Quedlinburg - Stadtprofil

Lage und Geographie 

Die UNESCO Weltkulturerbestadt liegt im nördlichen Harzvorland. Mit ihren 23.600 Einwohnern und 120,4 km² ist die Stadt das größte Flächendenkmal Deutschlands.
Das nördliche Harzvorland hat den Charakter einer Tieflandbucht, die von mehreren Höhenzügen gegliedert wird. Dazu gehören auch der Hoppelberg und die Thekenberge, die in der Nähe von Quedlinburg liegen (Reichhoff et al. 2000). Die Teufelsmauer bei Thale ist eine der eindrucksvollen Erscheinungen dieser Höhenzüge. Diese Höhenzüge sind überwiegend aus Sandstein aufgebaut, der felsartig herausragt. Das nördliche Harzvorland gehört zu der subherzynen Senke, die durch die saxonische Gebirgsbildung entstanden ist (Reichhoff et al. 2000).
Durch die varizische Gebirgsbildung kam es zur Nordrandharzstörung, die durch Thale, Blankenburg und Gernrode verläuft (Reichhoff et al. 2000). Hierbei wurde das verfestigte und gefaltete Schiefergebirge des Harzes um etwa 3000m versenkt. Gleichzeitig wurden jüngere Schichten vom Zechstein bis zu Oberkreide steilgestellt und überkippt. Man findet vor allem Gesteine aus dem Trias (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) sowie aus dem Zeitalter Jura und der Kreide. Gesteine der unteren Kreide findet man vor allem am Quedlinburger Sattel (Reichhoff et al. 2000). Am Hoppelberg bei Halberstadt treffen der nördliche und der südliche Höhenrücken des Quedlinburgers Sattels aufeinander. Das Quedlinburger Schloss steht auf einem Kreidesandsteinfels, der die Südflanke des Sattels markiert.
Infolge der tektonischen Hebungen in der Kreide wurden am Harzrand Gesteinsschichten gestaucht, aufgerichtet und Teile überkippt. Die verkippte und emporsteigende Harzscholle schleppte Schichten des Buntsandsteins, Muschelkalks, Keupers und der Kreide mit und richtete sie horizontal auf (Reichhoff et al. 2000). Durch spätere Erosion bleiben die verwitterungsbeständigen Gesteine in schmalen „Mauern“ stehen. Somit kann man heute die sogenannte Teufelsmauer zwischen Thale und Blankenburg bewundern. Die Teufelsmauer befindet sich in der Nordharzer Aufrichtungszone und besteht aus einer Schicht der oberen Kreide. Das Gestein ist verkieselter Heidelberger-Sandstein (Reichhoff et al. 2000). Die Teufelsmauer ist das älteste Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts.
Die restliche Landschaft ist überwiegend mit pleistozänen Sedimenten, die durch Schmelzgewässer, Moränen und fluviale Schotter, eingetragen wurden bedeckt. Quedlinburg befindet sich in der Bodenlandschaft der Berg- und Hügelländer aus nicht metamorphen Sand-, Ton-, oder Schluffstein. Die Landschaft wird noch heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
 

Geschichte

Man kann von einer dauerhaften Besiedlung des Gebiets seit der Steinzeit ausgehen. Das Gebiet war aufgrund seiner ertragreichen Lössböden schon immer attraktiv. 922 gründetet Heinrich I. in Quedlinburg einen Königshof. Von 936 bis 1802 residierte hier der Hochadel. 994 bekam die Stadt das Marktrecht verliehen. Die Stadt wurde durch Reichstage, geistliche Konvente und Handel berühmt. Nach dem dreißigjährigen Krieg kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und ab hier entstanden die meisten der heute noch erhaltenen Fachwerkhäuser. Seit dem 16. Jahrhundert wurde in Quedlinburg die Gärtnerei forciert. Daraus resultierten die Gründung vieler Saatzuchtbetriebe und Forschungseinrichtungen. Im ersten Weltkrieg gab es viele Zwangsarbeiter in Quedlinburg, die in der Landwirtschaft arbeiten mussten (Reichhoff et al. 2000). Im zweiten Weltkrieg befanden sich drei Außenstellen von Konzentrationslagern in der Stadt. Da die Amerikaner 1945 die Stadt widerstandslos einnahmen, kam es zu keiner Bombardierung und die Häuser der Stadt blieben unversehrt. Die Amerikaner wurden von den Sowjets abgelöst und so gehörte Quedlinburg zur Sowjetischen Zone und später zur DDR. Nach der Wende wurde Quedlinburg in die Liste der Weltkultur- und Naturerbe der UNESCO aufgenommen (Oppida 2018).

Stadtentwickelung 

Die historische Kernstadt gliedert sich in den ehemaligen Königsbesitz (Schlossberg, Westendorf und St. Wiperti Kirche) und die 994 gegründete nördlich gelegene Altstadt. Im 12. Jahrhundert wurde östlich die Neustadt gegründet. Quedlinburg wuchs erst recht spät über seinen mittelalterlichen Stadtmauern hinaus. Somit blieb auch die Einwohnerzahl bis dahin recht konstant. Erst im 19. bis 20. Jahrhundert wurde um die Kernstadt ein Gürtel aus Villen im Jugendstil gebaut (Oppida 2018). Im Zuge der Industrialisierung entstanden außerhalb des Gürtels neue Ortsteile, wie die Kleysiedlung, und Neubaugebiete in der Südstadt.
 

Wirtschaft 

Zur Zeit der Industrialisierung wuchs auch in Quedlinburg die wirtschaftliche Kraft. Es siedelten sich Unternehmen der Metallverarbeitung und Samenzucht an. Mit der Anbindung an das Eisenbahnnetz im 18./19. Jahrhundert wurde Quedlinburg von weltwirtschaftlicher Bedeutung im Saatzuchtbereich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden alle Werke zwangsenteignet und in staatliche Formen überführt (Stadt Quedlinburg 2021). Heute ist der Tourismus für die UNESCO Weltkulturerbestadt der größte wirtschaftliche Faktor.
 

Stadtimage

Die Region in der Quedlinburg liegt, ist positiv durch Kultur- und Erholungstourismus geprägt und seit 2008 ist die Stadt auch ein staatlich anerkannter Erholungsort. Damit erweist sich der Tourismus als die wichtigste wirtschaftliche Größe in Quedlinburg. Ein weiterer Touristenmagnet ist die Auszeichnung der Stadt als UNESCO-Weltkulturerbe. Quedlinburg ist durch dessen Fachwerkensemble das größte Flächendenkmal Deutschlands. Daraus ergibt sich ein positives Image, das sich in der Einmaligkeit und dem historisch-kulturellen Wert Quedlinburgs manifestiert. Allerdings kommt es auch durch die finanzielle Belastung, aufgrund des gravierenden Verfall des Weltkulturerbe zu negativen Auswirkungen, die durch das UNESCO-Siegel bewirkt wurden. Denn um die Auszeichnung zu behalten, müssen die Fachwerkhäuser immer in Stand gehalten werden.

Trotz dieser Schwierigkeiten ist Quedlinburg ein international anerkanntes Aushängeschild für die städtebaulich-denkmalpflegerisch interessierte Politik, Kultur und Öffentlichkeit. So gibt es einen jährlichen Kongress zu „Städtebaulichem Denkmalschutz“ und eine Eröffnungsveranstaltung zum „Tag des offenen Denkmals“. Die gesamte Imagebildung und das Stadtmarketing bewirkte einen Interessenschub bei Verbänden und Parteien und verstärkte die Nachfrage nach Immobilien und Büroräumen. So erreichte das Image auch außerstädtische Interessenten (Manz 1994).
 

Literaturverzeichnis: