. Jahrhundert wurde eine Stadterweiterung durchgeführt und die Stadtmauer versetzt (Eberhardt 1976, S. 157). Bis zum Begin des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt nicht über ihre Stadtmauern hinaus. Erst im 20. Jahrhundert drangen neue Stadtgebiete bis an den Südhang des Kyffhäuser.
 

Wirtschaft 

Die wirtschaftlichen Strukturen veränderten sich bis ins 19. Jahrhundert kaum. Nur die landwirtschaftliche Tätigkeit nahm im Bereichen der Aue zu.  Salz wurde weiterhin gefördert, obwohl mit modernen Großproduktionen nicht Schritt gehalten werden konnte Doch die Fördermenge reicht schon seit jeher aus, um einen bescheidenen Wohlstand zu sichern. Zu einer tatsächlichen Industrialisierung kam es in den Kyffhäusergebieten erst nach dem zweiten Weltkrieg. Heute ist das Kyffhäusergebiet seiner Struktur nach ein Industrie-Agrar-Gebiet. Weiterhin ist die Knopfindustrie ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor (Eberhardt 1976, S. 34). Nach dem 2. Weltkrieg wurde um 1950 langsam die Kurtätigkeit wieder aufgenommen. Bereits 1954 arbeitet die Hälfte der Einwohner in Einrichtungen der nichtmateriellen Produktion. Entscheidender Anteil daran haben das Gesundheitswesen durch das Krankenhaus, das Volkssohlbad und die Poliklinik (Eberhardt 1976, S. 163). Der Kurtourismus wurde schnell zum wichtigsten Wirtschaftszweig und blieb es bis heute.

Das Kyffhäuser Gebirge

Bad Frankenhausen liegt im Kyffhäuser Gebirge. Das Kyffhäuser Gebirge ist ein kleines Pultschollengebirge (200-450 m ü. NN) aus paläozoischen Gesteinen. Es hat eine Fläche von 81 km² und liegt in der deutschen Mittelgebirgsschwelle (Bundesamt für Naturschutz 2012). Es entstand durch eine Fernwirkung der Alpenbildung. Wie der Harz flacht sich der Kyffhäuser steil nach Norden und flach nach Süden ab.
Im Kyffhäuser Gebirge dominiert die forstwirtschaftliche Nutzung der großen Buchenbestände (Bundesamt für Naturschutz 2012). Im Süden befindet sich der Zechsteinsaum, ein durch Ackerlandschaften geprägter Gürtel aus Gips- und Kalkhängen. Im Norden des Kyffhäuser ist der Boden durch Lösseinwehungen während der Eiszeiten sehr fruchtbar und es wird dementsprechend viel Ackerbau betrieben (Bundesamt für Naturschutz 2012). Aus diesem Grund wird die Fläche zwischen dem Harz und dem Kyffhäuser auch als Goldene Aue bezeichnet. Aber auch der Kupferabbau war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Schlackhalden bleiben als Überbleibsel dieses Abbaus Teil der Landschaft (Brust 2005).
Zudem hat der Kyffhäuser eine große historische und politische Bedeutung. Auf dem Kyffhäuser Burgberg wurde von 1890 bis 1896 das Kyffhäuserdenkmal errichtet. Dieses ist 81 m hoch und wurde von Bruno Schmitz erbaut, der später auch das Völkerschlachtdenkmal errichten sollte. Es ist ein Denkmal an Kaiser Wilhelm. Die Errichtung dieser Denkmäler war nach seinem Tod 1888 häufig. Neben der Funktion des Erinnerns an den Kaiser sollten sie zudem eine symbolische Funktion einnehmen als Bauwerke "gegen äußere und innere Feinde", vor allem die inneren Feinde die Sozialdemokraten (Münkler 2018). In dem Denkmal zu sehen ist ein sitzender Barbarossa und ein Reiterstandbild vom Wilhelm dem I. Durch den Barbarossa soll die Kontinuität des mittelalterlichen ersten Reiches und dem zweiten deutschen Reich dargestellt werden (Münkler 2018). In der NS-Zeit wurde der Kyffhäuser Burgberg zu einem wichtigen Symbol, da hier nach der Reichseinigung ein Verein deutscher Studenten entstand, der Juden aktiv ausschloss (Schletz o.J., S. 5).

Dazu ist im Kyffhäuser Gebirge auch die Barbarossahöhle zu finden. In dieser etwa 15 000 m² großen Anhydrithöhle soll in den Steinformationen der sitzende Barbarossa zu erkennen sein. Um diesen rankt sich eine Sage, die nach mit der Reichseinigung auch politisch verwendet wurde. Die Sage besagt, dass der Friedenskaiser Barbarossa (Friedrich der I.) In der Barbarossahöhle mitsamt seiner Getreuen schläft, um das Reich zu retten und es zu neuer Herrlichkeit zu führen. Er sitzt in der Höhle an einem Steintisch. Sein Bart wächst – während er schläft – weiter und liegt bereits zweimal um den Tisch herum. Erreicht er jedoch ein drittes Mal, beginnt das Ende der Welt. Alle 100 Jahre wird ein Zwerg aus der Höhle geschickt, um zu schauen, ob noch immer Raben um den Burgberg kreisen. Wenn ja, dann schläft Barbarossa weiter. Sind die Raben jedoch nicht mehr da, erwacht der Kaiser und wird am Walserfels die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse schlagen. Der Ausgang dieser Schlacht ist jedoch unklar (Barbarossahöhle 2015). Mit der Reichseinigung 1871 wurde diese Sage als erfüllt bewertet und Wilhelm der I. zum Barbablanca erklärt. Infolge wurde diese Sage als Erklärung für das imperialistische Streben des Kaiserreichs genutzt (Schletz o.J., S. 16–17). Im dritten Reich fand über sie eine Anknüpfung an das „erste“ mittelalterliche Reich statt. Jedoch kam auch nach dem 2. Weltkrieg die Sage weiter auf, beispielsweise im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung (Schletz o.J., S. 11). Aufgrund dieser politischen Symbolik spielt der Kyffhäuser auch in der neuen rechten Bewegung immer wieder eine Rolle (Schletz o.J., S. 5).

 

Literaturverzeichnis