Institut für Soziologie

Berufsgruppen- und branchenspezifische Arbeitsplatzveränderungen in Folge der Corona-Pandemie

Weitere Befunde aus dem BMAS-FIS-Projekt ‘Corona-Krise und berufliche Anerkennung’

In der letzten Ausgabe unseres Newsletters haben wir uns insbesondere den BasisarbeiterInnen – also Personen mit objektiv systemrelevanten Tätigkeiten, die keine formale Qualifikation erfordern – gewidmet und dabei gezeigt, dass diese im Vergleich zu anderen Beschäftigten tendenziell Defizite hinsichtlich der von ihnen wahrgenommenen Anerkennung empfinden.

Interessant ist hier die Ambivalenz, die sich auf der einen Seite darin zeigt, dass BasisarbeiterInnen zwar durchaus eine Verbesserung der gesellschaftlichen Anerkennung während der Corona-Pandemie wahrnehmen. Auf der anderen Seite fühlen sich diese im Durchschnitt allerdings geringer wertgeschätzt als andere Berufsgruppen, sind mit der eigenen finanziellen Situation weniger zufrieden und berichten eine vergleichsweise stärkere berufliche Mehrbelastung im Zuge der Pandemie. Zudem sind sie auch objektiv betrachtet finanziell schlechter gestellt als die übrigen betrachteten Berufsgruppen. Weiterhin zeigt sich vor dem Hintergrund der Pandemie, dass Corona-spezifische Maßnahmen der Politik nicht zu einer Erhöhung der wahrgenommenen Anerkennung geführt haben.

Davon ausgehend nimmt diese dritte Ausgabe des Newsletters die durch die Corona-Krise bedingten Veränderungen am Arbeitsplatz in den Blick, um so ein besseres Bild über die berufliche Situation – speziell der BasisarbeiterInnen – zu erhalten. Auf diese Weise lässt sich leichter nachvollziehen, wie es zu einer Mehrbelastung im beruflichen Kontext kommt und wie sich dies auf die berufliche Zufriedenheit auswirkt. Wie schon in der vorangegangen Ausgabe des Newsletters präsentieren wir die Ergebnisse von vier übergeordneten Berufsgruppen, die sich jeweils in eine objektiv systemrelevante und objektiv nicht-systemrelevante Untergruppe aufteilen lassen: Tätigkeiten ohne Qualifikationsanforderungen, Tätigkeiten mit Qualifikationsanforderungen, Tätigkeiten mit hohen Qualifikationsanforderungen und die Gruppe der Selbstständigen.

Die Untersuchung dieser Fragen bildet einen Kernbestandteil des BMAS-FIS-Forschungsprojekts “Corona-Krise und berufliche Anerkennung”. Erste Ergebnisse auf Basis eines von uns im Februar und März 2021 durchgeführten Onlinesurveys dazu präsentierten wir bereits hier. Im Folgenden stellen wir weiterführende Ergebnisse dar. Die Stichprobe umfasst 3,102 Erwerbstätige und ist repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung in Deutschland.

Home Office

Eine Arbeitsform, die während der Pandemie einen deutlichen Aufschwung erfuhr und die Arbeitgeber in vielen Arbeitsfeldern als Maßnahme zur Eingrenzung des Infektionsgeschehens hätten ergreifen können, ist die Ermöglichung von Arbeit im Home Office. Die Möglichkeit, von zu Hause arbeiten zu können, ermöglicht einen besseren Schutz vor einer Ansteckung mit dem SARS-COV-2-Virus verglichen mit der Arbeit am regulären Arbeitsplatz. Sowohl bei den Wegen zur Arbeitsstelle und von der Arbeitsstelle zurück als auch vor Ort erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Dadurch steigt wiederum auch die Wahrscheinlichkeit von Kontakt mit möglichen Infizierten und somit potentiellen VirusüberträgerInnen.

Daher haben wir unsere Befragten um Auskunft darüber gebeten, ob Ihnen als Reaktion auf die Pandemie und zum Schutz vor einer möglichen Infektion gestattet wurde, aus dem eigenen Heim zu arbeiten.

Wie in Abbildung 1 dargestellt, geben insgesamt etwa 40 % der Befragten an, dass sie zumindest zu einem Zeitpunkt während der Pandemie Corona-bedingt von zu Hause aus gearbeitet haben. Allerdings zeigen sich hier sehr starke Gruppenunterschiede. Während in den nicht-systemrelevanten Tätigkeiten mit hohen Qualifkationsanforderungen mehr als 60 % der Beschäftigten im Home Office arbeiteten, beträgt dieser Anteil bei den BasisarbeiterInnen nicht einmal 10%. Grundsätzlich zeigt sich, dass die Untergruppe der Personen in systemrelevanten Tätigkeiten zu einem geringeren Anteil ins Home Office gehen konnte als die jeweilige nicht-systemrelevante Untergruppe.

In einem weiteren Schritt wurden die Gründe dafür erfragt, weshalb Befragte nicht im Home Office arbeiten. Dabei konnten die Befragten entweder aus drei vorgegebenen Gründen ( 1) kein Interesse, 2) der Arbeitgeber lässt es nicht zu, 3) der Beruf lässt es nicht zu) auswählen oder selbst weitere Gründe anführen. Dabei war eine Mehrfachauswahl möglich. In den folgenden Abbildungen werden zwecks Übersichtlichkeit nur die Ergebnisse für die Antwortoptionen “Arbeitgeber lässt es nicht zu” und “Beruf lässt es nicht zu” einbezogen. Die Option “kein Interesse” wurde von weniger als zehn Prozent der Betroffenen ausgewählt und die offenen Antwortoptionen referierten in der Regel sehr spezifisch auf die persönliche Arbeitssituation.

In Abbildung 2 ist dargestellt, wie viel Prozent der jeweiligen Berufsgruppen angeben, dass die berufliche Belastung während der Pandemie stark oder sehr stark zugenommen hat. Die horizontale Linie bildet dabei den Gesamtanteil dieser beiden Antwortmöglichkeiten auf der fünfstufigen Fragenskala über alle Befragten hinweg ab. Somit geben etwa 36% aller Befragten an, dass die Belastung im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit während der Pandemie stark oder sehr stark zugenommen hat.

Hier scheint nun die objektive Systemrelevanz ausschlaggebend für Gruppenunterschiede zu sein. Sowohl bei Personen ohne berufliche Bildung mit einem qualifizierenden Bildungsabschluss als auch bei Personen mit hoher beruflicher Stellung gibt jeweils die Untergruppe der Systemrelevanten zu einem höheren Anteil gestiegene berufliche Belastung an als die Vergleichsgruppe. Einzig bei Selbstständigen lassen sich solche Unterschiede nicht identifizieren - auch die systemrelevanten Selbständigen verzeichnen vergleichsweise geringe Anteile von Personen, die eine gestiegene Belastung berichten.

Da die Arbeit von Personen in systemrelevanten Berufen in der Pandemie in besonderem Maße gefordert war, scheint dies auf den ersten Blick nicht überraschend.  Doch geht die gestiegene Belastung auch mit gestiegenen Gratifikationen einher?

Zur Ermittlung des subjektiven Risikoempfindens haben wir unsere Teilnehmenden erstens konkret danach gefragt, ob sie einem Infektionsrisiko an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind (Abbildung 3a) und inwiefern sie zweitens denken, dass sich persönliche Kontakte am Arbeitsplatz kaum vermeiden lassen (Abbildung 3b). Wie in den Abbildungen ersichtlich wird, scheint vor allem die (Nicht-)Systemrelevanz der Tätigkeit entscheidend dafür zu sein, ob Befragte sich eher einem Risiko ausgesetzt sehen oder nicht. Unabhängig von der Qualifikationsanforderung der Tätigkeit geben Beschäftigte in systemrelevanten Tätigkeiten eher an, einem höheren Risiko zur Infektion mit dem Corona-Virus ausgesetzt zu sein als Personen mit nicht-systemrelevanter Beschäftigung.

Insbesondere bei BasisarbeiterInnen ist dieser Anteil im Vergleich zur Gesamtgruppe der Befragten erhöht. Während sich unter BasisarbeiterInnen 40 % einem erhöhten Risiko ausgesetzt wahrnehmen, beträgt dieser Anteil unter den Gesamtbefragten 60 %.

Auch für die Frage danach, ob ein erhöhtes Infektionsrisiko durch arbeitsbedingte Kontakte wahrgenommen wird, differenziert sich das Antwortverhalten - wie Graphik 3b unterstreicht - entsprechend der (Nicht-)Systemrelevanz der beruflichen Tätigkeit. Knapp drei Viertel der BasisarbeiterInnen denken, dass sich persönliche Kontakte am Arbeitsplatz kaum vermeiden lassen. Hier sind die Unterschiede zu den anderen Berufsgruppen nicht ganz so gravierend, allerdings sind die Abstände im Vergleich zu Menschen in nicht-systemrelevanten Tätigkeiten mit Qualifikationsanforderung und hoher Qualifkationserfordernis doch beträchtlich, da hier jeweils nur knapp 40 % der Meinung sind, sie könnten persönliche Kontakte am Arbeitsplatz nicht vermeiden.

Beide Abbildungen deuten also darauf hin, dass sich BasisarbeiterInnen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in deutlich stärkerem Maß dem Risiko einer Infektion in der Arbeitsumgebung ausgesetzt sehen. Dies könnte eine Ursache für die festgestellte geringere berufliche Zufriedenheit und eine Mehrbelastung durch die Arbeit während der Pandemie sein.

Veränderung der Arbeitszeit

Als zweiter erheblicher Faktor, der erheblich zu einer Empfindung von Mehrbelastung beitragen kann, ist eine starke Veränderung der Arbeitszeit im Zuge der Pandemie zu nennen. Hier sind unterschiedliche Szenarien denkbar. Einerseits ist es vorstellbar, dass bestimmte Berufsgruppen - gerade solche in systemrelevanten Tätigkeiten - mehr Arbeitszeit verzeichnen als vor der Pandemie, um die die Versorgung der Gesellschaft mit essenziellen Dienstleistungen oder Gütern zu gewährleisten. Dabei könnte von bestimmten Berufsgruppen gefordert sein, Mehrarbeit zu leisten, die an oder gar über der Belastungsgrenze hinausreicht. Exemplarisch hierfür stehen medizinisches/pflegendes Personal oder auch Angestellte im Lebensmittelhandel. Andererseits könnte aber auch eine Reduktion der Arbeitszeit bedeuten, dass Beschäftigte aufgrund politisch verordneter Maßnahmen ihre berufliche Tätigkeit nur eingeschränkt oder im schlimmsten Fall gar nicht ausüben können. Dies hat insbesondere beispielsweise für Selbstständige gravierende und existenzbedrohende Folgen.

Um dem nachzugehen, wurden Informationen zur Veränderung der Arbeitszeit in einem zweistufigen Prozess erfasst. Mittels einer ersten Frage wurde festgestellt, ob sich die Arbeitszeit zum Befragungszeitpunkt (zwischen Mitte Februar 2021 und Anfang März 2021) im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt (Februar 2020, also der Monat, bevor erste Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen wurden) verändert hat. Befragten, die eine Veränderung der Arbeitszeit berichteten, erhielten dann eine spezifische Nachfrage zu den Gründen; ob sich die Veränderung aufgrund der Corona-Krise zugetragen hat, andere Gründe dafür verantwortlich waren oder sowohl die Corona-Krise als auch andere Gründe dafür maßgeblich waren.

Entsprechend sind in Abbildung 4 vier Kategorien abgebildet: Weniger Arbeitszeit Corona-bedingt (hierunter fallen auch die wenigen Personen, die sowohl die Pandemie als auch andere Ursachen für die Veränderung verantwortlich machen), keine Veränderung der Arbeitszeit, mehr Arbeitszeit Corona-bedingt (auch hier sind die wenigen Personen integriert, die sowohl die Pandemie als auch andere Ursachen für die Veränderung verantwortlich machen), Veränderungen aus anderen Gründen.

Zunächst zeigt sich, dass der überwiegende Anteil in nahezu allen Berufsgruppen keine Veränderungen zwischen dem Zeitpunkt der Umfrage und dem Vorjahr berichtet. Beim Blick auf die Gruppenunterschiede lässt sich zunächst konstatieren, dass die Unterschiede vor allem auf die (Nicht-)Systemrelevanz der Tätigkeit zurückzuführen sind. Über alle Qualifikationsanforderungen der ausgeübten Tätigkeiten hinweg weist die Untergruppe der Nicht-Systemrelevanten einen größeren Anteil von Corona-bedingten Arbeitszeitrückgängen auf, wohingegen systemrelevante Untergruppen relativ gesehen öfter Corona-bedingte Mehrarbeit angeben. Der Hauptgrund für diesen Unterschied dürfte sein, dass nicht-systemrelevante Tätigkeiten Im Zuge der Pandemie häufiger von durch die Infektionsschutzmaßnahmen bedingten Schließungen betroffen waren und entsprechend die Ausübung des Berufs nicht im üblichen Maße möglich war.

Bei den BasisarbeiterInnen fällt auf, dass ähnlich viele Personen von einer höheren wie von einer geringeren Auslastung berichten. In keiner anderen Gruppe außer unter den Hochqualifizierten in systemrelevanten Tätigkeiten gab ein ein ähnlich hoher Anteil an Personen an, die Corona-bedingt mehr arbeiten müssen.

Ein anderes Bild zeigt sich beim Blick auf die Arbeitszeitrückgänge: Hier berichten besonders Selbstständige zu einem relativ hohen Anteil, weniger im Vergleich zum Vorjahr aufgrund Corona-bedingter Bestimmungen zu arbeiten. In besonderem Maße sind die nicht-systemrelevanten Selbstständigen betroffen. Nahezu die Hälfte der Personen in dieser Gruppe gibt an, Corona-bedingt weniger zu arbeiten als im Vorjahresvergleich.

Etwas detaillierter schauen wir uns nun an, inwiefern die verschiedenen Berufsgruppen von Maßnahmen am eigenen Arbeitsplatz betroffen waren, die Auswirkungen auf das Ausmaß an geleisteter Arbeitszeit haben. Konkret ist für uns dabei eine Veränderung von Interesse: der Aufbau von Überstunden. Der Aufbau von Überstunden ist insofern relevant, als damit eine wahrgenommene Mehrbelastung durch den Beruf erklärt werden könnte.

In Abbildung 5 sind die Anteile der Personen je Berufsgruppe illustriert, die im vergangenen Jahr Überstunden angesammelt haben. Die horizontale, schwarz durchgezogene Linie bildet dabei den mittleren Anteilswert aller Befragten ab. Demnach haben etwas mehr als ein Viertel der Befragten im vergangenen Jahr Überstunden aufgebaut. Grundsätzlich macht auch hier in erster Instanz die (Nicht-)Systemrelevanz der Berufsgruppen den entscheidenden Unterschied aus. Bei gleichem Qualifikationsniveau macht die jeweilige Untergruppe der Systemrelevanten im Vergleich zu den anderen mehr Überstunden. Besonders hoch liegt dieser Anteil allerdings bei den BasisarbeiterInnen, bei denen mehr als 40 % Überstunden aufgebaut haben. Dieser hohe Anteil kann zu einer wahrgenommenen Mehrbelastung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen beitragen.

Neben der Tatsache, dass die Betroffenheit von Überstunden je nach Berufsgruppe variiert, ist jedoch auch von besonderem Interesse, in welchen Branchen viele Überstunden angesammelt wurden. In der öffentlichen Diskussion wurden die besonderen Verdienste von Beschäftigten im Gesundheitssektor besonders betont, doch auch zuvor selten beachtete Berufe wie KassiererInnen in Supermärkten oder KraftfahrerInnen in der Logistikbranche gerieten plötzlich ins Scheinwerferlicht als kritische Akteure zur Aufrechterhaltung der Grundversorgung. Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Debatte ist es daher von Interesse, inwieweit sich dies in empirischen Daten auf Branchenebene widerspiegelt.

In Graphik 6a sind die Anteile von Überstunden betroffenen Befragten nach Branche aufgeschlüsselt. Demnach zeigt sich in der Tat, dass im Gesundheits- und Pflegesektor fast die Hälfte der Beschäftigten Überstunden leisteten. Auch in der Logistikbranche gaben mehr als 40 Prozent der Befragten an, dass sie mehr arbeiten mussten als vertraglich festgehalten. Die Nahrungsmittelindustrie liegt in dieser Hinsicht an dritter Stelle der Rangfolge. Des Weiteren verzeichnen der öffentliche Dienst und auch der Industriesektor relativ hohe Anteile von Personen mit Überstunden.

In Graphik 6b beinhaltet nur die 526 Befragten, die Überstunden aufgebaut haben. Hierbei zeigt sich, dass insbesondere in den Branchen, in denen zu einem großen Anteil Überstunden geleistet wurden, auch der Frauenanteil deutlich höher ausfällt. Das gilt besonders für die Bereiche Gesundheit und Pflege sowie für die Nahrungsmittelindustrie. Jeweils drei Viertel der Personen mit Überstunden aus diesen Branchen waren Frauen. Dieser letzte Befund könnte darauf hindeuten, dass auch wahrgenommene berufliche Mehrbelastungen im Zuge der Corona-Pandemie unter Frauen stärker verbreitet sein könnten.

Fazit

Ziel dieses Newsletters war es, mögliche Ursachen der beruflichen Unzufriedenheit von BasisarbeiterInnezu analysieren, die auf den ersten Blick mit dem Gefühl wachsender gesellschaftlicher Anerkennung im Zuge der Corona-Krise im Widerspruch zu stehen scheinen. Ein Startpunkt zur Erörterung dieses Sachverhalts war die Feststellung, dass BasisarbeiterInnen auch mehr berufliche Belastung im Zuge der Pandemie verspürten als andere Berufsgruppen. Diese Mehrbelastung könnte wiederum eine Erklärung für die geringere berufliche Zufriedenheit darstellen.

Mit dieser Vorüberlegung im Hinterkopf wurden besonders zwei Infektionsschutzmaßnahmen genauer betrachtet: der Möglichkeit zur Arbeit im Home Office und die Belastung durch mehr geleistete Arbeitsstunden und Überstunden. Die dazu dargestellten Ergebnisse lassen nun einige Schlussfolgerungen zu.

Zunächst lässt sich festhalten, dass BasisarbeiterInnen deutlich seltener die Möglichkeit hatten, im Home Office zu arbeiten als alle anderen Berufsgruppen, was vor allem mit der Art ihrer beruflichen Tätigkeit zusammenhängt: Mehr als 90 % der BasisarbeiterInnen geben an, dass sie aufgrund der Charakteristika ihres Berufs gar nicht von zu Hause aus arbeiten können.

Daraus ergibt sich erstens, dass BasisarbeiterInnen durch ihren Arbeitsalltag während der Pandemie einem deutlich höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind als andere Berufsgruppen. Gerade die Reduktion direkter Kontakte, die immer wieder als wichtigste Schutzmaßnahme vor einer Infektion mit dem Corona-Virus betont wird, ist für viele Personen aus diesen Berufsgruppen nicht möglich. So bleibt für sie ein erhöhtes Risiko des Kontakts mit anderen Menschen und damit auch einer Erkrankung gegeben.

Zweitens spiegelt sich dieser Umstand auch in der subjektiven Wahrnehmung der Beschäftigten wider. Gerade BasisarbeiterInnen berichten, dass sie vielen Kontakten und damit auch einem hohen Infektionsrisiko durch ihre Arbeit ausgesetzt sind. Dies kann dazu führen, dass die Angst vor einer Infektion steigt und der Beruf zusätzlich als belastend empfunden wird.

Drittens ist es so, dass BasisarbeiterInnen den höchsten Anteil an Beschäftigten mit Überstunden stellen. Ein bedeutsamer Indikator für ein Mehr an Überstunden ist zwar die Unterscheidung zwischen systemrelevanten und nicht-systemrelevanten Tätigkeiten, doch die Differenz der BasisarbeiterInnen im Vergleich zu allen anderen Berufsgruppen ist beträchtlich.

Bei einem genaueren Blick darauf, wer Überstunden leistet, wird zudem ersichtlich, dass besonders in Gesundheit und Pflege, im Nahrungsmittelsektor und in der Logistikbranche zu einem hohen Anteil Überstunden geleistet werden. Diese Branchen zählen gleichzeitig zu den Branchen mit dem höchsten Frauenanteil und werden zudem ohnehin häufig mit schlechten Arbeitsbedingungen in Verbindung gebracht. Häufen sich nun auch noch die Überstunden, so steigt die berufliche Belastung zusätzlich - und es deutet sich an, dass die zusätzliche Belastung insbesondere Frauen betrifft.

Ausblick- In der vierten Ausgabe unseres Newsletters gehen wir einen Schritt weiter und beschäftigen uns mit der Frage, welche Auswirkungen Unterschiede in der beruflichen Anerkennung haben. Konkret interessiert uns insbesondere die Frage, ob ein hohes Anerkennungsniveau oder eine positive Veränderung der wahrgenommenen Anerkennung dazu führt, dass Beschäftigte sich eher an am Arbeitsplatz geltende Infektionsschutzmaßnahmen halten.