Nachrichtenarchiv
20.07.2015
Sommeruniversität 2015 gibt Einblick in aktuelle Forschungsfelder
Veranstaltung von Universität und Stadt startet am 27. Juli ‒ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen ua. über ihre Arbeit zu Spracherwerbsforschung (Prof. Dr. Andrea Weber), Museumskonzepte (Prof. Dr. Markus Thome) und zur Musikfeindschaft (Prof. Dr. Thomas Schipperges)
Programm vom 27. Juli bis zum 7. August 2015
Sommeruniversität an der Universität Tübingen heißt, dass Studierende und die interessierte Öffentlichkeit aus einer Serie von zehn allgemein verständlichen, aber dennoch forschungsaktuellen und spannenden Vorlesungen aus ganz verschiedenen Fachgebieten auswählen können. Die Sommeruniversität wird organisiert in Zusammenarbeit mit der Universitätsstadt Tübingen und ist Teil des Tübinger Kultursommers.
Die Vorlesungen finden jeweils um 10.15 Uhr im Hörsaal des Theologicums, Liebermeisterstr. 16, statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Montag, 27. Juli | Prof. Dr. Katerina HarvatiNeanderthaler: Neue Ergebnisse aus fossilen Funden |
In den letzten Jahren haben wesentliche Fortschritte in den Forschungsmethoden der Paläoanthropologie eine radikale Änderung unserer Ansichten über die Ursprünge des modernen Menschen bewirkt. Sie ermöglichen ein neues Verständnis der Paläobiologie der Menschen des Pleistozäns. Diese Vorlesung wird die Neanderthaler vorstellen, die Geschichte ihrer Entdeckung, ihre Morphologie und ihr Verhalten. Es werden neue, mittels moderner Untersuchungsmethoden gewonnene Forschungsergebnisse präsentiert. Dies umfasst Ergebnisse aus der Erforschung antiker DNA, neue Datierungen und neue Aussagen zur damaligen Umwelt.
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Dienstag, 28. Juli | Prof. Dr. Dr. Jörg TremmelDas Vier-Gewalten-Modell als Mittel zur Überwindung der Gegenwartsorientierung der Demokratie |
Der Vortrag schlägt vor, eine Institution zur Interessensvertretung kommender Generationen als Erweiterung des klassischen Gewaltenteilungsmodells zu konzipieren. Für diese neue Institution sollen die zahlreichen Beiräte, die die Politik heute schon beraten, umgestaltet und teilweise zusammengefasst werden. Dieser praktische Vorschlag verhindert die Schaffung eines zusätzlichen „Veto-Spielers“ und macht den Vorwurf einer „Ökodiktatur“ gegenstandslos.
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Mittwoch, 29. Juli | Prof. Dr. med. Ulf ZiemannNicht-Invasive Hirnstimulation: Aktivieren - Modulieren - Therapieren |
Das Gehirn ist ein elektrisches Organ. Seit Jahrhunderten beschäftigen sich Forscher damit, das Gehirn des Menschen durch elektrische Reizung zu aktivieren, seine Funktion zu modulieren, und pathologische Funktion zu therapieren. Der Vortrag gibt Einblicke in viele interessante Experimente, wie nicht-invasive elektrische und magnetische Hirnstimulation unser Verständnis der Hirnfunktionen verbessert haben. Dabei werden Fragen zu Erregbarkeit, Plastizität, Lernen und Bewusstsein, aber auch die Behandlung von veränderter Hirnfunktion etwa nach einem Schlaganfall oder bei Epilepsien berührt.
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Donnerstag, 30. Juli | Prof. Dr. József FortághAuf dem Weg zur Quantenelektronik mit Atomen, Licht und Nanostrukturen |
Die kleinsten elektronischen Schaltkreise liegen uns in der Natur in Form von Atomen vor. Ihre Elektronen werden durch Lichtquanten zwischen atomaren Orbitalen geschaltet. Die Faszination dieser Elektronik erschließt sich quantenmechanisch und bietet vielseitige Möglichkeiten für die Entwicklung von hoch präzisen Quantensensoren, Atomuhren und Funktionseinheiten für Quantencomputer. In dem Vortrag werde ich Ihnen Forschungen an diesen neuen Bausteinen der Quantenelektronik vorstellen.
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Freitag, 31. Juli | Prof. Dr. Andrea WeberWie kommt der Mensch zur zweiten Sprache - Erkenntnisse aus der Spracherwerbsforschung |
Wir alle erwerben eine Sprache in den ersten Lebensjahren - unsere Muttersprache. Aber die Fähigkeit eine Sprache zu lernen verliert sich nicht mit der Kindheit. Tatsächlich beherrscht die Mehrheit der Weltbevölkerung mindestens zwei Sprachen. Ein oft genannter Unterschied zur Muttersprache ist allerdings, dass es schwieriger ist die später gelernte zweite Sprache zu sprechen und zu verstehen und nur wenige erreichen das Niveau eines Muttersprachlers in der zweiten Sprache. In meinem Vortrag werde ich Erkenntnisse aus der psycholinguistischen Forschung vorstellen, die beispielhaft aufzeigen welche Faktoren und Verarbeitungsprozesse eine Rolle spielen in der zweiten Sprache.
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Montag, 03. August | Prof. Dr. Wilhelm KohlerTTIP im Lichte der Geschichte des multilateralen Handelssystems (GATT, WTO) |
Bis zur Gründung der WTO (1995) sah die Geschichte des multilateralen Handelssystems wie eine Erfolgsstory aus. Seither scheint sich das Blatt gewandelt zu haben. Die WTO kam bis dato mit der schon 2001 begonnenen Doha-Runde der multilateralen Handelsliberalisierung nicht so recht voran. Stattdessen beobachten wir eine dramatische Zunahme von regionalen Handelsabkommen. Gegenwärtig steht vor allem das „Megaabkommen“ TTIP im Mittelpunkt des Interesses. Wie kam es zum Scheitern des multilateralen Ansatzes? Worin bestehen die Vorteile, Chancen und Risiken der TTIP?
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Dienstag, 04. August | Prof. Dr. Daniela BergParkinson - ein Begleiter der alle(s) betrifft |
Durch das Älterwerden unserer Bevölkerung und durch ein besseres Verständnis der Erkrankung wächst nicht nur die Zahl der Betroffen, die mit Parkinson leben – in Deutschland sind es aktuell ca. 350.000 - sondern die Krankheit wird auch früher diagnostiziert. Dies ist wesentlich, da ein umfassendes therapeutisches Konzept den Verlauf der mit Parkinson einhergehenden Symptome positiv beeinflussen kann. Auch wächst das Verständnis über Mechanismen, die das Gehirn funktionsfähig erhalten, denn jedes Gehirn kann lernen – auch, wenn es von Parkinson betroffen ist. Dies soll in dem Vortrag deutlich werden.
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Mittwoch, 05. August | Prof. Dr. Markus ThomeMehr als Bilder und Objekte: Nationalgeschichte in Museen des 19. Jahrhunderts |
Als Kennzeichen der im 19. Jahrhundert entstehenden Nationalmuseen gilt ein historische Interieurs und Stilräume verbindendes Präsentationskonzept. Im Gegensatz zu Ausstellungsanordnungen, die die Distanz und Bedeutung des Einzelobjekts betonen, besaßen die ganzheitlichen, teilweise dramatische Effekte erzeugenden Raumbilder neue Qualitäten. Mit Blick auf Genealogie, theoretische Grundlagen und unterschiedliche Ausprägungen dieses Museumskonzepts eröffnet der Vortrag neue Perspektiven auf Mechanismen und Intentionen einer solchen Visualisierung von Kunst- und Kulturgeschichte.
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Donnerstag, 06. August | Prof. Dr. Mandy HütterDie Weisheit der Vielen |
Das Phänomen der Weisheit der Vielen besteht darin, dass der Mittelwert vieler einzelner, ungenauer Schätzungen dem wahren Wert oft sehr nah kommt. Die Vorlesung widmet sich der Erklärung dieses Phänomens und der Frage, wie Individuen und Gruppen die Weisheit der Vielen für sich nutzen können. Leider zeigt sich, dass der Mittelwert von Laien häufig als mittelmäßig eingeschätzt wird. Das Ausmaß und die Ursachen dieser Vernachlässigung sind Gegenstand unserer aktuellen Forschung, die in dieser Vorlesung umrissen werden soll.
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Freitag, 07. August | Prof. Dr. Thomas SchippergesMusik wird oft nicht schön gefunden - Aspekte der Musikfeindschaft |
Vom Ruhm der Musik hallen die Stimmen aller Völker wieder, ihr Zauber hat sich noch zu allen Zeiten offenbart. Die Topoi von der Macht der Musik sind Legion: Musik wirkt. Sie wirkt sogar unabhängig von ihrer Gestaltung und jenseits ihres Kunstwertes. Freilich erscheinen die Wirkungen ihrer Macht mitunter ambivalent: Musik schläfert ein, täuscht die Sinne oder bringt Natur und menschliche Seele in Verwirrung und Aufruhr. Immer wieder von der Antike bis in die Gegenwart erheben sich Stimmen, die – zwischen Furcht, Skepsis und Feindschaft – Wert und Nutzen der Musik anzweifeln und attackieren. |