Institut für Erziehungswissenschaft

Zum Scheitern pädagogischer Ambitionen im Spiegel literarischer Texte

DFG-Forschungsprojekt

Das Scheitern pädagogischer Ambitionen ist in der Allgemeinen Erziehungswissenschaft bislang kein prominentes Thema. Ziel des Projekts ist es das Scheitern-Können als ein konstitutives Moment pädagogischer Bemühungen herauszuarbeiten und an geeigneten Beispielen Erscheinungsformen des Scheiterns sowie die Art und Weise des Umgangs damit exemplarisch zu untersuchen.

Als Untersuchungsgegenstand dienen literarische Texte, die dafür als besonders geeignet gelten können, weil dem Scheitern dort eine weitaus größere Aufmerksamkeit zuteil wird als in pädagogischen Diskursen. Durch die Auseinandersetzung mit Romanen und anderen Erzähltexten können deshalb, so unsere forschungsleitende Grundannahme, Aspekte in den Fokus geraten, die in der Erziehungswissenschaft tendenziell ausgeblendet werden.

Die Erkundung des Erkenntnispotentials literarischer Texte für die Erforschung des Scheiterns pädagogischer Prozesse erfolgt in zwei einander ergänzenden Teilstudien: Teilstudie 1 ist dem Scheitern als Moment von Bildungsprozessen im Kontext familiärer Generationenbeziehungen gewidmet, während sich Teilstudie 2 mit dem Scheitern pädagogischer Prozesse im Kontext von Internatserziehung beschäftigt. In beiden Teilstudien werden jeweils etwa sechs bis acht Romane mit den Mitteln der Narrationsanalyse bzw. der Sozioanalyse literarischer Texte untersucht und die Ergebnisse verglichen sowie im Blick auf ihre systematische Bedeutung für die erziehungswissenschaftliche Theoriebildung reflektiert.

Das Forschungsprojekt wird mit einer Summe von ca. 280.000 Euro für 36 Monate Laufzeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Beteiligte Personen

Publikationen

(nach Erscheinungsdatum sortiert)

Rieger-Ladich, M./Grabau, C./Koller, H.-C. (i.E.): Schuldig werden. Pädagogische Lektüren zeitgenössischer Romane IV. Bielefeld: transcript.

Nägle, L.-M./Koller, H.-C. (2024): „An das Schmähwort gewöhnt man sich nie.“ Individuelle Krisenerfahrungen als Anlass transformatorischer Bildungsprozesse. In: Krise. Friedrich Jahresheft 42, S. 48-51

Koller, H.-C. (2023). Bildung anders denken. Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. 3., erweiterte Aufl. Stuttgart: Kohlhammer.

Langer, S. (2022): Scheitern. In: Feldmann, M./Rieger-Ladich, M./Voß, C./Wortmann, K. (Hrsg.): Schlüsselbegriffe der Allgemeinen Erziehungswissenschaft. Pädagogisches Vokabular in Bewegung. Weinheim & Basel: Beltz Juventa, S. 372–380.

Koller, H.C. (2021): Inspiration und Irritation durch literarische Texte. Zu einer Form erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung und ihren Praktiken. In: Thompson, C./Brinkmann, M./Rieger-Ladich, M. (Hrsg.): Praktiken und Formen der Theorie. Perspektiven der Bildungsphilosophie. Weinheim & Basel: Beltz Juventa, S. 126–142.

Koller, H.-C. (2020): Erzählte Bildung. Zur Darstellung von Bildungsprozessen in Melinda Nadj Abonjis Roman „Tauben fliegen auf“. In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 67 (1), S. 15–23.

Rieger-Ladich, M. (2020): Bildungstheorien zur Einführung. 2. Aufl. Hamburg: Junius Verlag.

Koller, H.-C. (2017): Literarische Texte als Quelle problematisierender Theoriebildung in der Erziehungswissenschaft. In: C. Thompson/S. Schenk (Hrsg.): Zwischenwelten der Pädagogik. Paderborn: Brill Schöningh, S. 19–31.

Koller, H.-C. (2017): Zum Erkenntnispotential literarischer Texte für die Erforschung intergenerationaler Beziehungen. In: Böker, K./Zölch, J. (Hrsg.): Intergenerationale Qualitative Forschung. Wiesbaden: Springer VS, S. 131–145.

Rieger-Ladich, M. (2015): Scheitern de-/thematisieren. Überlegungen zum pädagogischen Denkstil im Anschluss an Ludwik Fleck und Hans Blumenberg. In: Ragutt, F./Zumhof, T. (Hrsg.): Hans Blumenberg: Pädagogische Lektüren. Wiesbaden: Springer VS, S. 165–180.

Koller, H.-C. (2014): Bildung als Textgeschehen. Zum Erkenntnispotenzial literarischer Texte für die Erziehungswissenschaft. In: Zeitschrift für Pädagogik 60, Heft 3, S. 333–349.

Rieger-Ladich, M. (2014): Erkenntnisquellen eigener Art? Literarische Texte als Stimulanzien erziehungswissenschaftlicher Reflexion. In: Zeitschrift für Pädagogik 60, Heft 3, S. 350–367.

Koller, H.-C./Rieger-Ladich, M. (Hrsg.) (2013): Vom Scheitern. Pädagogische Lektüren zeitgenössischer Romane III. Bielefeld: transcript Verlag.

Rieger-Ladich, M. (2013): Auffälliges Vermeidungsverhalten. Scheitern als Gegenstand des pädagogischen Diskurses. In: John, R./Langhof, A. (Hrsg.): Scheitern - ein Desiderat der Moderne? Wiesbaden: Springer VS, S. 279–299.

Rieger-Ladich, M. (2012): „Biographien“ und „Lebensläufe“. Das Scheitern aus der Perspektive der Pädagogischen Anthropologie. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 88 (4), S. 606–623.

Koller, H.-C./Rieger-Ladich, M. (Hrsg.) (2009): Figurationen von Adoleszenz. Pädagogische Lektüren zeitgenössischer Romane II. Bielefeld: transcript Verlag.

Koller, H.-C./Rieger-Ladich, M. (Hrsg.) (2005): Grenzgänge. Pädagogische Lektüren zeitgenössischer Romane. Bielefeld: transcript Verlag.