Ziel dieses Newsletters war es, mögliche Ursachen der beruflichen Unzufriedenheit von BasisarbeiterInnezu analysieren, die auf den ersten Blick mit dem Gefühl wachsender gesellschaftlicher Anerkennung im Zuge der Corona-Krise im Widerspruch zu stehen scheinen. Ein Startpunkt zur Erörterung dieses Sachverhalts war die Feststellung, dass BasisarbeiterInnen auch mehr berufliche Belastung im Zuge der Pandemie verspürten als andere Berufsgruppen. Diese Mehrbelastung könnte wiederum eine Erklärung für die geringere berufliche Zufriedenheit darstellen.
Mit dieser Vorüberlegung im Hinterkopf wurden besonders zwei Infektionsschutzmaßnahmen genauer betrachtet: der Möglichkeit zur Arbeit im Home Office und die Belastung durch mehr geleistete Arbeitsstunden und Überstunden. Die dazu dargestellten Ergebnisse lassen nun einige Schlussfolgerungen zu.
Zunächst lässt sich festhalten, dass BasisarbeiterInnen deutlich seltener die Möglichkeit hatten, im Home Office zu arbeiten als alle anderen Berufsgruppen, was vor allem mit der Art ihrer beruflichen Tätigkeit zusammenhängt: Mehr als 90 % der BasisarbeiterInnen geben an, dass sie aufgrund der Charakteristika ihres Berufs gar nicht von zu Hause aus arbeiten können.
Daraus ergibt sich erstens, dass BasisarbeiterInnen durch ihren Arbeitsalltag während der Pandemie einem deutlich höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind als andere Berufsgruppen. Gerade die Reduktion direkter Kontakte, die immer wieder als wichtigste Schutzmaßnahme vor einer Infektion mit dem Corona-Virus betont wird, ist für viele Personen aus diesen Berufsgruppen nicht möglich. So bleibt für sie ein erhöhtes Risiko des Kontakts mit anderen Menschen und damit auch einer Erkrankung gegeben.
Zweitens spiegelt sich dieser Umstand auch in der subjektiven Wahrnehmung der Beschäftigten wider. Gerade BasisarbeiterInnen berichten, dass sie vielen Kontakten und damit auch einem hohen Infektionsrisiko durch ihre Arbeit ausgesetzt sind. Dies kann dazu führen, dass die Angst vor einer Infektion steigt und der Beruf zusätzlich als belastend empfunden wird.
Drittens ist es so, dass BasisarbeiterInnen den höchsten Anteil an Beschäftigten mit Überstunden stellen. Ein bedeutsamer Indikator für ein Mehr an Überstunden ist zwar die Unterscheidung zwischen systemrelevanten und nicht-systemrelevanten Tätigkeiten, doch die Differenz der BasisarbeiterInnen im Vergleich zu allen anderen Berufsgruppen ist beträchtlich.
Bei einem genaueren Blick darauf, wer Überstunden leistet, wird zudem ersichtlich, dass besonders in Gesundheit und Pflege, im Nahrungsmittelsektor und in der Logistikbranche zu einem hohen Anteil Überstunden geleistet werden. Diese Branchen zählen gleichzeitig zu den Branchen mit dem höchsten Frauenanteil und werden zudem ohnehin häufig mit schlechten Arbeitsbedingungen in Verbindung gebracht. Häufen sich nun auch noch die Überstunden, so steigt die berufliche Belastung zusätzlich - und es deutet sich an, dass die zusätzliche Belastung insbesondere Frauen betrifft.
Ausblick- In der vierten Ausgabe unseres Newsletters gehen wir einen Schritt weiter und beschäftigen uns mit der Frage, welche Auswirkungen Unterschiede in der beruflichen Anerkennung haben. Konkret interessiert uns insbesondere die Frage, ob ein hohes Anerkennungsniveau oder eine positive Veränderung der wahrgenommenen Anerkennung dazu führt, dass Beschäftigte sich eher an am Arbeitsplatz geltende Infektionsschutzmaßnahmen halten.