Unterrichtsfallbeispiele in der ersten Phase der Lehrerbildung. Kognitive, motivationale und emotionale Lernprozesse bei der individuellen Bearbeitung von Unterrichtsvideos
Beteiligte Personen/Institutionen
Dr. Marc Kleinknecht (München), Prof. Dr. Sebastian Kuntze (Ludwigsburg), Prof. Dr. Markus Rehm (Ludwigsburg), Prof. Dr. Thorsten Bohl (Tübingen), Marcus Syring (Tübingen), Jürgen Schneider (Tübingen)
Zusammenfassung
Die Interventionsstudie „Unterrichtsfallbeispiele in der ersten Phase der Lehrerbildung“ untersucht, wie sich verschiedene text- und videobasierte didaktische Arrangements auf Lernprozesse zum Aufbau von Beobachtungskompetenz auswirken. Insbesondere soll deren Wirkung auf emotionale, motivationale und kognitive Prozesse beim Lernen mit Fällen untersucht werden. Fallarbeit dient in der ersten Phase der Lehrerbildung der Theorie-Praxis-Verknüpfung und dem ersten Kontakt mit komplexen Unterrichtsgeschehen. Beobachtungskompetenz wird als eine zentrale Kompetenz beim professionellen Handeln von Lehrkräften angesehen. Dabei beruht diese Kompetenz auf der Verknüpfung von Theorie und Praxis (durch theoriegeleitete Analyse von beobachtetem Unterricht) und bereitet auf die Beherrschung der Komplexität unterrichtlichen Handelns vor.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden in einem quasiexperimentellen Interventions-Kontroll-Design mit insgesamt 400 Studierenden problemorientierte Lernumgebungen (lernerzentriert) mit instruktionalen Formen der theoretischen Ausbildung (lehrerzentriert) verglichen. In allen Seminaren der Interventions- und Kontrollgruppe werden Fälle aus realem Unterricht eingesetzt, die in Form von Texten oder Videos präsentiert und anschließend theoriegeleitet analysiert werden. Variiert werden die didaktische Gestaltung der Seminare (instruktional vs. problemorientiert) beruhend auf lernpsychologischen Basismodellen des Lernens und das verwendete Medium zur Fallpräsentation (Text vs. Video). Die Gestaltung des Interventionsdesigns orientiert sich an theoretischen Vorstellungen des situierten und problemorientierten Lernens sowie an den Phasen der Fallstudie. Teilprozesse der Beobachtungskompetenz (Wahrnehmen, theoriegeleitete Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Handlungsalternativen) werden in den Ablauf der Fallstudie integriert.
Es wird erwartet, dass sich die problemorientierte videogestützte Fallarbeit gegenüber einem instruktionalen Setting positiv auf Emotionen und Motivation beim Lernen auswirkt und insbesondere vertiefte kognitive Reflexionsprozesse fördert. Zudem wird erwartet, dass videobasierte im Gegensatz zu textbasierter Fallarbeit den Transfer hin zum professionellen Handeln im Unterricht besser fördert. Umgekehrt wird angenommen, dass textbasierte Fallarbeit den analytischen Blick der Studierenden eher fördert.
Finanzierung
Land Baden-Württemberg im Rahmen des Kooperativen Promotionskollegs „Effektive Lehr-Lernarrangements: Empirische Evaluation und Intervention in der Pädagogischen Praxis"
Laufzeit
2011 – 2014