Nachrichtenarchiv
17.05.2017
Unseld Lecture über die Beziehung von Mensch und Natur
Der Soziologe und Philosoph Bruno Latour ist zu Gast an der Universität Tübingen
Menschen sind keine überlegenen Herrscher über die Natur, sondern eng mit ihr verflochten – als symbiotische Gaia-Wesen. So lautet eine These des international bekannten Soziologen und Philosophen Bruno Latour, der sich in seinem Gaia-Konzept gegen die Utopie eines globalen Fortschritts wendet. Bei der Unseld Lecture 2017 zum Thema ‚Political Ecology‘ am Forum Scientiarum der Universität Tübingen wird Latour seine Theorie vorstellen und diskutieren. Latour hat sich im Bereich der Wissenschafts- und Technikstudien weltweit einen Namen gemacht. Seine Arbeiten erhalten kritische Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern aller Disziplinen, vor allem der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Veranstaltungen der Unseld Lecture
Im Rahmen der Unseld Lecture 2017 finden folgende öffentliche Veranstaltungen statt:
Ø Öffentliche Lecture: Am Dienstag, den 30. Mai um 20.15 Uhr spricht Professor Bruno Latour im Audimax der Neuen Aula (Geschwister Scholl-Platz, 72074 Tübingen) über „Facing Gaia: An European View“.
Ø Öffentliche Disputation: Am Mittwoch, den 31. Mai findet um 20.15 Uhr im Audimax (Neue Aula, Geschwister Scholl-Platz, 72074 Tübingen) das Podiumsgespräch „Political Ecology and the Meander of Modernity“ zwischen Bruno Latour und Professor Dorothee Kimmich (Neuere deutsche Literatur, Universität Tübingen) statt.
Beide Veranstaltungen finden auf Englisch statt, die Öffentlichkeit und Medienvertreter sind herzlich eingeladen; der Eintritt ist frei. Außerdem wird Bruno Latour im jährlichen Internationalen Meisterkurs am Forum Scientiarum mit 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt über das Jahresthema der diesjährigen Unseld-Lecture ‚Political Ecology‘ diskutieren.
Der Gastredner Bruno Latour
Latour ist Direktor des „médialab“ am Pariser Institut für politische Studien (Sciences Po) und Gastprofessor an der Cornell University in Ithaca, USA. Von 2006 bis 2015 war er Professor für Soziologie an der Sciences Po Paris und davor von 1982 bis 2006 an der Ecole nationale supérieure des mines, ebenfalls in Paris. Er war Gastprofessor an zahlreichen Universitäten u.a. an der University of California San Diego, der London School of Economics und der Harvard University.
Schon früh untersuchte Latour in Feldstudien verschiedene Aspekte der sozialen Konstruktion von Wissenschaft, darunter den Einfluss rhetorischer Strategien und ideologischer Überzeugungen. Seit den 1980er Jahren entwickelte er gemeinsam mit Kollegen die Akteur-Netzwerk-Theorie, der zufolge Wissenschaft von einem Netzwerk beeinflusst wird, das aus Ideen und Personen sowie technischen und sozialen Faktoren besteht. Dabei kritisiert Latour die Selbstdarstellung der „Moderne“, nach der moderne Gesellschaften eine strikte Trennung von dinglicher Natur und menschlicher Kultur vornehmen. In Wirklichkeit bestimme uns eine Welt von „Quasi-Objekten“, die zu beiden Bereichen gehören und wir seien insofern „nie modern gewesen“, so der Titel eines seiner bekanntesten Bücher (Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie). In den letzten Jahren beschäftigte sich der Soziologe und Philosoph intensiv mit politischer Ökologie und entwickelte das Gaia-Konzept weiter.
Latour erhielt für sein umfangreiches Werk zahlreiche internationale Preise, darunter den Siegfried-Unseld-Preis und den Holberg-Preis der Universität Bergen. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und hält mehrere Ehrendoktortitel.
Wichtige Publikationen: Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie (1991, dt. 1995); Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie (1999, dt. 2001); Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie (2005, dt. 2007); Kampf um Gaia: Acht Vorträge über das neue Klimaregime (2015, engl. 2017, dt. Sommer 2017).
Die Universität Tübingen führt mit der Einladung von Bruno Latour ihr erfolgreiches Veranstaltungsformat der Unseld Lectures am Forum Scientiarum fort ‒ initiiert und gefördert von der Udo Keller Stiftung Forum Humanum. In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag lädt das Forum Scientiarum jährlich einen Spitzenwissenschaftler zum interdisziplinären Dialog nach Tübingen ein.
Weitere Informationen zur Unseld Lecture, gibt es hier: <link http: www.forum-scientiarum.uni-tuebingen.de veranstaltungen unseld-lectures.html>www.forum-scientiarum.uni-tuebingen.de/veranstaltungen/unseld-lectures.html
Kontakt:
Dr. Niels Weidtmann
Universität Tübingen
Forum Scientiarum
Tel.: +49 (0)7071 40716-12
<link>niels.weidtmann@fsci.uni-tuebingen.de
Die Partner:
Universität Tübingen
Gegründet 1477, gehört sie heute zu den führenden Hochschulen sowohl in den Lebens- und Naturwissenschaften als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
FORUM SCIENTIARUM
Das Forum Scientiarum ist eine zentrale Einrichtung der Universität Tübingen zur Förderung des interdisziplinären Dialogs zwischen in Forschung und Lehre.
Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Die Stiftung möchte in einer Zeit des zunehmenden Zugriffs von Technik und Ökonomie auf die Menschheit an die Bedeutung des geistigen und religiösen Erbes der Weltkulturen erinnern.
Suhrkamp Verlag
Der Suhrkamp Verlag wurde 1950 von Peter Suhrkamp gegründet. Zu dem Verlag gehören auch der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Jüdische Verlag und der Verlag der Weltreligionen. Die edition unseld startete im Frühjahr 2008.
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