Kunsthistorisches Institut

Dr. Maaike van Rijn

Bildende Künstlerinnen im Berliner "Sturm" der 1910er Jahre

Unter dem Namen Der Sturm gründete der Berliner Verleger Herwarth Walden 1910 eine Wochenschrift für Kultur und die Künste. Diese wurde zwei Jahre später um eine Galerie mit regelmäßigen Ausstellungen in Berlin und an anderen Orten Europas ergänzt. Der Sturm wurde für die Kunst des Expressionismus zum zentralen Ort, an welchem Ideen zur Abstraktion, zur Aufgabe einer neuen modernen Kunst und zur Internationalisierung kultureller Bewegungen diskutiert wurden. Obwohl in den Ausstellungslisten und in der Zeitschrift auch viele Künstlerinnen vertreten waren, scheint die Kunstgeschichtsschreibung diese weitestgehend ausgelassen zu haben. Zu ihnen gehören Jacoba van Heemskerck, Nell Walden, Gabriele Münter, Marianne Werefkin und Maria Uhden. Sie bilden den Schwerpunkt meiner Dissertation.

Ausgehend von der These, dass die Nichtbeachtung der Sturm-Künstlerinnen in der weiteren Kunstgeschichte auf geschlechtlich codierte Zuschreibungen zurückzuführen ist, untersuche ich mittels einer historiographischen Auswertung des Quellenmaterials die Wechselwirkung zwischen Selbstdarstellungen der Künstlerinnen in Briefen, Tagebüchern und künstlerischer Praxis, und Fremddarstellung durch Dritte in Ausstellungsbesprechungen, Briefen oder Texten in der Zeitschrift "Der Sturm".

Zentrale Fragen der Untersuchung sind: Welche Rolle spielten die Künstlerinnen beim Sturm? Wann wurden welche Werke von ihnen ausgestellt? Welche Rolle spielte dem gegenüber der Sturm bei der Identitätsbildung der Frauen und ihrem Selbstbild als Künstlerinnen? Warum sind die Werke der Künstlerinnen kaum in die Kunstgeschichte eingegangen und was hat diese Tatsache möglicherweise mit dem Frauenbild beim Sturm und seiner Zeit zu tun?

Link zur Online-Publikation:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-69878

Kontakt: maaike.van.rijn[at]gmx.de