Hohenmölsen - Stadtprofil

Lage und Geologie

Ebenso wie Leipzig liegt die kleine Stadt Hohenmölsen (9.510 EW) in der Leipziger Bucht (genaueres zur Leipziger Bucht hier) (Stadt Hohenmölsen 2021). Jedoch befinden wir uns nun in Sachsen-Anhalt. Das Gebiet um Hohenmölsen ist stark vom Braunkohleabbau geprägt. Im Tertiär, vor allem im Eozän, kam es zu Meerestransgression und -regression. So lagerten sich marine und terrestrische Sedimente wechselnd ab. In der Rückzugsphase des Meeres kam es zur Bildung von Mooren und Sümpfen, aus denen sich die Braunkohleflözen heraus entwickelten (wie auch schon hier beschrieben). Vor der Zeit des Kohleabbaus war das Gebiet geprägt durch kleine Täler und fließende Bäche. Durch den äolisch eingetragenen und sehr fruchtbaren Löss gibt es in dem Becken ertragreiche Böden, die eine intensive Landwirtschaftliche Nutzung möglich machen.  Doch durch den Kohleabbau kam es zum Absenken des Grundwasserspiegels und auch der ertragreiche Boden wurde abgetragen. Somit wurde die landwirtschaftliche Bearbeitung des Bodens immer schwerer. Östlich der Stadt liegt der Braunkohletagebau Profen, der von der Firma MIBRAG betrieben wird.

Geschichte

1284 erhielt die Stadt das Markrecht . Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte die Stadt mehrere verehrende Brände und wurde stark zerstört (Stadt Hohenmölsen 2021). Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Braunkohlevorkommen um Hohenmölsen herum entdeckt. Es entwickelten sich erste Tagebauten.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Sachsen zur sogenannten „Zuckerprovinz“. Es setze eine verstärkte Industrialisierung ein und die Zahl der Zuckerfabriken steig rasch an (Popke und Thomas 2015). Dass diese Fabriken einen enormen Brennstoffbedarf hatten, beeinflusste die Entwickelung der Braunkohleindustrie enorm. Durch dem stetig wachsenden Bedarf an Braunkohle wurden die Tagebauten immer größer und es kam zu einer Umsiedelung der Bevölkerung und Entstehung von neuen Stadtteilen (Popke und Thomas 2015).

Nach dem zweiten Weltkrieg erreichte der Braunkohleabbau bei Hohenmölsen neue Dimensionen, da die DDR fast ausschließlich auf heimische Braunkohle setzte. Somit erfolgte der Großtagebau ohne Rücksicht auf Verluste und viel natürlicher Lebensraum ging verloren. Nach der Wende 1990 wurden die meisten Tagebauten stillgelegt und eine jahrhundertalte Bergbautradition endete abrupt (mehr dazu hier).

Stadtentwicklung

Hohenmölsen wurde durch mehrere große Brände stark zerstört und somit auch die alten Häuser. Mit mehreren Eingemeindungen vergrößerte sich die Fläche Hohenmölsens stets (Stadt Hohenmölsen 2021). Nach 1945 wurde ein maximum der Braunkohlefördermenge forciert. Dazu wurden große Flächen beansprucht und es wurde konsequent gebaggert, Menschen umgesiedelt und Wälder gerodet. Jahrhundertalte Gutshöfe, Kirchen und Kulturdenkmäler wurden dabei zerstört (mehr dazu hier). Im Rahmen des Braunkohleabbaus wurden bis zu 20 Ortschaften devastiert. Aufgrund des Tagebaus mussten 6000 Menschen ihre Häuser verlassen und wurden nach Hohenmölsen und Zeis umgesiedelt (Popke und Thomas 2015).

Wirtschaft

Der Braunkohleabbau ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor für Hohenmölsen. Er begann bereits Mitte des 18. Jahrhunderts in kleinen bäuerlichen Gruben. Somit ist das Revier um Hohenmölsen das älteste Braunkohleabbaurevier Deutschlands. Mit dem steigendem Bedarf an Braunkohle wuchs auch die Bedeutung der Gebiete. Es entstanden Großtagebauten. Unter den Großtagebauten kam es zwischen 1910 und 1913 zu Unternehmenskonsolidierungen, sodass es am Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch zwei große Unternehmen im Revier gab, die Riebeck’schen Montanwerke AG und die Werschen-Weißenfelser Braunkohlen AG (Popke und Thomas 2015). Im 20. Jahrhundert wurden mit der zunehmenden Mechanisierung der Abbau in einem Großtagebau möglich. Ab 1927 wurden die Chemiewerke Bitterfeld und Leuna mit Braunkohle aus dem Revier im großen Stil beliefert.

Während dem zweiten Weltkrieg wurden den Braunkohlenwerken nur geringe Schäden zugefügt. Nach dem Krieg wurden die Ausrüstungen einiger Tagebaue als Reparationsleistung demontiert, andere Tagebaue 1946 in Sowjetische Aktiengesellschaften und ab 1948  in Volkseigentum überführt (Popke und Thomas 2015).

1941 begann man mit dem Tagebau Profen, der östlich von Hohenmölsen liegt.  Er ist  heute noch aktiv ist und wird von der Firma MIBRAG betrieben (Kadler 2016). Profen soll noch bis 2035 laufen.

Mit dem Auslaufen des Bergbaus beginnt die Phase der Sanierung und Rekultivierung (mehr dazu hier). Die Industrielle Nutzung hat Altlasten hinterlassen wie offene Tagesbaurestlöcher, verlassene Industrieanlagen und zum Teil stark kontaminiertes Grundwasser. Oftmals kommt es zu einer Renaturierung in Form eines Sees. So ist auch der Mondsee bei Hohenmölsen das Restloch eines ehemaligen Tagebaus.
 

Literaturverzeichnis

  • Kadler, Andreas (2016): Profen. Senftenberg: Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, Unternehmenskommunikation (Wandlungen und Perspektiven : […], Mitteldeutsches Braunkohlenrevier, 19).
  • Stadt Hohenmölsen (2021): Stadtgeschichte. Online verfügbar unter http://www.stadt-hohenmoelsen.de/de/geschichte-1392629384/stadtgeschichte.html, zuletzt aktualisiert am 10.09.2021, zuletzt geprüft am 10.09.2021.
  • Popke, Sieghard; Thomas, Anett (2015): Zeitz/Weißenfels. Landschaften und Industriestandorte im Wandel. Senftenberg: Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH Unternehmenskommunikation (Wandlungen und Perspektiven Mitteldeutsches Braunkohlenrevier, 18).