Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

LUI/TVV-Newsletter 92 - Mai 2023

 

Sattes Grün, sehnlichst erwarteter Regen und nach und nach mehr Sonne begleiten das Institut in sein erstes, wieder gänzlich coronafreies Sommersemester. Die Lehre hat wieder begonnen, alles hat sich zurechtgeruckelt – und es erscheint auch wieder ein prallvoller Newsletter.

Wir wünschen Ihnen eine freundliche Zeit und laden Sie herzlich ein zu allen angekündigten Veranstaltungen, seien sie im LUI, in der Stadt oder in der Region.

I. INSTITUTSNEWS

Im März 2023 sind am LUI zwei neue DFG-geförderte Forschungsprojekte gestartet:
1. Im Mittelpunkt des DFG-finanzierten, interdisziplinären Forschungsprojekts „Curating the Feed“ stehen digitale Bilderfeeds und ihre curatorial assemblages. Das Projekt fragt, wie unerwartet auftretende soziotechnische Netzwerke aus digitalen Praktiken, Interfaces und Algorithmen die Bilderfeeds auf Social Media-Plattformen ko-kuratieren. Wie werden digitale Bilderfeeds designed? Wie sind sie eingebettet in Interfaces und media environments? Wie werden sie algorithmisch kontrolliert, insbesondere durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernverfahren? Und wie prägen sie die alltäglichen Lebenswelten zahlloser Social Media-User*innen? Weitere Informationen: https://uni-tuebingen.de/de/239241

2. Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „From the Era of the Witness to Digital Remembrance: New Media, Holocaust Sites and Changing Memory Practices" ist eine interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit zwischen dem LUI und der Ben Gurion University of the Negev in Israel. Ziel des Projekts ist es, die Transformationen des Holocaust-Gedenkens in der digitalen Generation zu untersuchen. Zwei Fragen sind dabei leitend: Wie bringen digitale Medientechnologien neue Formen der Erinnerungspraxis hervor? Und wie interagieren solche Praktiken des digitalen Erinnerns mit etablierteren Erinnerungspraktiken, die im Kontext des Besuchs von Konzentrationslagern, Museen und Denkmälern etabliert sind? Der ethnografische und interdisziplinäre Ansatz des Projekts liefert eine dringend benötigte Analyse der Transformationen des Holocaust-Gedenkens in digitalen Gesellschaften. Weitere Informationen: https://uni-tuebingen.de/de/236757

Zeitgleich wurde das DFG-geförderte Projekt „Curating Digital Images: Ethnographic Perspectives on the Affordances of Digital Images in Heritage and Museum Contexts“ erfolgreich beendet. Eine zusammenfassende Projektpublikation und ein Portfolio für die angewandte Museumsarbeit folgen in Kürze. Auch eine Publikation wird im Laufe des kommenden Jahres folgen. Alle Informationen zum Projekt: https://uni-tuebingen.de/de/218295

Und außerdem präsentiert das am LUI angesiedelte „Digital Anthropology Lab“ seine zahlreichen Projekte und Arbeitsbereiche auf einer neu veröffentlichten, englischsprachigen Webseite: https://digitalanthropologylab.org/

Das Institutskolloquium widmet sich in diesem Sommer dem Thema „Digitale Anthropologie: Exemplarische Felder und interdisziplinäre Schnittstellen“. Die Vorträge beleuchten sowohl Schnittstellen zwischen Digitaler Anthropologie und anderen Arbeitsfeldern der EKW (von Gender, Populärkulturen und Arbeit bis zu Museen). Als auch zeigen sie Verbindungslinien zu verwandten Disziplinen auf wie der Ethnologie oder den Digital Humanities. Das Kolloquium bietet dadurch einen breiten Überblick über die Themen, Zugänge und Entwicklungspotenziale dieses am LUI neu etablierten Arbeitsfelds und soll Impulse für zukünftige Forschung bieten. Das Programm finden Sie unten im Terminkalender und hier auf der Homepage https://uni-tuebingen.de/de/247966

Auf große Resonanz stieß die kürzlich zu Ende gegangene Ausstellung in der Reutlinger Stadtbibliothek „Hier ist es gut – aber unser Herz ist in der Ukraine“. Die von Wolfgang Alber, Oksana Hinka, Reinhard Johler und elf Studierenden zusammengestellten Texte und Exponate dokumentierten den Alltag geflüchteter Ukrainer*innen in Reutlingen, die Prozesse des Ankommens und Einlebens. Thematisiert wurden auch Hilfsangebote vor Ort sowie lokale und überregionale Medienberichterstattung. Die Ausstellung konnte zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek besucht werden und wurde rege angenommen!

StadtLesen und StadtBeschreiben. Eine virtuelle Ausstellung – 15 Studierende der EKW und der Geschichte sind im Rahmen eines Exkursionsseminars Ende Oktober/Anfang November 2022 nach Novi Sad, der hochgradig multiethnischen Hauptstadt der serbischen Provinz Vojvodina, gereist. Novi Sad war 2022 Europäische Kulturhauptstadt. Und eben diese und vieles andere (das städtische Alltagsleben, die Donau, das Essen und die Musik, das Kunstschaffen, das Studium an der Universität) standen im Zentrum unserer Feldforschungen vor Ort. Herausgekommen ist eine Partnerschaft mit der Universität Novi Sad, aber auch eine von den teilnehmenden Studierenden gestaltete virtuelle Ausstellung zu Jugendkultur, Sprachenvielfalt, Kunsthandwerk, Graffiti und vielem mehr. Ein Durchklicken lohnt sich auf alle Fälle: https://uni-tuebingen.de/de/240855

Mit der Reihe Science and Career Talks ermöglicht die Universität Tübingen, herausragende Wissenschaftlerinnen nach Tübingen für einen Vortrag sowie einen Workshop zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen einzuladen. Im Rahmen dieses Programms konnten wir Prof. Dr. Silvy Chakkalakal (Europäische Ethnologie, Berlin) gewinnen, nach Tübingen ans LUI zu kommen. Der Vortrag in englischer Sprache wirft einen ethnografischen Blick auf Indiens größte zeitgenössische Kunstveranstaltung, die 2010 gegründete Kochi-Muziris Biennale. Die Biennale stellt eine Hommage von Künstler*innen dar, hier antworten sie auf soziale und politische Situationen in der Welt, ob Widerstand oder Auslöschung, in ihrem eigenen Kontext. Silvy Chakkalakal untersucht darin die utopischen und dystopischen Entwürfe solcher postkolonialen Poetiken und Interventionen im globalen Kunstfeld. Sie fragt, wie können wir die relationalen Konzeptualisierungen von reparativen Archiven, von verlorenen Heimaten und von diasporischen Biographien in der aktuellen Konjunktur der intervenierenden Künste verstehen? Der Vortrag findet statt am Montag, 12.06.2023, 18.00 Uhr – 20.00 Uhr im Ausstellungsraum des LUI.

Zu einer Gesprächsveranstaltung laden am 16. Juni um 18.30 Uhr das Landratsamt Tübingen, das d.a.i. und das LUI gemeinsam ein. Die Veranstaltung trägt den Titel „Enkel von KZ-Opfern im Gespräch. Nachkommen der im KZ Natzweiler 1943 ermordeten Alice Simon kommen nach Tübingen.“
86 jüdische Frauen und Männer sind im August 1943 im Konzentrationslager Natzweiler umgebracht worden. Der Tübinger Anthropologe Hans Fleischhacker hatte an ihrer Selektion mitgewirkt. Ihre Skelette sollten der Anthropologischen Sammlung der damaligen Deutschen Reichsuniversität Straßburg dienen. Die nationalsozialistischen Täter aus Tübingen taten alles, um die Identität der Ermordeten auszulöschen.
Dem am LUI lehrenden Hans-Joachim Lang ist es mit seinem 2004 erschienenen und seither vielfach übersetzten Buch „Die Namen der Nummern“ nach aufwändigen Recherchen gelungen, den Opfern ihren Namen und deren Nachkommen Gewissheit über das Schicksal ihrer Vorfahren zu geben. Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat dieses Jahr am „Tag des Gedenkens an Shoa und Heldentum” (Jom haScho'a) mit einem Verweis auf das Buch „Die Namen der Nummern“ an die 86 in Natzweiler Ermordeten erinnert.
Auch im Europäischen Parlament wird ihr Gedenken in besonderer Weise (und unter Beteiligung von Tübinger EKW-Studierender) begangen. Es hat die in vielen Staaten verstreut lebenden Nachkommen der Ermordeten eingeladen. Der Einladung gefolgt sind auch die in den USA ansässigen vier Enkelkinder der im KZ Natzweiler ermordeten Alice Simon. Sie kommen anschließend nach Tübingen. Im Landratsamt sprechen sie unter anderem mit Studierenden der EKW und den von Landkreis Tübingen und KulturGUT qualifizierten Jugendguides (Einführung Hans-Joachim Lang; Moderation Wolfgang Sannwald).

Zu einer Ausstellungseröffnung am 19. Juni laden Studierende der EKW ins Technische Rathaus ein. Sie präsentieren dort die Ergebnisse eines Seminars mit dem Titel „Das ‚Dörfle‘ in der Weststadt. Eine Tübinger Heimatgeschichte von Geflüchteten, Asylant*‘innen und Anderen.“
Im Jahr 1989 war das acht Jahre zuvor in der Tübinger Thiepvalkaserne eingerichtete Asylbewerber-Sammellager aufgelöst worden. An seine Stelle traten verschiedene Lösungen für die Unterbringung von sehr unterschiedlich wahrgenommenen Geflüchteten. Ein Ansatz orientierte sich an den in den 50er Jahren errichteten Siedlungen der Heimatvertriebenen – und ging unterstützt vom Tübinger Gemeinderat bei der „Unterbringung von Asylbewerbern“ doch vollkommen neue Wege: Der Architekt Peter Hübner plante für ein in der Weststadt gelegenes Grundstück den Bau von kleinen, zweigeschossigen Holzhäusern, die in einer Siedlung angeordnet wurden. Als Provisorium von Anfang an gedacht, besteht die Siedlung nun schon seit über dreißig Jahren. Sie ist städtisch mittlerweile „überwachsen“ – aber geblieben ist eine heterogene und immer wieder (etwa durch weitere Fluchtbewegungen) neu zusammen gesetzte, ca. 60-köpfige Bewohnerschaft: Geflüchtete in der Anschlussunterbringung, eine Künstlergruppe, Obdachlose, Ukraine-Geflüchtete usw.
Die Siedlung und die in der Sindelfinger Straße 28-30 lebenden Menschen sind Teil einer eigenen Tübinger Heimatgeschichte. Dieser ist eine Seminargruppe am LUI im Winter- und Sommersemester 2022/23 ethnografisch nachgegangen. Entstanden ist eine Ausstellung, die Geschichte und Gegenwart dieser Siedlung ebenso erzählt, wie sie Bewohner*innen und die städtischen und zivilgesellschaftlichen Akteure zu Wort kommen lässt.
Die gemeinsam mit dem MUT gestaltete Ausstellung wird am 19. Juni um 18 Uhr im Technischen Rathaus in Tübingen eröffnet. Sie ist dort von Montag bis Freitag bis zum 14. Juli zu sehen. Es laden herzlich zur Eröffnung und zur Besichtigung ein: Elisabeth Dauhrer | Reinhard Johler | Anne Mann | Marta Mazanek | Hanna Scheffold | Henriette Schneider | Lukas Valet | Daniela Wenzel

Ein Symposium feiert am 12. Juli „Die baden-württembergische Kreisreform 1973 bis 2005: Raum, Identität und Modernisierung“. In der kurzen Zeitspanne zwischen 1969 und 1973 schufen Landesregierung und Landtag den heutigen Gebietszuschnitt der Landkreise in Baden-Württemberg. Knapp die Hälfte der damaligen Kreisstädte verlor den Status als Kreishauptstadt, manche fühlten sich gegenüber alten Konkurrenten zurückgesetzt. Bei den emotionalen Diskussionen prallten technokratische Planung und identitätsorientierte Tradition aufeinander. Mitunter sorgte politisches Kalkül für die Zuordnung einzelner Gemeinden.
Eine Reihe von Vorträgen beleuchtet das Reformgeschehen, vom LUI sind mit dabei Reinhard Johler, Wolfgang Sannwald, Hubert Klausmann und Studierende der EKW aus dem gleichnamigen Seminar von Reinhard Johler und Wolfgang Sannwald.
Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, den 12. Juli 2023, ab 9:30 Uhr im Uhlandsaal der Museumsgesellschaft Tübingen e.V. Anmeldungen werden hier gern entgegengenommen. Herzliche Einladung!

Einen Tag später schon gibt es Einblicke in eine studentische ethnografische Forschung in Rumänien. Unter dem Motto „Temeswar zum Zuhören. Forschungsbericht von einer Exkursion“ werden Studierende der Germanistik (Leitung: Olivia Spiridon) und EKW (Leitung: Reinhard Johler) gemeinsam von ihrer Exkursion nach Temeswar berichten. Timişoara (dt. Temeswar, ung. Temesvár) ist eine multikulturelle Stadt im Westen von Rumänien und gilt als „Sprungbrett“ vieler Migrant*innen auch nach Deutschland. 2023 ist die Stadt Europäische Kulturhauptstadt. Ihr galt das ethnografische Interesse der Studierenden. Am 13. Juli um 19 Uhr berichten sie im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm von ihren Erfahrungen und Ergebnissen.

II. PERSONALIA

Save the date! Am 29. Juni um 18.30 Uhr findet in der Alten Aula (Münzgasse 30) in Tübingen die Antrittsvorlesung von Christoph Bareither zum Thema „Kulturen der künstlichen Intelligenz“ statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Da die Anzahl der Plätze limitiert ist, bitten wir um baldige Anmeldung unter lui@uni-tuebingen.de

Auf einer Honorarprofessur dürfen wir seit Anfang des Jahres Nina Gorgus willkommen heißen. Nina Gorgus hat am LUI studiert und ist nach einigen freiberuflichen Stationen seit 2010 am Historischen Museum in Frankfurt tätig. Seit 2012 ist sie dort Kuratorin für „Alltagskultur und Haushalt II (seit 1880)“, wie ihre neue Website am LUI mitteilt. Die EKW in der Lehre wird sie hauptsächlich über den Schwerpunkt Museologie verstärken, dort das Zusammenspiel von Theorie und Praxis verstärken und diskutieren, wie sich aktuelle gesellschaftliche Diskussionen mit musealen Praktiken zu attraktiven Ausstellungen verbinden. Ganz herzlich willkommen, liebe Nina!

Gesa Ingendahl ist Anfang April nach einem Sabbatjahr ins LUI und zu ihrem Arbeitsplatz zurückgekehrt. Und glücklicherweise bleibt uns auch Sabine Müller-Brem erhalten. Zukünftig werden die Bereiche Studienorganisation, Berufsfeldorientierung, Studienfachberatung und Lehre von beiden anteilig übernommen.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts „Curating Digital Images“ kommt Ann-Marie Wohlfarth von Leipzig ans LUI. Im Projekt „From the Era of Witness to Digital Remembrance“ besiedeln bekannte Gesichter das Projektbüro im 5-Eck-Turm: Franziska Veit (Promotion EKW) kehrt ans LUI zurück und Berit Zimmerling wechselt von einer WiMi-Stelle auf eine Projektstelle. Ebenfalls ein zweites Mal dürfen wir Pia Schramm begrüßen, die ihre Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt CHAPTER nun für weitere drei Jahre am LUI fortsetzen wird.

Leider verstorben ist im Mai 2023 Monika Leibfarth, Institutssekretärin am LUI bis 2012. Moni, wie sie von allen am Institut genannt wurde, hat über viele Jahre das Sekretariat im LUI geprägt und die Umbrüche und Veränderungen seit den 1970er Jahren tatkräftig und auf ihre eigene, ganz unnachahmliche Art, begleitet. Der Familie gilt unser aufrichtiges Beileid. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Absolventinnen und Absolventen werden sie in ehrendem Angedenken bewahren.

III. TVEKW News

Zur aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum Tübingen „Cyber and the City – Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen“ möchte die TVEKW herzlich alle Mitglieder zu einer Sonderführung einladen. Die Ausstellung wurde erarbeitet vom letztjährigen Studienprojekt unter der Leitung von Thomas Thiemeyer, Tim Schaffarczik und Ulrike von Luxburg und war ein Kooperationsprojekt mit dem Studiengang Maschinelles Lernen bei der Informatik. Der Termin ist am Donnerstag 15. Juni um 16.30 Uhr – ohne Anmeldung – Treffpunkt am Stadtmuseum. Die Führung ist exklusiv nur für TVEKW-Mitglieder. Herzliche Einladung!

Am 28. Juli ab 15.30 Uhr findet die Mitgliederversammlung der TVEKW statt. Die Mitgliederversammlung wird zusammen mit der LUI_Absolvent*innen-Feier stattfinden und – tärääää – auch das Jubiläumsfest 60 Jahre TVEKW beinhalten. Eine gesonderte Einladung erreicht die Mitglieder dazu noch in Kürze.

Wir freuen uns natürlich über neue Mitglieder, die mit ihrem Beitrag die Arbeit des Ludwig-Uhland-Instituts in Lehre und Forschung unterstützen und mit dem LUI in Kontakt bleiben: Werden auch Sie Mitglied in der TVEKW!: https://ekw-verlag.de/mitgliedschaft/

IV. PUBLIKATIONEN DES EKW-VERLAGS

Coming Soon_ Coming Soon_ Coming Soon_
Franziska Becker
: Gewalt und Gedächtnis – Erinnerungen an nationalsozialistische Verfolgung einer jüdischen Landgemeinde. Akt. Neuaufl. mit Vorworten von Hermann Bausinger und Karlheinz Geppert sowie einem Nachwort der Autorin.
Aus dem Klappentext: Was empfanden Menschen vor Ort – in einer jüdischen württembergischen Landgemeinde –, als SA-Männer im November 1938 in den Häusern ihrer jüdischen Nachbarn randalierten, als deren Hab und Gut in den Gassen des Dorfes versteigert wurde und die letzten Juden 1942 auf Leiterwagen in die Konzentrationslager deportiert wurden?
Die Kulturwissenschaftlerin Franziska Becker hat Ende der 1980er-Jahre über das sogenannte Judendorf Baisingen im Landkreis Tübingen geforscht. Die Bewohner und Bewohnerinnen wurden nach ihren Erinnerungen an die Auslöschung ihrer jüdischen Gemeinde befragt. Zugleich wurden die NS-Gewaltgeschehnisse anhand von Archivalien, u.a. in den lokalen Finanzämtern, minutiös rekonstruiert.
Das erstmals 1994 erschienene Buch ist seit Jahrzehnten vergriffen und erscheint hier in einer überarbeiteten Neuauflage.
Der Band wird am 15. Oktober 2023 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Gedenkstätte Synagoge Baisingen präsentiert.

Ludwig-Uhland-Institut (Hg.): Kultur ist. Beiträge der Empirischen Kulturwissenschaft. Tübingen 2022 – 216 S., Illustrationen; ISBN: 978-3-947227-11-2; Preis: 20,00 Euro TVEKW-Mitglieder: 13,00 Euro. Auf dem TVEKW-Publikationsserver als Download erhältlich.
„Denn was nützt alle Kultur, die nicht mehr ist als ‚nur‘ Kultur?“ fragte Hermann Bausinger einmal provokant. In diesem Lesebuch zum 50-jährigen Institutsjubiläum sondieren die Autor*innen jeweils in ihren eigenen Forschungsfeldern am LUI, was „Kultur“ als Forschungsperspektive und Gegenstand für sie bedeutet. Gemeinsam ist allen Beiträgen das Ziel, (jungen) Kulturwissenschaftler*innen und (Alltags-)Kulturinteressierten nahezubringen, warum es sich lohnt, die Welt mit und durch Kultur zu sehen, zu beschreiben und zu analysieren.

Bernd Jürgen Warneken: Intersoziale Begegnungen im Großstadtraum. Drei Berliner Zeitbilder. Tübingen 2022 – 268 Seiten, Illustrationen; ISBN: 978-3-947227-12-9; Preis: 20,00 Euro; TVEKW-Mitglieder: 13,00 Euro
Öffentliche Stadträume und insbesondere Großstadträume sind Schauplatz gewollter und ungewollter Begegnungen nicht nur zwischen einander Unbekannten, sondern auch zwischen sozial Ungleichen. Dieses Buch zeichnet solche „intersozialen“ Kontakte in der Geschichte und Gegenwart Berlins nach. Es konzentriert sich auf drei Zeitabschnitte und dabei jeweils auf eine andere unterprivilegierte Bevölkerungsgruppe, deren Teilnahme am Großstadtleben sich in der untersuchten Zeit signifikant verändert: Zunächst geht es um den bürgerlichen Mittelstand um 1800, dann um die Arbeiterschaft im späten Kaiserreich und zuletzt um türkeistämmige Arbeitsmigrant*innen im Berlin des 21. Jahrhunderts.

V. LUI UND TVEKW-TERMINKALENDER

Donnerstag 25.05.2023, 18.00 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Alexandra Deem (Berlin): „Feminine, not feminist“: A digital ethnography of tradwives on social media
Ort: LUI-Ausstellungsraum

Montag 12.06.2023, 18.00 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen der Universitäts-Reihe Science and Career Talks – Silvy Chakkalakal  (Berlin): Intervening Arts: Aesthetic of (lost?) Relations at the Kochi-Muziris Biennale.
Ort: LUI-Ausstellungsraum mit Grußwort von Monique Scheer, Prorektorin für Internationales und Diversität

Donnerstag 15.06.2023, 16.30 Uhr
Sonderführung für TVEKW-Mitglieder durch die Ausstellung im Stadtmuseum „Cyber and the City“ – Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen.
Ort: Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10

Donnerstag 15.06.2023, 18.00 Uhr s.t.!
Gesprächsrunde im Rahmen der Stadtgespräche im Museum – Reinhard Johler und Studierende (Tübingen): Unser Alltag mit KI in der Zukunft. Eine Gesprächsrunde mit Studierenden
Achtung: Beginn 18.00 Uhr s.t.!
Ort: Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10

Freitag 16.06.2023, 18.30 Uhr
Gesprächsveranstaltung mit Hans-Joachim Lang, Wolfgang Sannwald, Reinhard Johler, Studierenden der EKW und dem d.a.i.: „Enkel von KZ-Opfern im Gespräch. Nachkommen der im KZ Natzweiler 1943 ermordeten Alice Simon kommen nach Tübingen“
Ort: Landratsamt Tübingen, Wilhelm-Keil-Straße 50

Montag 19.06.2023, 18.00 Uhr s.t.
Ausstellungseröffnung unter dem Titel „Das ‚Dörfle‘ in der Weststadt. Eine Tübinger Heimatgeschichte von Geflüchteten, Asylant*‘innen und Anderen.“
Ort: Technisches Rathaus der Stadt Tübingen, Brunnenstraße 3

Donnerstag 22.06.2023, 18.00 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Sarah Thanner (Regensburg): „Smarte“ Alltagsdinge im Werden – Von (T)Räumen anwendungsorientierter Forschung an der Schnittstelle zwischen Informatik und digitaler Anthropologie.
Ort: LUI-Ausstellungsraum

Donnerstag 29.06.2023, 18.30 Uhr !
Antrittsvorlesung von Christoph Bareither (Tübingen): Kulturen der künstlichen Intelligenz
Um baldige Anmeldung wird gebeten unter luispam prevention@uni-tuebingen.de
Ort: Alte Aula, Münzgasse 30

Donnerstag 06.07.2023, 18.00 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Lina Franken (Vechta): Digitale Ethnografie und Digital Humanities. Schnittmengen und Unterschiede am Beispiel der Beforschung jüngster Vergangenheiten
Ort: LUI-Ausstellungsraum

Mittwoch 12.07.2023, ab 9.30 Uhr
Symposium „Die baden-württembergische Kreisreform 1973 bis 2005: Raum, Identität und Modernisierung“, veranstaltet vom Landkreistag Baden-Württemberg
Ort: Uhlandsaal der Museumsgesellschaft Tübingen e.V., Wilhelmstraße 3

Donnerstag 13.07.2023, 18.00 Uhr c.t.
Präsentation des aktuellen MA-Studienprojekts Karin Bürkert und Studierende: Atomdorf? Nein, danke? Ethnografische Forschungen in Neckarwestheim
Ort: LUI-Ausstellungsraum

Donnerstag 13.07.2023, 19.00 Uhr
Forschungsbericht einer Exkursion „Temeswar – zum Zuhören, Kulturhauptstadt 2023“ mit Studierenden der Germanistik und der EKW (Leitung Olivia Spiridon, Reinhard Johler).
Ort: Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm, Schillerstraße 1, 89077 Ulm

Donnerstag 20.07.2023, 18.00 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Lara Gruhn (Zürich): Digitale Bezahl- und Unterstützungspraktiken: Vorstellungen von Solidarität und Umverteilung
Ort: LUI-Ausstellungsraum

Freitag 28.07.2023, 15.30 Uhr
TVEKW-Mitgliederversammlung
Ort: Ludwig-Uhland-Institut

Freitag 28.07.2023 17.00 Uhr
Absolvent*innenfeier und Sommerfest
Ort: Ludwig-Uhland-Institut