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31.05.2022

Weltkongress Sportsoziologie an der Universität Tübingen

Was die Sportsoziologie zur Bewältigung der Pandemiefolgen beitragen kann - Öffentliche Veranstaltungen diskutieren ungenutztes Potenzial für gesellschaftliche Fragen

Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Das Potenzial der Soziologie wird in öffentlichen und politischen Kontexten noch wenig genutzt. Gerade die Sportsoziologie kann in interdisziplinären Forschungsprojekten den Blick weiten und unbeabsichtigte Folgen technologischer und wissenschaftlicher Innovationen für Individuum und Gesellschaft erforschen. Beispielsweise wie sich die Digitalisierung von Alltagswelten auf die Bewegung von Heranwachsenden auswirkt oder welche Folgen die Veränderung von Transportsystemen für die Alltagsaktivität von Menschen hat.

Fragen wie diese diskutieren vom 7. bis 10. Juni rund 300 Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beim Weltkongress der Sportsoziologie an der Universität Tübingen. Unter dem Titel „Why does Sociology matter? Die Rolle der Sportsoziologie in der interdisziplinären Forschung“ finden mehr als 280 Vorträge statt. Zu folgenden Veranstaltungen ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen:

  • Mittwoch, 8. Juni, 9 Uhr, Hörsaalzentrum Morgenstelle N6, Tübingen: Prof. Jeremy Freese, Universität Stanford The Skeleton Key: Sport as Exemplary Domain for Integrative Explanation of Personal Attainments

Sportliche Erfolge sind mehr als ein physiologischer Triumph. Neben physiologischen und genetisch beeinflussten Merkmalen braucht ein Sportler auch ein unterstützendes Umfeld. Hier kommt die Soziologie ins Spiel: Prof. Jeremy Freese spricht darüber, dass sich gerade im Sport ideal untersuchen lässt, wie Biologie, Psychologie und Gesellschaft für die menschliche Differenzierung und Leistung zusammenwirken. Ein bio-psycho-soziales Denken könnte nicht nur dazu beitragen, Phänomene bestimmter Sportarten zu erhellen, sondern auch für die Sozialwissenschaften von Nutzen sein. Freese erläutert dies anhand verschiedener Sportarten, vor allem im Hinblick auf den Frauen-Skeleton. Freese forscht u.a. zu sozialwissenschaftlicher Genomik, öffentlicher Meinung, gesundheitlichen Ungleichheiten und sozialen Reaktionen auf Innovationen.

  • Freitag, 10. Juni, 11 Uhr, Hörsaalzentrum Morgenstelle N6, Tübingen: Prof. Cassie Phoenix, Durham University Researching Embodiment in Multi/Interdisciplinary Spaces: Possibilities, Problems and Practices

Ausgehend von der Annahme, dass der menschliche Körper nicht etwas ist, das wir einfach haben, sondern etwas, das wir sind oder werden, beschäftigt sich Prof. Cassandra Phoenix mit „Embodiment-Prozessen“ in interdisziplinären Forschungszusammenhängen. Anhand von Fallstudien zu typischen „verkörperlichten“ Erfahrungen, beispielsweise Wechseljahren, chronischen Krankheiten oder Wetterbedingungen bei Bewegung und Sport, zeigt sie auf, dass Multidisziplinarität für die Erforschung dieser Phänomene wichtig ist. Vorliegende Forschungsarbeiten versäumen es häufig, die zentrale Rolle des Körpers in diesen Phänomenen zu thematisieren.

Zu Phoenix Forschungsinteressen gehören u.a. Altern und Körperlichkeit, Wohlbefinden und die Auswirkungen von blue-space auf die Gesundheit (künstlich angelegte Gebiete in Städten, die von Oberflächengewässern oder Wasserläufen dominiert werden).

  • Dienstag, 17.30 - 19.00 Uhr, Spielhalle Institut für Sportwissenschaft (Wilhelmstraße 124): Podiumsdiskussion „Warum ist (Sport-)Soziologie wichtig? Unterschiedliche Perspektiven auf ein ähnliches Problem“

Wie kann die soziologische Forschung helfen, die psychosozialen Folgen von Lockdowns infolge der Corona-Pandemie zu bewältigen? Was ist notwendig, um Sport für Menschen aus sozial benachteiligten Milieus zugänglich zu machen? In einer Podiumsdiskussion wird über Vorteile und Fallstricke interdisziplinärer Forschung gesprochen und darüber, welche Rolle die (Sport-)Soziologie spielen kann.

Teilnehmer: Prof. Stephan Zipfel, Medizinische Fakultät Tübingen; Prof. Richard Giulianotti, School of Sport, Exercise and Health Sciences, Loughborough University, UK; Prof. Tricia McGuire-Adams, Canada Research Chair in Indigenous Ganandawisiwin (Good Health) University of Ottawa, Canada; Prof. Parissa Safai, School of Kinesiology & Health Science, York University, Toronto, Canada. Moderation: Prof. Brent McDonald, Victoria Universität, Melbourne, Australien, Prof. Ansgar Thiel, Universität Tübingen

Die Rahmendaten

  • Konferenz Why does Sociology matter? Die Rolle der Sportsoziologie in der interdisziplinären Forschung der International Sociology of SportAssociation (ISSA) und der European Association for Sociology of Sport (eass): 7. -10. Juni 2022, Hörsaalzentrum Morgenstelle (ausgenommen Podiumsdiskussion und Eröffnung)
  • Organisation: Prof. Dr. Ansgar Thiel, Institut für Sportwissenschaft (Chair); Prof. Dr. Annika Frahsa, Universität Bern/CH; Dr. Alexia Schnell, Dr. Jannika John, Hannes Gropper und Katharina Baur und weitere Sportstudierende der Universität Tübingen
  • Kontakt / Infos: https://issaeass2022.com/; Prof. Dr. Ansgar Thiel, Telefon +49 7071 29-76411, ansgar.thielspam prevention@uni-tuebingen.de
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