Fachbereich Psychologie

Wie werden mentale Ziele in Handlungen übersetzt?

Ein Freund soll angerufen werden, schon drücken wir die entsprechenden Tasten auf dem Telefon und tatsächlich - der Anruf beginnt. Für die allermeisten von uns erscheint dies so selbstverständlich, dass wir kaum weiter darüber nachdenken. Doch wie kommt es, dass unsere Ziele so mühelos in Bewegungen ´übersetzen´ werden? Oder anders formuliert: Wie wird aus einer mentalen Vorstellung ein beobachtbares Verhalten?

Ein einflussreiches theoretisches Modell dazu besagt, dass zielgerichtetes Verhalten in zwei Schritten erlernt wird. Zunächst stellen wir fest, welche Bewegungsmuster welche Konsequenzen haben. Dieses ´explorative´ Lernen ist noch nicht zielgerichtet und eher zufällig. So erproben wir z.B. auf einem neuen Smartphone zunächst, welche Bewegung zu welchen Veränderungen auf dem Bildschirm führt, z.B. dass immer, wenn sich der Finger zur ´Wähltaste´ auf dem Telefondisplay bewegt, der Anruf startet und das Freizeichen ertönt. Eine zentrale Hypothese ist nun, dass solche Assoziationen zwischen motorischen Bewegungen des Körpers und sensorischen Effekten in der Umwelt in zwei Richtungen funktionieren. Also reicht bereits die Vorstellung des Handlungseffekts (Freizeichen im Hörer) aus, um die entsprechend damit gelernten Bewegungsmuster wieder abzurufen (der Finger bewegt sich zur Wähltaste). Zielgerichtetem Handeln geht demnach also eine Erwartung sensorischer Handlungseffekte voraus und diese Antizipation löst die notwendige Bewegung aus.

Wir untersuchen wie Personen lernen, zielgerichtet zu handeln und wie zielgerichtete Handlungen durch Antizipation ermöglicht werden. Außerdem studieren wir antizipative Handlungssteuerung in sozialen Situationen.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Pfister, R., Dignath, D., Hommel, B., & Kunde, W. (2013). It takes two to imitate: Anticipation and imitation in social interaction. Psychological Science, 24. 2117-2121.
     
  • Dignath, D., Pfister, R., Eder, A. B., Kiesel, A. & Kunde, W. (2014) Representing the hyphen in bi-directional action-effect associations: Automatic integration of time intervals into cognitive action structures. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition. 40(6), 1701-1712.
     
  • Eder, A. B., & Dignath, D. (2016). Influence of verbal instructions on effect-based action control. Psychological Research, 81(2), 355-365.
     
  • Dignath, D., & Janczyk, M. (2017). Anticipation of delayed action-effect: Learning when an effect occurs, without knowing what this effect will be. Psychological Research 81 (5), 1072–1083.
     
  • Dignath, D., Kiesel, A., Frings, C., & Pastötter, B. (2020) Electrophysiological evidence for action-effect prediction. Journal of Experimental Psychology: General, 149(6), 1148–1155.
     
  • Dignath, D.*, Born, G.*, Eder, A., Topolinski, S., & Pfister, R. (in press). Imitation of action-effects increase social affiliation. Psychological Research. (* = shared first authorship)