Kunsthistorisches Institut

Curriculum Vitae

  • Geboren am 08.10.1938 in Berlin
  • 1957- 64 : Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte: Universität Bonn, Berlin, München, London (Warburg Institute).
  • 1964 Promotion Universität Bonn (Prof. v. Einem)
  • 1965 - 68 Wiss. Assistent am Kunsthistorischen Institut Universität Tübingen
  • 1969 - 70 Research Consultant am Metropolitan Museum of Art, New York, Medieval Department
  • WS 1970/71 Habilitation Universität Tübingen, danach Privatdozent
  • WS 1972/73 Universitätdozent
  • SS 1976 apl. Professor
  • Verstorben 04.06.2007 in Berlin

Forschungsschwerpunkte

  • Kunst des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
  • Wissenschaftsgeschichte (Methodenkritik)

Nachruf auf Konrad Hoffmann

Nachruf auf Konrad Hoffmann
von Peter Klein
(Schwäbisches Tagblatt, 9. Juni 2007)

Geistreicher und warmherziger Kollege.
Der lange Jahre in Tübingen lehrende Kunsthistoriker Konrad Hoffmann starb im Alter von 68 Jahren

Konrad Hoffmann langjähriger Professor für Kunstgeschichte an der Universität Tübingen ist am 4. Juni unerwartet im Alter von 68 Jahren in Berlin verstorben. Bis zu seiner Emeritierung im Winter 2002 hat Konrad Hoffmann gut 35 Jahre an der Universität gelehrt und damit die Geschichte des Tübinger Kunsthistorischen Instituts wie der Fakultät für Kulturwissenschaften, der er zwei Jahre als Dekan vorstand, entscheidend geprägt.
Nach seiner Promotion 1964 an dem damals führenden Bonner Kunsthistorischen Institut unter Herbert von Einem lehrte Konrad Hoffmann ab 1965 an der Universität Tübingen, zunächst als Wissenschaftlicher Assistent, dann als Privatdozent und schließlich ab 1976 als Professor. Seine Lehre an der Universität Tübingen wurde nur durch eine zweijährige Kurator-Tätigkeit am Metropolitan Museum in New York unterbrochen.
Erfolg und Bedeutung der Tübinger Lehrtätigkeit Konrad Hoffmanns zeigen sich nicht nur an der großen Zahl seiner Doktoranden und Magistranden, sondern auch an der Breite und Vielfalt der von ihm betreuten Magister- und Doktor-Themen. Diese reichen vom frühchristlichen Märtyrerbild bis zu den Körperinszenierungen der zeitgenössischen Abject Art, von der schwedischen Malerei bis zur spanischen Barockarchitektur. Konrad Hoffmann hat seinen Schülern große thematische wie methodologische Freiheiten gelassen, ihnen aber auch vielseitige Anregungen gegeben. Seine ungemeine Belesenheit, sein stupendes Gedächtnis, seine phänomenale Assoziationsfähigkeit und seine große intellektuelle Neugierde kamen ihm dabei zugute.
Ähnlich breit angelegt wie seine Lehrtätigkeit waren auch die Forschungen Konrad Hoffmanns. Sie zeigen zwar einen deutlichen Schwerpunkt bei der Buchmalerei und Skulptur des frühen und hohen Mittelalters sowie der Graphik und Malerei der frühen Neuzeit, reichen aber ansonsten von der Entstehung des frühchristlichen Kaiserbildes im Kreuz bis zu van Goghs Sonnenblumen. Von seinen Veröffentlichungen zur mittelalterlichen Kunst sind neben zahlreichen Publikationen zur ottonischen Buchmalerei und der Frühgotik in Frankreich vor allem seine bahnbrechende, auch international viel beachtete Dissertation zur Taufsymbolik im mittelalterlichen Herrscherbild (Düsseldorf 1968) und der von ihm allein verfasste, mit vielen wichtigen Neubewertungen aufwartende Ausstellungsband The Year 1200 (New York 1970) zu nennen.
Das Spektrum seiner Forschungen zur Kunst der frühen Neuzeit ist äußerst vielfältig. Neben Arbeiten zu Dürer (mit einer wichtigen neuen Deutung des berühmten Melancholie-Stiches), Holbein und Cranach sind zahlreiche Publikationen zur Populärgraphik der Reformationszeit, insbesondere zur reformatorischen Bildsatire hervorzuheben. Auch zu Poussins Treppenmadonna und den Folgen des Krieges von Rubens hat er wichtige Beiträge geliefert.
Methodologisch war Konrad Hoffmann nie an positivistischer Faktenhuberei interessiert. Es drängte ihn eher zu kühnen, manchmal stark spekulativen Einfällen und Deutungen, ebenso zum experimentellen Erproben neuer methodologischer Ansätze. Daher resultieren seine zahlreichen Aufsätze zur Methode und Geschichte der Kunstgeschichte, unter anderem zu Aby Warburg, Erwin Panofsky und Jacob Burckhardt, wie auch seine innovativen Beiträge zu den Beziehungen zwischen der Kunstwissenschaft und benachbarten Disziplinen (siehe seine Aufsätze zu Norbert Elias, Martin Heidegger und Ernst Bloch).
Konrad Hoffmann wird nicht nur als ein geistreicher, witziger, ungemein kenntnisreicher Forscher und Gelehrter, sondern auch als warmherziger, äußerst hilfsbereiter Lehrer und Kollege in Erinnerung bleiben.