Bautzen - Stadtprofil

Lage und Geologie 

Bautzen liegt an der Spree in der Oberlausitz und ist vor allem als Hauptstadt der Sorben, einer der vier ethnischen Minderheiten Deutschlands, bekannt. Es liegt etwa 50 km südlich von Dresden am Übergang des Lausitzer Berglandes in das Tiefland im Norden. Das Gebiet wurde im Pleistozän periglazial und glazifluvial überprägt. Schmelzwassersande überlagerten das Grundgebirge. Deshalb treten Kiesen und Sande oberflächennah auf (Beeger und Quellmalz 1994). Die Böden im Stadtgebiet haben sich vor allem aus Lössschlamm entwickelt und es dominiert heute die Parabraunerde (Beeger und Quellmalz 1994).
 

Geschichte 

Um 700 n.Chr. siedelten sich Sorben im Gebiet der heutigen Niederlausitzt an. Zuvor gab bereist eine germanische Vorbevölkerung, welche aber bereits im 6. Jahrhundert abgewandert war (Müller und Steinberg 2020). Im Jahr 1002 wurde Bautzen erstmals als Hauptort des sorbischen Stammes der Milzener erwähnt (ebd.). 1213 erhielt Bautzen das Stadtrecht. Schon im frühen Mittelalter zählte es zu den größten Städten Mitteldeutschlands. Die urbane Verdichtung in der Oberlausitzt ist auf die Lage an der Handelsstraße Via Regia, der bedeutendste Ost-West-Verbindung der Vormoderne, zurückzuführen (Müller und Steinberg 2020). Diese Region wurde deswegen auch als "Brückenlandschaft" bezeichnet.
Im zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt großen Schaden. Mit dem Ende des zweiten Weltkreigs wurde die Landesstrafanstalt Bautzen ein Speziallager der Sowjets für vom Militär Verurteilte, sogenannte „internierte“ Häftlinge (Müller und Steinberg 2020). Ab 1950 wurden die Gefängnisse von der neu gegründeten DDR als Gefängnisse der Staatssicherheit weitergeführt und mit politischen Gefangenen belegt.
 

Wirtschaft 

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in der Oberlausitz eine dominante Textilwirtschaft in einem Dreiecksverhältnis mit Böhmen und Schlesien (Müller und Steinberg 2020). Die Anbindung an die Eisenbahn förderte die wirtschaftliche Entwicklung. Die Landwirtschaft oder Hausindustrie waren von kleinräumiger Mobilität" und der Durchlässigkeit der Grenzen z.B. nach Polen abhängig. Bis Heute blieben die Textilwirtschaft und der Kohleabbau dominierend für diese Region (Müller und Steinberg 2020).

Staatssicherheits-Gefängnis Bautzen II

Am 17.08.2021 fand eine Führung durch die Gedenkstätte "Bautzen" statt. Diese Gedenkstätte wurde in den Räumlichkeiten des Stasi-Gefängnisses Bautzen II 1993 nach deren endgültigen Schließung gegründet und befindet sich im Stadtteil Nordostring.
Das Gefängnis wurde 1906 errichtet und seither in verschiedenen Funktionen genutzt. 1956 richtete dort das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eine Haftanstalt für ausgewählte Sondergefangene ein. Dazu zählten z.B. Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland, Spione oder Kriminelle mit Sonderstatus. Insgesamt wurde das Gefängnis mit 200 Haftplätzen ausgestattet (Ostsachsen 2021, stsg 2021).
Ab 1963 wurden erstmalig weibliche Häftlinge aufgenommen, wodurch Bautzen II das einzige Gefängnis in der DDR war, welches Frauen sowie Männer unter einem Dach gefangen hielt. Durchschnittlich waren 150 Menschen inhaftiert. Der Höchststand wurde im Juli 1962 mit 260 Inhaftierten verzeichnet.
Es kam immer wieder zu Misshandlungsfällen der Häftlinge seitens der Angestellten. Auch die teils jahrelange Isolierungshaft einiger Häftlinge widersprach geltendem DDR-Recht Diese galten als Verstoß gegen das Strafvollzugsgesetz der DDR, wurden jedoch in der DDR nicht strafrechtlich verfolgt und auch nach der Wende gab es aufgrund von mangelnden Beweisen nur eine einzige Verurteilung von einem Angestellten. Diese fehlende juristische Gerechtigkeit ist auch heute noch für die Betroffenen schwer zu verkraften. Am 3. Dezember 1989 demonstrierten erstmals Bautzener Bürger im Zuge des sich abzeichnenden politischen Umbruchs vor Bautzen II für die Freilassung der politischen Häftlinge und im Gefängnis selber kam es zu einem Hunger- und Arbeitsstreik. Mit einer Pressekonferenz am 6. Dezember wurde das Gefängnis zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Freilassung der politischen Häftlinge dauerte dennoch bis zum 22. Dezember 1989 (Fricke & Klewin 2007, Hattig et. al 2008).
 

Stadtimage

Die Geschichte der Stadt Bautzen ist seit dem Beginn des 20. Jahrhundert mit den beiden Gefängnissen Bautzen I, welches aufgrund der gelben Farbe des Klinkersteins der Fassade und der Situation der Inhaftierten auch "Gelbes Elend" genannt wurde, und Bautzen II verbunden. Bautzen I, auch noch heute als eine JVA in Verwendung, wurde früher als ein Sowjetisches Speziallager genutzt. Bautzen II steht mitten im Bautzener Villenviertel und ist ein ehemaliges Stasi-Gefängnis. Zu Zeiten der DDR wurde das Gefängnis von den Anwohnern als nonexistent behandelt. Sogar die Fenster des Justizgebäude direkt nebenan wurde geschwärzt, damit man nicht auf den Hof von Bautzen I blicken konnte. Heute ist das Gebäude durch den Einsatz ehemaliger Häftlinge als die Gedenkstätte Bautzen über die damaligen Verhältnisse und Geschichte aufklärt bekannt (Bautzen – Gedenkstätten o. J.). Diese Entwicklung wurde von der Stadtbevölkerung nicht begrüßt. Man wünschte sich einen Imagewandel der Stadt, da man die Assoziation mit dem Gefängnis als ein enorme Last empfunden hat. So sollte das Gebäude entweder umgenutzt oder auch abgerissen werden (Humanities – Sozial- und Kulturgeschichte 2015). Durch den Einsatz eines Komitees konnte das zwar verhindert werden, allerdings zeigt das Stadtmarketing und auch die Stadtwebsite wenig Bemühen die Geschichte mit einzubeziehen. Sie konzentrieren sich eher darauf die Bautzener Altstadt zu revitalisieren und die Einwanderung zu stärken. Die Stadtverwaltung beteiligt sich an dem deutsch-polnischen Projekt REVIVAL, das sich genau auf diese Themen spezialisiert und klammern die Geschichte aus (REVIVAL 2020).
Neben Bautzens Geschichte ist die Stadt aber auch für ihren Senf bekannt, der seit 1953 als Bautzener Senf hergestellt wird. Die lange Tradition der Senfherstellung wird sowohl in einem eigenen Senfmuseum als auch in den alljährlich stattfindenden Bautzener Senfwochen gefeiert (Bautzner Senf o. J.).
Einen elementaren Teil der Stadt bilden die Sorben, die als westslawische Ethnie die Stadt und deren Image schon seit Jahrhunderten prägen. Bautzen bildet deren politisches und geistig-kulturelles Zentrum. Auch die Sprache wird durch zweisprachige Beschilderung aller Straßen, Plätze und öffentlichen Einrichtungen und auch in diversen sorbischen Kindergärten und Schulen gepflegt (Bautzen – Sorben o.J.).
 

Literaturverzeichnis: