In den bisherigen Newsletter-Ausgaben ging es insbesondere um Veränderungen im Berufsleben - sei es durch die Einteilung von Berufen anhand des Kriteriums der Systemrelevanz, die Veränderungen am Arbeitsplatz oder auch die berufliche Anerkennung - und die Akzeptanz von Infektionsschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz. Dieses Mal rückte die Akzeptanz politischer Infektionsschutzmaßnahmen in den Vordergrund, mit der Idee, dass auch hier die berufliche Anerkennung einen förderlichen Impuls für empfundene Akzeptanz und Legitimation politischer Entscheidungen setzt.
Hierbei war die Vermutung im Vorhinein, dass berufliche Anerkennung das Institutionenvertrauen steigert, welches wiederum essentiell für die Akzeptanz politisch beschlossener Maßnahmen ist. Diese Annahme wurde für alle drei der hier Betrachteten Aspekte der Unterstützung der Coronamaßnahmen bestätigt.
Bei der Zustimmung zu den Anti-Corona-Maßnahmen lässt sich allerdings erstens eine Unterscheidung zwischen einer generellen Legitimität der Maßnahmen, die eher grundlegende Wertvorstellungen wie das Verlangen nach Freiheit und Grundrechten betrifft, und der Zustimmung zu eher praktischen Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos wie Schließungen von Einrichtungen und Einschränkungen sozialer Kontakte vornehmen.
Dies bedeutet konkret zweitens: Während die erfahrene Anerkennung der Berufe im Sinne einer als adäquat wahrgenommenen Berücksichtigung durch die Politik in allen drei Bereichen bedeutsam ist, spielt eine wahrgenommene Anerkennungssteigerung und eine erfahrene gesellschaftliche Anerkennung der Berufe nur für die „abstrakte“ Legitimitätsbeurteilung eine Rolle. Die Unterstützung konkreter Maßnahmen wie Schließungen oder Reisebeschränkungen hängt eher von der wahrgenommenen Bedrohung durch das SARS-COV-2-Virus ab.
Drittens kann konstatiert werden, dass die getroffenen Infektionsschutzmaßnahmen mehrheitlich auf Akzeptanz stoßen. Eine Mehrheit der Befragten hält bespielsweise auf einer generellen Ebene Einschränkungen demokratischer Freiheiten vertretbar, solange sie dem Infektionsschutz dienen.
Bei generellen Freiheitsrechten sind die Anteile derer, die eine Einschränkung dieser Rechte legitim finden, und derer, die eine solche Einschränkung nicht gerechtfertigt finden, etwa gleich groß (jeweils etwa 37 Prozent). Bezüglich der Einschränkung von Lebensgewohnheiten sind die Befragten tendenziell eher der Meinung, dass Eingriffe seitens des Staates aus Infektionsschutzgründen gerechtfertigt sind (37 Prozent), als dass diese nicht gerechtfertigt sind (33 Prozent).
Hinsichtlich der Diskussionen um konkrete Öffnungen bzw. Schließungen von Einrichtungen ist es so, dass in der Tendenz die Schließungen von Kindergärten, Schulen und Gastronomie eher befürwortet als abgelehnt werden. Eine Ausnahme bildet der Einzelhandel, wobei sich auch hier keine Mehrheit der Erwerbsbevölkerung eindeutig gegen Schließungen positioniert. Damit lässt sich nicht - wie zum Teil von politischer Seite behauptet - belegen, dass eine Mehrheit der Erwerbsbevölkerung in der Phase zwischen Mitte Februar und Anfang März für Öffnungen plädiert hätte.
Die Akzeptanz der Einschränkungen von konkreten Freiheiten oder Verfügung von ebenso spezifischen Pflichten divergiert je nach Bezugspunkt. Stoßen Maskenpflicht im öffentlichen Raum, Verpflichtung zur Arbeit im Home-Office und das Verbot von Auslandsreisen weitgehend auf Akzeptanz als Infektionsschutzmaßnahme, sind sich die Befragten bei Freiheitsbeschränkungen uneins. In der Tendenz neigen sie jedoch eher dazu, diese abzulehnen.