Institut für Sportwissenschaft

ARD Forum Sport

IfS-Studierende organisieren namhaft besetztes ARD Forum Sport

09.10.2014 – Ein hochkarätig besetztes Podium hat am Mittwoch beim zweiten ARD Forum Sport zwei Grundsatzfragen des deutschen Sports diskutiert. Zunächst ging es in der von Fernsehjournalist Gerhard Delling moderierten Veranstaltung in der Zentrale des Bayerischen Rundfunks in München um die Karriere nach der Karriere und wie hierbei Leistungssportler nach dem Sport den Übergang in ein geregeltes Berufsleben bewältigen können bzw. welche Maßnahmen von Sportverbänden und -organisationen dafür notwendig sind. „Erfolge werden sozialisiert, das Risiko der Athleten aber ist ihr individuelles“, zeigte Jörg Adami von der Stiftung Deutsche Sporthilfe die Problematik auf. Derzeit fördert die Sporthilfe rund 3800 Sportler aus 50 Disziplinen.

Die frühere Spitzenschwimmerin Franziska van Almsick forderte: „Athleten müssen besser geführt werden. Nach der Karriere fällt man erstmal in ein Loch.“ Momentan macht die mehrfache Europa- und Weltmeisterin ihr Abitur nach, das sie zur aktiven Zeit für den Sport aufgeben musste. „Ich habe keinen Abschluss. Das hole ich jetzt nach“, erklärte die 36-Jährige. Sie habe zwar eine Karriere nach der Karriere, könne diese aber nicht benennen.

Selbst im millionenschweren Fußballgeschäft kommt nur ein Bruchteil der Profis zu einem lebenslangen Auskommen. Viele müssen deshalb kreativ sein und sich nach einer Anschlusstätigkeit umschauen. Erfolgreiche Spieler wie Mehmet Scholl haben es da einfacher. Nachdem er die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte, lebte der ehemalige Mittelfeldspieler nach eigener Aussage erstmal anderthalb Jahre in den Tag hinein, besuchte Konzerte und bereiste Städte. „Es war nie meine Absicht, dass ich Günter Netzer beerbe“, sagte der heutige ARD-Experte.

Im zweiten Teil des ARD Forum Sport, das wie im Vorjahr unter der Leitung von Dr. Verena Burk aus dem Arbeitsbereich Sportökonomik, Sportmanagement und Sportpublizistik vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen gemeinsam mit einer Gruppe Sportpublizistik-Studierender organisiert wurde, drehte sich dann alles um Trainer, deren Ausbildung und Auskommen. „Im Vergleich zu anderen Sportarten haben wir im Fußball das Öffentlichkeitsproblem, das sich dramatisch entwickelt hat“, sagte Michael Oenning, der in der Bundesliga den 1. FC Nürnberg und Hamburger SV trainierte.

Andere hätten gern diese Sorgen. „Das, was in Deutschland in den Sport investiert wird, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Rahmenbedingungen sind einfach zu dünn“, betonte Schwimm-Trainer Frank Embacher, zu dessen Schützlingen unter anderen Paul Biedermann zählt. Diese These stützte Prof. Dr. Ansgar Thiel mit Ergebnissen einer Studie: „Die Voraussetzungen in Deutschland sind unterentwickelt. 60 Prozent der Trainer haben eine befristete Anstellung, 40 Prozent arbeiten als Honorartrainer“, sagte der Direktor des Tübinger Instituts für Sportwissenschaft. „Die Hälfte aller angestellten Trainer verdient weniger als 3000 Euro brutto im Monat.“ Außerdem gebe es in vielen Bereichen zu wenige Nachwuchstrainer. Dr. Sven Baumgarten vom Deutschen Olympischen Sportbund konstatierte: „Die Personalie Trainer haben wir in Deutschland über Jahrzehnte vernachlässigt.“ (cg)

Beitrag im ARD Mittagsmagazin.