Am Lehrstuhl „Migration und Diversität“ steht ein reflexiver und ethnografischer Zugang zu Migration, Diversität und urbanem Zusammenleben im Fokus.
Reflexiv bedeutet, dass es weniger darum geht, herauszufinden, was richtiges oder falsches Wissen ist, sondern dass es vielmehr von zentralem Interesse ist, die sozialen Prozesse und Wissensordnungen zu verstehen, durch die Menschen ihr Wissen über Migration, Diversität und ihr Zusammenleben hervorbringen. Dabei stellen sich zum Beispiel folgende Fragen: Welche gesellschaftlichen Umstände führen dazu, dass Migration vor allem als Problem der Integration, der sozialen Ungleichheit oder des Managements (und nicht als etwas anderes) verstanden wird? Wie kommen Bewertungen von Migrant:innen-Gruppen und Migrationsformen zustande? Wie tragen Sozialwissenschaften und staatliche Institutionen dazu bei, Wissen über Migration hervorzubringen?
Die Ethnografie fragt danach, wie Dinge im Alltag getan werden und wie die spezifischen Kontexte beschaffen sind, in denen Menschen ihr Leben bestreiten. Sie interessiert sich weniger dafür, wie sich Merkmale in der Gesellschaft verteilen oder welche allgemeinen Auskünfte Menschen über sich, ihre Identität oder ihre Einstellungen geben. Viel mehr geht es beim ethnografischen Forschen darum, die kulturellen Wissensbestände und sozialen Ordnungen herauszuarbeiten, die in Praktiken, Situationen und sozialen Beziehungen hervorgebracht und reproduziert werden.
Der Arbeitsbereich ist maßgeblich beteiligt am interdisziplinären Forschungsnetzwerk UnKUT – Undisciplined Knowledge at the University of Tübingen.