Fachbereich Psychologie

Psychologisches Institut - Aktuell

26.05.2020

DFG-Projekt - Dr. Susanne Dietrich (Arbeitsbereich Evolutionäre Kognition, Prof. Dr. Rolke)

Hirnkorrelate kontextabhängiger Sprachverarbeitung

Dr. Dietrich hat erfolgreich ein eigenes DFG-Forschungsprojekt für drei Jahre eingeworben. Das Projekt beginnt zum 1. November 2020.

Die Interpretation eines Sprachsignals hängt nicht nur von den syntaktischen und semantischen Eigenschaften der Sprache ab, sondern auch von pragmatischen Umständen, etwa dem Kontext, in welchem das Sprachsignal geäußert wird.

Im Projekt sollen die Verarbeitung kontextabhängiger Sprache innerhalb von Diskursstrukturen untersucht und die funktionelle Bedeutung der an kontextuellen Verstehensprozessen beteiligten Gehirnstrukturen näher aufgeklärt werden.

Das kontextabhängige Sprachverstehen wird am Beispiel von Präsuppositionen (PSP) untersucht. PSP sind kontextuelle Informationen, die nicht explizit in einem Satz erwähnt werden, sondern durch bestimmte sprachliche Signale, sogenannte PSP-Auslöser, vermittelt werden. PSP-Auslöser kann zum Beispiel der bestimmte Artikel sein, der einen Bezug zu einem im Kontext erwähnten Protagonisten herstellt. Die PSP-Auslöser vermeiden Redundanzen im Diskurs. Sie weisen den Rezipienten auf Inhalte eines gemeinsam angenommenen "Wissensraum" hin.

In den Experimenten wird eine inadäquate Verwendung des PSP-Auslösers genutzt, um das Diskursverständnis zu stören. Diese Störung des Diskursverständnisses kann sich in verschiedenen kognitiven Prozessen niederschlagen: (1) dem Referenzprozesse zur Erstellung des Bezugs zwischen PSP-Auslöser und Kontextinformation, (2) einem Evaluationsprozesse zur Überprüfung der Interpretierbarkeit und (3) möglicherweise einem Reparaturprozess.

Auf der Basis einer ersten bildgebenden Studie haben wir ein Modell der neuroanatomischen Korrelate dieser verschiedenen Diskursverarbeitungsprozesse entwickelt. Ziel des Projektes besteht in der Überprüfung des Modells.

In der ersten Phase des Projektes soll Testmaterial entwickelt und mittels Lesezeitstudien validiert werden. In einer zweiten Phase sollen zwei bildgebende Studien (fMRT) durchgeführt werden, um die kontextrelevanten Sprachareale zu lokalisieren. In einer dritten Phase soll eines der beteiligten Areale mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) auf seine funktionelle Relevanz bzgl. möglicher Reparaturprozesse hin überprüft werden.

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