Sport- und Bewegungsförderung in der medizinischen Rehabilitation
Eine körperlich-aktive Lebensweise zählt zu den wichtigsten Rehabilitationszielen bei verschiedenen chronischen Erkrankungen. Mit ihr können die zahlreichen evidenzbasierten Gesundheitswirkungen körperlich-sportlicher Aktivitäten genutzt werden. Nicht selten aber scheitern Rehabilitanden daran, regelmäßige Sportaktivitäten in ihren Alltag zu integrieren. So lassen sich für die Rehabilitationspraxis Phänomene beschreiben, die als „Handlungsloch im Alltag“ oder als „Intentions-Verhaltens-Lücke“ bezeichnet werden und durch das Misslingen der Umsetzung von gesundheitsförderlichen Absichten zu kennzeichnen sind. Zur Unterstützung der Regelmäßigkeit und Langfristigkeit von sportlichen Aktivitäten im Anschluss an eine Rehabilitationsmaßnahme wurde das Interventionsprogramm VIN-CET (Volitional Interventions within Cardiac Exercise Therapy) für die kardiologische Sport- und Bewegungstherapie auf der Grundlage handlungspsychologischer Erkenntnisse entwickelt. Dabei wurden die in der Rehabilitation üblichen motivierenden Maßnahmen durch so genannte volitionale Interventionsformen ergänzt, die die häufig schwierige Umsetzung von „guten“ Absichten zur Veränderung der inaktiven Lebensgewohnheiten fokussieren.
Nach der theoriegeleiteten Entwicklung des Interventionsprogramms und einer Evaluationsstudie mit 111 Rehabilitanden im Rahmen des Dissertationsprojekts wurde das Interventionsprogramm in Kooperation mit Prof. Dr. Oliver Höner (Eberhard Karls Universität Tübingen) in einer umfangreichen zweiten Studie mit 562 Rehabilitanden positiv evaluiert. Darauf aufbauend wurde der Praxistransfer der Erkenntnisse weiter forciert, in dem u. a. eine Evaluation der Implementation derartiger Programme in einem orthopädischen Rehabilitationszentrum (einschließlich der Durchführung von Therapeutenschulungen) durchgeführt wurde. Darüber hinaus wurde das Interventionskonzept in anderen Forschungsprojekten als Grundlage für die Entwicklung von Massnahmen zur Sport- und Bewegungsförderung verwendet (KAKo-Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Mau, Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg)
Ausgewählte Publikationen
- Höner, O., Sudeck, G., Keck, M. & Kosmützky, G. (2011). Verhaltensbezogene Interventionen in der Sport- und Bewegungstherapie: Sportwissenschaftliche Interventionsforschung von der wissenschaftlichen Fundierung bis zur Implementation in die Praxis. Bewegungstherapie & Gesundheitssport, 26 (3), 111-120.
- Höner, O., Sudeck, G., Ulitsch, A., Lowis, H. & Kosmützky, G. (2011). Motivational-volitionale Interventionen in der Sport- und Bewegungstherapie – Ein Beitrag zur Implementationsforschung in der orthopädischen Rehabilitation. In DRV Bund (Hrsg.), Nachhaltigkeit durch Vernetzung (DRV-Schriften, Band 93; S. 345-346). Berlin: DRV Bund.
- Sudeck, G. & Höner, O. (2011). Volitional interventions in cardiac exercise therapy (VIN-CET) – Long-term effects on physical activity and health-related quality of life. Applied Psychology: Health and Well-Being, 3, 151-171.
- Höner, O. & Sudeck, G. (2009). Förderung von Sport- und Bewegungsaktivitäten: Evaluation eines Interventionsprogramms in der kardiologischen Rehabilitation. Niederhausen: Schors.
- Sudeck, G. (2007). Bewegungsberatung im medizinischen Setting. In R. Fuchs, W. Göhner & H. Seelig (Hrsg.), Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils: Theorie, Empirie und Praxis (S. 273-294). Göttingen: Hogrefe.
- Höner, O. (2007). Interventionen zur Förderung körperlicher Aktivität. In R. Fuchs, W. Göhner & H. Seelig (Hrsg.), Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils: Theorie, Empirie und Praxis (S. 45 - 67). Göttingen: Hogrefe.
- Sudeck, G., Höner, O. & Edel, K. (2007). Integration theoriegeleiteter edukativer Maßnahmen in die kardiologische Sport- und Bewegungstherapie. Bewegungstherapie & Gesundheitssport, 22, 94-98.
- Sudeck, G., Höner, O., & Willimczik, K. (2007). Sportförderung in der kardiologischen Rehabilitation. Ein Interventionsansatz auf Basis motivations- und volitionstheoretischer Faktoren. In F. Petermann & I. Ehlebracht-König (Hrsg.), Patientenmotivation und Compliance (S. 89-112). Regensburg: Roderer.
- Höner, O. & Sudeck, G. (2006).A Theoretical Framework for Interventions Promoting Physical Activity (4 pages). In J. Wittmannova (Ed.), Excellent research – Bridge between theory and practice. [Proceedings of the European Conference on Adapted Physical Activity in Olomouc, Czech Republic, ISBN 80-244-1379-5, online available as selected full paper under www.ifapa.biz/imgs/uploads/PDF/EUFAPA2006/hoener2.pdf]
- Sudeck, G. (2006). Motivation und Volition in der Sport- und Bewegungstherapie – Konzeptualisierung und Evaluierung eines Interventionskonzepts zur Förderung sportlicher Aktivitäten im Alltag (Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, Bd. 163). Hamburg: Czwalina.
- Sudeck, G., Höner, O. & Willimczik, K. (2006). Volitionspsychologische Aspekte der Reha-Motivation: Transfer sportlicher Aktivitäten in den Alltag. In R. Nübling, F. A. Muthny & J. Bengel (Hrsg.), Reha-Motivation und Behandlungserwartungen (S. 195-213). Bern: Huber.
- Höner, O., Sudeck, G. &Willimczik, K. (2004). Instrumentelle Bewegungsaktivitäten von Herzinfarktpatienten – Ein integratives Modell zur Motivation und Volition. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie 12 (1), 1-10.