Nachrichtenarchiv
24.05.2013
Doppelter Erfolg der Philosophischen Fakultät
Neuer SFB „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ (1070) und zweite Förderphase des SFB 833 „Bedeutungskonstitution – Dynamik und Adaptivität sprachlicher Strukturen“ bewilligt.
Im SFB 1070 „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“, der von Oktober 2013 bis Juni 2017 laufen wird und der in der aktuellen Bewilligungsrunde der DFG der einzige neue geisteswissenschaftliche SFB ist, werden sozio-kulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen interdisziplinär erforscht. In der Kooperation untersuchen Archäologen, Philologen, Historiker, Geografen und Ethnologen, wie materielle und immaterielle Mittel von Menschen genutzt werden, um soziale Beziehungen, Einheiten und Identitäten zu schaffen, zu erhalten und zu verändern. Unter Ressourcen verstehen die Wissenschaftler Rohstoffe wie Metalle und Stein, landwirtschaftlich nutzbare Böden, Reis und Heilpflanzen, aber auch Abstraktes wie technologische Innovationen oder Ikonen. In dieser Definition wird der Gegensatz zwischen „natürlichen“ und „kulturellen“ Ressourcen aufgehoben, denn auch Rohstoffe werden als kulturell geprägt angesehen.
Von den Neandertalern und ersten modernen Menschen in Europa zu den frühen Hochkulturen um das Mittelmeer, von der Wirtschaft von Klöstern im Mittelalter bis hin zu heutigen Kulturen in Afrika, Indien und Zentralasien – die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie die Menschen mit Ressourcen umgehen. „Ressourcen bestimmen, wie wir leben und wer wir sind, sie sind der Grundstein unserer Gesellschaften“, sagt der SFB-Sprecher Martin Bartelheim, Professor am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen. In seinem Teilprojekt untersucht er, wie die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen die frühen Kulturen auf der Iberischen Halbinsel beeinflusst haben.
Die Ressourcen, der Umgang damit sowie daraus resultierende Dynamiken stehen im Wechselverhältnis mit kulturellen Vorstellungen und Praktiken. Da diese kulturellen Voraussetzungen variabel sind und zudem maßgeblich bestimmen, was als Ressource definiert wird und wie man mit ihr umgeht, lassen sich aus vergleichender Perspektive unterschiedliche „RessourcenKulturen“ ausmachen. Die Wissenschaftler im SFB arbeiten an einer Neukonzeptualisierung eines kulturwissenschaftlichen Ressourcenbegriffs, wollen sozio-kulturelle und politische Entwicklungen nachvollziehen, das Verständnis für Prozesse der Raumerschließung und Identitätsbildung vertiefen und die symbolischen Dimensionen von Ressourcen erfassen.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin Bartelheim
Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
martin.bartelheim[at]uni-tuebingen.de
Um vier Jahre verlängert wird der SFB 833 „Bedeutungskonstitution: Dynamik und Adaptivität sprachlicher Strukturen“. Sprecherin ist Professor Sigrid Beck vom Englischen Seminar. In diesem SFB 833 wird die Entstehung von Bedeutung untersucht. Die Frage, wie sprachliche Ausdrücke mit ihrer Interpretation verbunden werden, interessiert neben der Sprachwissenschaft auch die Kognitionswissenschaften und die Literaturwissenschaft. Gemeinsam erforschen die beteiligten Disziplinen, warum sich die Bedeutung von Wörtern und Sätzen flexibel entwickelt und nach welchen Regeln dies geschieht. Die jetzt beginnende, zweite Phase des SFB rückt große Zusammenhänge in den Vordergrund wie zum Beispiel die Beziehung zwischen Kontextabhängigkeit und Sprachwandel oder zwischen Sprachverarbeitungsstrategien und einzelsprachlicher Grammatik.
Kontakt:
Prof. Dr. Sigrid Beck
Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Englisches Seminar
sigrid.beck[at]uni-tuebingen.de
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