Refugee Law Clinic
Die Juristische Fakultät der Universität Tübingen bietet seit dem Sommersemester 2016 in Kooperation mit der Abteilung Überfachliche Bildung und berufliche Orientierung (TRACS) und dem studentischen Rechtsberatungverein Refugee Law Clinic Tübingen e.V. das zertifizierte Ausbildungsprogramm „Refugee Law Clinic - Human Rights Law in Practice“ an. Ein neuer Ausbildungsjahrgang startet jedes Jahr zum Sommersemester und geht über zwei Semester.
Im Rahmen des Ausbildungsprogramms erwerben und vertiefen die Teilnehmer:innen zunächst ihre Fachkenntnisse im Bereich des Ausländer-, Flüchtlings- und Asylrechts und erlernen parallel interdisziplinäre Schlüsselqualifikationen wie Trauma-Awareness und Beratungskompetenz, ehe sie unter der Anleitung und Supervision erfahrener Praktiker:innen selbst als Berater:innen aktiv werden können. Die Refugee Law Clinic antwortet so einerseits auf den dringenden Bedarf der Zivilgesellschaft sowie der schutzsuchenden Menschen in Tübingen, Reutlingen und der Region. Zugleich bietet sie engagierten Student:innen der Rechtswissenschaft und aller sonstigen Fachrichtungen die Möglichkeit, Einblicke in eine spätere Berufspraxis zu erlangen, Beratungserfahrung zu sammeln, ihre Kenntnisse in den Bereichen Völkerrecht und Menschenrechte für ihr Studium zu vertiefen und tiefergehende Kenntnisse des Verwaltungsrechts insbesondere des besonderen Bereichs des Ausländer- und Asylrechts zu erwerben.
Nach Abschluss des Ausbildungsprogramms erhalten die Teilnehmer:innen der RLC das universitäre Zertifikat "Refugee Law Clinic - Human Rights Law in Practice" und können auf Wunsch auch weiter in der Flüchtlingsberatung aktiv bleiben. Studierende der Rechtswissenschaft im Hauptfach können zusätzlich eine Schlüsselqualifikation nach JaPrO erhalten. Hinzu kommen variierende Angebote zu Vorträgen, Workshops und Exkursionen.
Das Projekt wird durch die Schirmherren Prof. Dr. Jochen von Bernstorff, LL.M. sowie den ehemaligen Vizepräsidenten des VG Sigmaringen Prof. Wolfgang Armbruster unterstützt. Es wird von Ulrike Schulze und Patricia Tumele als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl und von Micha Heinkelein, Selina Holzinger und Selin Wacker als universitäre Hilfskräfte betreut.
Kontakt: rlcspam prevention@jura.uni-tuebingen.de
Beratungsanfragen bitte an den Verein Refugee Law Clinic Tübingen e.V.: rlc.tuebingenspam prevention@gmx.de
Das Ausbildungsprogramm
Start des neuen Ausbildungsjahrgangs im Sommersemester 2024:
Informationsveranstaltung: Donnerstag, 08.02.2024 um 18 Uhr s.t. in Raum 236 (Neue Aula).
Die Bewerbungsfrist für den neuen Ausbildungsjahrgang endet am 31. März 2024.
Die Bewerbungsunterlagen müssen einen tabellarischen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben (max. 1,5 Seiten), eine aktuelle Immatrikulationsbescheinigung der Universität Tübingen und (falls vorhanden) Leistungsnachweise aus dem bisherigen Studium (z.B. Transcript of Records) beinhalten und sind in einer pdf-Datei via E-Mail einzureichen.
Ausbildungskonzept
Programm der Ausbildung
- Sommersemester (Semester 1)
- Vorlesungen: Migrationsrecht I; Völkerrecht III: Internationaler Menschenrechtsschutz, Nebengebiete
- Workshops: Trauma-Awareness; Anwaltliche Praxis / Fallarbeit
- Jour Fixe
- Praxis
- Wintersemester (Semester 2)
- Vorlesungen: Migrationsrecht II
- Workshops: Ethnologie; Anwaltliche Praxis / Fallarbeit
- Jour Fixe
- Praxis
- Schriftliche Ausarbeitung (Abschlussarbeit)
Vorteile der Teilnahme
- Universitäres Zertifikat "Refugee Law Clinic - Human Rights Law in Practice"
- Studienleistungen:
- Studierende der Rechtswissenschaft im Hauptfach: Schlüsselqualifikation nach § 3 Abs. 5 JaPrO BW
- Nebenfachstudierende / Fachfremde: evtl. ECTS-Punkte entsprechend der eigenen Prüfungsordnung
- Besondere Fachkenntnisse im Verwaltungsrecht (insbesondere dem Ausländer- und Asylrecht)
- Angebote zu variierenden Vorträgen, Workshops und Exkursionen (je nach Angebot)
- Kontakte zu Anwälten, Richtern und anderen Praktikern in der Region
- Blick "über den Tellerrand" und in eine spätere Berufspraxis
Erfahrungsberichte
Erfahrungsbericht Refugee Law Clinic - Ausbildungsjahrgang 2023/24
Ich war Teil des Ausbildungsjahrgangs 2023/2024 der Refugee Law Clinic. Für eine Bewerbung habe ich mich entschieden, weil ich neben dem eher theoretisch angelegten Studium in die juristische Praxis reinschauen und auf diesem Weg geflüchteten Menschen helfen wollte.
Im Mittelpunkt des Ausbildungsprogramms stehen die Vorlesungen, Workshops und Jour Fixe zum Migrationsrecht und Völkerrecht. In diesen Veranstaltungen wird das Migrationsrecht verständlich erklärt und man kann bei Unklarheiten jederzeit nachfragen. Daneben muss im Laufe der Ausbildung eine bestimmte Anzahl von Beratungsstunden in verschiedenen Beratungsinstitutionen in und um Tübingen absolviert werden. In die Beratungsstunden kamen geflüchtete Menschen mit unterschiedlichen Angelegenheiten und wir haben zusammen mit einem Team nach Lösungen für die Fragen und persönlichen Herausforderungen der geflüchteten Menschen gesucht. In jeder Beratungsstunde wurde man mit neuen migrationsrechtlichen Fragestellungen und Problemen konfrontiert, wodurch sich die eigenen migrationsrechtlichen Kenntnisse schnell erweitert und vertieft haben.
Daneben besucht man ergänzende Workshops und Jour Fixe zu unterschiedlichen Themen, die mit dem Migrationsrecht zusammenhängen. Neben den Veranstaltungen zu migrationsrechtlichen Themen wurden Veranstaltungen zu migrationspolitischen, soziologischen und psychologischen Themen angeboten. All diese Veranstaltungen haben geholfen, die Komplexität des Migrationsrechts mit allen zusammenhängenden Aspekten besser zu verstehen. Diese Einblicke konnte ich wiederum in meinen eigenen Beratungsstunden konkret anwenden.
Im Rahmen der Abschlussarbeit konnte man sich noch einmal vertieft mit einem migrationsrechtlichen Thema auseinandersetzen. Mithilfe von erworbenen Kenntnissen aus den Beratungsstunden, Vorlesungen, Workshops, Jour Fixe und der Heranziehung von externer juristischer Literatur konnte ich einen eigenen Beratungsfall vorstellen und diesen juristisch lösen. Hilfreich war es dabei, sich mit anderen Teilnehmenden über seinen Beratungsfall auszutauschen.
Besonders bereichernd war die Teilnahme von Studierenden aus vielen verschiedenen Fachrichtungen. Durch den interdisziplinären Austausch von Perspektiven und Wissen konnten wertvolle Erkenntnisse bei Diskussionen gewonnen werden. Man fühlt sich durch das Team der RLC sehr gut aufgehoben und hat bei Fragen oder Problemen immer einen Ansprechpartner. An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, die dieses Ausbildungsprogramm überhaupt ermöglichen.
Ich kann eine Teilnahme an dem Ausbildungsprogramm jedem empfehlen, der neben dem Studium erste praktische Erfahrungen sammeln möchte und sich gleichzeitig für geflüchtete Menschen auf diesem Weg engagieren möchte.
Jessica Weber
Mein Studium startete noch während der Corona-Pandemie. Als ich während einer Online-Infoveranstaltung das Konzept der Refugee Law Clinic kennengelernt habe, stand für mich fest, dass ich an diesem Zertifikatsstudiengang gerne teilnehmen würde. Ich wollte allerdings warten bis die Beratungen wieder in Präsenz stattfinden und im April 2023 ging es dann endlich bei mir los.
Die Vorlesungen zum Migrations- und Völkerrecht bildeten die perfekte Grundlage, um die Hintergründe im Ausländerrecht zu verstehen und das Basiswissen zu erlernen. In den Jour Fixen wurden die wichtigsten Themengebiete für die Beratung, wie die Aufenthaltstitel oder die Dublin-III-Verordnung, auf das Wesentliche heruntergebrochen und vertieft. Die Workshops eigneten sich, um neue wichtige Aspekte (wie zum Beispiel Trauma-Awareness) zu erlernen oder neue Blickwinkel zu schaffen (durch den Ethnologie-Workshop). Auch die Dozierenden der Workshops zur rechtsanwaltlichen Praxis oder dem Sozialrecht konnten nochmals neue Informationen bereitstellen und Fragen mit dem Wissen aus der Praxis beantworten.
Die Beratung in den verschiedenen Institutionen war immer eine interessante und lehrreiche Erfahrung. Am Anfang ist immer eine erfahrene Person mit dabei und man kann zuschauen und mitreden; auch Fragen werden sehr freundlich und ausführlich beantwortet. Mit der Zeit lernt man sehr viel dazu und kann sich auch immer mehr mit einbringen. Daher sind die Pflicht-Beratungsstunden schnell erfüllt; auch, weil man diese auch während der Semesterferien ableisten konnte.
Die Abschlussarbeit ließ sich gut bewältigen, denn es ist nicht nötig im Gutachtenstil zu schreiben. Das Ende des Ausbildungsprogramms bildete eine kleine Zertifikatsfeier.
In dem Jahr konnte ich bei der RLC viel lernen und mitnehmen. In die Beratung gehe ich auch immer noch regelmäßig, da es mir viel Freude bereitet, Menschen unterstützen zu können. Ich freue mich auch sehr, als studentische Hilfskraft der Refugee Law Clinic neuen Studierenden als Ansprechpartnerin zur Seite zu stehen.
Selina Holzinger
Erfahrungsbericht Refugee Law Clinic - Ausbildungsjahrgang 2022/23
Als ich im Frühjahr 2022 von Heidelberg an die Universität Tübingen gewechselt habe, war für mich sofort klar, dass ich mich für den kommenden Ausbildungsjahrgang der Refugee Law Clinic bewerben wollte. Ich hatte zuvor in Heidelberg schon eine Ringvorlesung zum Ausländer- und Asylrecht besucht, jedoch war diese lange nicht so umfangreich und tiefgehend, wie das über zwei Semester laufende Programm der RLC.
Neben Vorlesungen zum Migrations- und Völkerrecht waren es vor allem auch die Jour-Fixe zu verschiedenen Themengebieten und die Workshops mit Personen, die aus der Praxis berichteten, die sehr bereichernd waren. Dabei wurden nicht nur die rechtlichen Grundlagen besprochen, sondern auch Themen wie Trauma-Awareness und ethnologische Perspektiven auf die Beratung im Migrationsrecht beleuchtet.
Da nach der Corona Pandemie wieder mehr oder weniger Normalität eingetreten war, gab es in meinem Jahrgang auch wieder Pflicht-Beratungsstunden. Diese fühlten sich jedoch nie wie eine Aufgabe an, die abgearbeitet werden musste, sondern waren zu jeder Zeit unglaublich interessant. Die Möglichkeit so auch selbst praktische Erfahrung in der Beratung zu sammeln war sehr wertvoll.
Zum Ende hatten wir in unserem Jahrgang die Möglichkeit zwischen einer Abschlussarbeit und der Teilnahme an einem zweitägigen Workshop mit kolumbianischen Jura-Studierenden zu wählen. Ich habe mich für den Workshop entschieden und so haben ich und meinen Kommiliton:innen uns mit den Kolumbianer:innen zwei Tage lang über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Migrationsrecht in den zwei Ländern ausgetauscht.
Unsere Zertifikate haben wir anschließend bei einer kleinen Feier überreicht bekommen, die den perfekten Abschluss gebildet hat.
Ich habe in dem Jahr bei der RLC sehr viel gelernt und mein Interesse am Migrationsrecht wurde dadurch nur weiter gestärkt. Ich bin sehr froh, dass dieses Angebot in Tübingen existiert und die Studierenden so die Möglichkeit haben, einen Überblick über dieses so umfangreiche und politisch wichtige Rechtsgebiet zu gewinnen.
Franca Leutloff
In meinem ersten Semester an der Uni Tübingen (Wintersemester 2020/21), hat mir meine Mentorin bei unserem ersten Treffen von gefühlt 1000 möglichen Zusatzprogrammen erzählt, die man neben dem Studium belegen kann. Hängen geblieben ist bei mir vor allem die Refugee Law Clinic. Beworben habe ich mich dann auf den Jahrgang mit Start im Sommersemester 2022 und habe mich riesig gefreut, als ich angenommen wurde. Ich freute mich sowohl auf die Vorlesungsinhalte als auch oder ganz besonders auf die praktischen Erfahrungen. Dass ich mich sowohl für Völkerrecht, als auch für Ausländerrecht interessiere, wusste ich schon vorher. Allerdings fehlte mir in beiden Bereichen handfestes Wissen, welches mir aber vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der politischen Relevanz der Migrationsthematik essentiell erschien.
Neben den Vorlesungen fanden außerdem Jour Fixe statt, die konkrete Themen, die in der Beratung aufkommen könnten, behandelten. Außerdem gab es verschiedene Workshops, die nicht nur von Jurist*innen, sondern auch von anderen Praktiker*innen, zum Beispiel einer Traumatherapeutin, geleitet wurden und uns den Umgang mit Geflüchteten erleichtern und weitere notwendige Kompetenzen vermitteln sollten.
Trotz dieser umfassenden und breit aufgestellten Theorie, muss ich gestehen, war ich sehr nervös vor meiner ersten Beratung. Es ist nicht schlecht, mit dem notwendigen Respekt und Ernsthaftigkeit an das Thema heranzugehen, aber Angst hätte ich rückblickend wirklich keine haben müssen. Man wird am Anfang super betreut und kann auch erstmal nur zuschauen und immer Fragen stellen, wenn man sich bei etwas unsicher ist. Je öfter man geht, desto selbstbewusster und informierter ist man natürlich. Ich habe am Ende auch alleine beraten und mich dabei dank der guten Vorbereitung wirklich sicher gefühlt.
Mein Interesse für das Ausländerrecht und die Hilfe für geflüchtete Menschen ist während meiner Zeit in der Refugee Law Clinic noch so weiter gewachsen, dass ich am Ende sogar ein Praktikum, bei den beiden Asylrechtlern, Manfred Weidmann und Dominik Keicher, gemacht habe, die zwei der Workshops gehalten haben, was sich für mich perfekt an das RLC-Programm angeschlossen und mir riesigen Spaß gemacht hat.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass ich in und durch die RLC gute neue Freunde dazugewonnen habe. Für die und für die ganze Erfahrung bin ich sehr dankbar und freue mich, nach meinem Auslandsjahr wieder aktiv mitzuwirken.
Hannah Christin Papp
Erfahrungsbericht Refugee Law Clinic - Ausbildungsjahrgang 2021/22
Ich habe im Rahmen des Ausbildungsjahres 2021/2022 die Refugee Law Clinic in den frühen Semestern meines Studiums absolviert. Während der Coronapandemie habe ich nach Möglichkeiten gesucht, die Zeit sinnvoll zu nutzen und praktische Erfahrung außerhalb des theoretischen, „klassischen“ Jurastudiums zu sammeln. Mit der RLC habe ich dafür das optimale Ausbildungsprogramm gefunden.
Wir haben Vorlesungen zum Migrations- und Völkerrecht gehört, welche das eigene juristische Wissen erweitert und das Interesse an diesen Rechtsgebieten immens gefördert haben. Leider waren die Vorlesungen des ersten Semesters ausschließlich online. Dafür war die Vorlesung im Migrationsrecht II im darauffolgenden Semester aufgrund der Lockerungen wieder in Präsenz. Die ergänzenden Jour Fixe haben spezifische und für die Beratung wichtige Bereiche des Ausländerrechts behandelt, sodass wir noch tiefere Kenntnisse beispielsweise zum Familien-nachzug und der Dublin III-Verordnung erwerben konnten.
Die Workshops zur Trauma-Awareness, Ethnologie sowie zur rechtsanwaltlichen Praxis mussten wegen der Pandemie online abgehalten werden. Die Dozierenden haben sich jedoch viel Mühe gegeben, sodass nicht das Gefühl entstanden ist, nur online zugeschaltet zu sein. Für die spätere Beratung waren die Workshops überaus förderlich und haben beim feinfühligen Umgang mit den geflüchteten Menschen geholfen.
Während meines Ausbildungsprogramms wurden die Pflichtberatungsstunden ausgesetzt, sodass ich das eigentliche Ziel, beraten zu gehen, zunächst nicht verfolgt habe. Erst gegen Ende meines Ausbildungsjahres bin ich erstmalig beraten gegangen. Vor Ort sind immer erfahrene Personen, die einen bei der Beratung unterstützen, Fragen beantworten und bei Bedarf neue Vorgänge erklären. Oft sind dies auch Studierende, die die RLC bereits abgeschlossen haben. Bereichernd sind die Momente, in denen man einer geflüchteten Person wirklich helfen konnte. Heute möchte ich es nicht mehr missen und gehe seitdem (fast) wöchentlich beraten.
Auch die Abschlussarbeit ließ sich in den letzten Semesterferien des Programms in Teamarbeit gut bewältigen. Das gesamte Team rund um die RLC hat sich sehr viel Mühe gegeben auch die Onlinelehre sinnvoll und unterhaltsam zu gestalten. Schlussendlich habe ich in meinem Ausbildungsjahr viel materielles Wissen erlernt und bin froh teilgenommen zu haben. Mir hat das Programm viel Spaß gemacht, weshalb ich als studentische Hilfskraft dabeigeblieben bin.
Selin Wacker
Die Teilnahme am Ausbildungsprogramm der Refugee Law Clinic Tübingen war für mich sowohl fachlich als auch persönlich äußerst bereichernd. Da mein Ausbildungsjahrgang noch stark von der Corona-Pandemie geprägt war, bot mir die RLC eine wertvolle Möglichkeit, mit Studierenden anderer Fachrichtungen in Kontakt zu treten und mich mit ihnen auszutauschen.
Die inhaltliche Ausbildung gliederte sich in Vorlesungen zum Völker- und Asylrecht sowie regelmäßige Jour Fixe, in denen migrationsrechtliche Problemstellungen aus der Praxis erörtert wurden. Diese theoretischen Inhalte wurden durch praxisnahe Elemente ergänzt. So gab es beispielsweise einen Workshop mit Rechtsanwälten sowie die Möglichkeit, in verschiedenen Beratungsstellen im Raum Tübingen/Reutlingen zu hospitieren.
Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase in der Beratungspraxis konnte ich mein theoretisches Wissen in der Asylverfahrensberatung anwenden und Geflüchtete während ihres Asylverfahrens aktiv unterstützen. Dazu gehörten Aufgaben wie die Korrespondenz mit der Ausländerbehörde zur Beantragung eines Aufenthaltstitels oder – in Rücksprache mit den beratenden Rechtsanwälten – die Einreichung einer Klage beim Verwaltungsgericht gegen einen negativen Asylbescheid. Diese praktischen Erfahrungen waren für mich von großem Wert, da ich einerseits durch die konkrete Anwendung mein Wissen im Asyl- und Migrationsrecht vertiefen konnte und andererseits die erfüllende Erfahrung machte, Geflüchteten auf diese Weise effektiv helfen zu können.
Durch meine Teilnahme an der RLC ergab sich für mich darüber hinaus die Möglichkeit, in einer der Beratungsstellen als Werkstudent tätig zu werden. So konnte ich auch nach der Ausbildung weiterhin im Bereich des Asyl- und Migrationsrechts arbeiten und mich weiter für die Unterstützung von Geflüchteten engagieren.
Frederik Reif
Erfahrungsbericht Refugee Law Clinic - Ausbildungsjahrgang 2020/21
Mein Ausbildungsjahr im Rahmen der Refugee Law Clinic Tübingen startete im April 2020. Trotz offensichtlich erschwerten Bedingungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, hat sich das Team der RLC schnell angepasst und es für uns möglich gemacht, mit der Ausbildung (im Online-Format) zu beginnen.
Aufgrund der Informationsveranstaltung im Januar 2020 wusste ich bereits, was mich erwartete: zwei Semester, in denen die Teilnehmenden durch Vorlesungen im Migrationsrecht und Völkerrecht sowie in verschiedenen Jour Fixe fundierte Kenntnisse im Asylrecht und interdisziplinäre Schlüsselqualifikationen erlangen können. Um dies nicht nur in der Theorie zu lernen, sollten auch Beratungstermine angeboten werden, bei denen dieses Wissen angewandt werden konnte, um den Menschen zu helfen. In meinem Jahrgang war es ausnahmsweise unklar, ob und wie Beratungstermine überhaupt angeboten werden können, da sich die weitere Entwicklung der Pandemie schwer vorhersehen ließ. Daher starteten meine Kommiliton:innen und ich zunächst mit dem theoretischen Teil der Ausbildung, indem wir (online) an den Vorlesungen und den Jour Fixe teilnahmen. Das Team der RLC, Prof. Armbruster sowie Prof. von Bernstorff schafften es trotz ungewohnten Umständen, das Wissen in diesen spannenden Rechtsgebieten klar und verständlich zu vermitteln.
Als die Inzidenz im Sommer stark sank, bot das Team der RLC uns an, Beratungstermine wahrzunehmen. Aufgrund der noch anhaltenden Pandemie waren die Beratungstermine ausnahmsweise freiwillig, damit alle Teilnehmenden selbst entscheiden konnten, ob sie in Präsenz beraten gehen wollten oder nicht. Meine Kommiliton:innen und ich haben uns aber zu Terminen angemeldet, damit wir einen Blick in die Praxis der Beratung gewinnen können. Die Beratung, an der ich teilnahm, fand im Asylzentrum Tübingen statt. Dort durfte ich direkt zusammen mit den freundlichen Sozialarbeiterinnen in mehreren Sitzungen mitwirken. Die Menschen kamen mit ganz unterschiedlichen Anliegen zur Beratung, die mithilfe des Teams des Asylzentrums gut gelöst werden konnten.
Im Oktober begann das zweite Semester der Ausbildung, in welchem wir eine weitere Vorlesung zum Migrationsrecht bei Prof. Armbruster und RiVG Snowadsky hörten und an mehreren Jour Fixe teilnahmen. Angesichts der inzwischen wieder gestiegenen Infektionszahlen mussten diese Veranstaltungen ebenfalls im Online-Format durchgeführt und die Beratungstermine leider ausgesetzt werden. Die Aufgabe der Abschlussarbeit wurde uns im März 2021 gestellt, welche zwar anspruchsvoll aber durch das in den letzten zwei Semestern Gelernte gut lösbar war. Die Arbeit beinhaltete die Bearbeitung zweier Fälle im Asyl- und Migrationsrecht auf ca. 5-7 Seiten, für die wir bis Mitte April Zeit hatten.
Ich bin froh, die Ausbildung zum Berater von Geflüchteten gemacht zu haben. Trotz der Pandemie konnte ich mir Wissen zu einem spannenden Rechtsgebiet aneignen, das zwar für Jurastudierende kein Pflichtfachstoff, aber trotzdem sehr wichtig ist. Durch die Jour Fixe hatte ich die Möglichkeit, interdisziplinäre Kompetenzen zu erwerben, die in der Praxis von Bedeutung sind. Das Wichtigste jedoch ist, dass man durch die Beratung tatsächlich Menschen helfen kann.
Marcel Buckmayer
Als ich am Anfang meines Jurastudiums von der RLC erfahren habe, war mir sofort klar, dass ich an dem Ausbildungsprogramm teilnehmen möchte. Zu Beginn des Sommersemesters 2020 war es dann endlich so weit. Meine Freude wurde etwas dadurch getrübt, dass das Ausbildungsjahr wegen der Coronapandemie ausschließlich digital stattfinden konnte. Die RLC hat sich aber schnell an die neuen Gegebenheiten angepasst und so konnte das Ausbildungsjahr beginnen.
Im ersten Semester standen zunächst die Vorlesungen Migrationsrecht I und Völkerrecht III (Menschenrechte) auf dem Programm. Dazu kamen einige Jour Fixe und verschiedene Workshops. Die Vorlesung Migrationsrecht I bot eine gute Gelegenheit, erstmals das im Jura-Pflichtfachstoff gar nicht behandelte Asyl-und Ausländerrecht kennenzulernen. Die Vorlesung zu den Menschenrechten hat sehr geholfen, den völkerrechtlichen Background dieser Rechtsgebiete zu verstehen. Zudem konnte man hier einen ersten Eindruck vom Stoff des Völkerrechts-Schwerpunktes (4 a)) gewinnen. Im zweiten Semester haben wir neben weiteren Workshops und Jour Fixe die Vorlesung Migrationsrecht II gehört. Zum Ende des Semesters mussten wir noch eine Abschlussarbeit anfertigen. Dabei war keine Bearbeitung im Gutachtenstil gefordert und man durfte die Arbeit auch als Team abgeben.
Insgesamt hat mir das Ausbildungsprogramm der RLC sehr gefallen: die Vorlesungen wurden meist von Praktikern gehalten und waren deswegen sehr anschaulich. Ergänzt wurden die Vorlesungen durch die Jour Fixe, bei denen die wichtigsten Themen erneut vom Team der RLC erklärt und zusammengefasst wurden. Besonders interessant waren die verschiedenen Workshops. Diese wurden ebenfalls von Praktikern abgehalten und haben ein weites und spannendes Themenfeld abgedeckt. Neben der Arbeit eines Rechtsanwalts in der Praxis haben wir uns in den Workshops auch mit Themen wie Ethnologie und Trauma-Awareness befasst. Hierbei kam es oft zu spannenden Gesprächen und Diskussionen, gerade auch mit den Student*innen der anderen Fachrichtungen.
Auch wenn wegen der Coronapandemie keine eigene Beratung möglich war, hat mich die RLC perfekt auf die eigenständige Beratung Geflüchteter vorbereitet. Das Ausbildungsjahr hat in mir ein großes Interesse am Asyl- und Ausländerrecht geweckt. Ich habe danach mehrere Praktika bei Anwält*innen in diesen Rechtsbereichen gemacht und konnte wegen der Ausbildung durch die RLC relativ schnell eigenständig mitarbeiten.
Das Ausbildungsprogramm ist also eine hervorragende Gelegenheit, das Asyl-und Ausländerrecht kennenzulernen und einen Blick über den Tellerrand des Pflichtfachstoffes zu werfen. Das Programm ist zudem eine der wenigen Möglichkeiten im Jurastudium, das abstrakte Wissen praktisch anzuwenden und die Erfahrung zu machen, wie man mit juristischem Wissen tatsächlich anderen Menschen helfen kann. Für alle Student*innen, die nach einer Möglichkeit suchen, sich während des Studiums in der Rechtsberatung von Geflüchteten zu engagieren, ist das Ausbildungsprogramm der RLC genau das Richtige!
Micha Heinkelein