Individualität im Zusammenspiel von Selbstregulation, körperlich-sportlicher Aktivität und Befinden im Alltag (ISABA)
Trotz des weit verbreiteten Wissens über den gesundheitlichen Nutzen körperlich-sportlicher Aktivitäten und verstärkter öffentlicher Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention wird immer wieder ein beträchtlicher Bewegungsmangel in der Bevölkerung konstatiert. Das Phänomen der hohen Prävalenz körperlich-sportlicher Inaktivität erscheint allerdings widersprüchlich, wenn es mit dem in der wissenschaftlichen Literatur prominent vertretenen Befund kontrastiert wird, dass die Ausübung sportlicher Aktivitäten zu einer Verbesserung des Wohlbefindens führt. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Studie die Beschreibung und Erklärung von reziproken Beziehungen zwischen individuellen Handlungsvoraussetzungen, Sportengagement und Wohlbefinden angestrebt. Zentrale Fragestellungen dieser Studie sind, welche individuellen alltäglichen Bedingungen (wie z.B. Stress, aktuelles Befinden) einen Einfluss auf die Durchführung von sportlichen Aktivitäten nehmen und wie andersherum differenzierte körperlich-sportliche Aktivitäten und deren Erleben in Verbindung mit dem Befinden im Alltag stehen.
Um den Alltagsbezug methodisch herstellen zu können, wird ein Ansatz des ambulanten Assessments (Fahrenberg et al.) verfolgt. Derzeit werden über den Zeitraum von sieben Tagen (pro Proband) Daten erhoben. Hierzu finden über den Tag verteilt mehrere Befragungen (z.B. Befinden, Stressempfinden, Selbstkontrollkapazität) sowie vor und nach sportlichen Aktivitäten (z.B. situative Beweggründe, Kompetenzerleben, Beanspruchung) über ein Smartphone statt. Zusätzlich tragen die Teilnehmenden während Wachzeiten einen ekgMove-Sensor an einem Brustgurt, der körperliche Aktivität per Akzelerometrie misst sowie ein EKG ableitet. Hierdurch werden objektive Daten zum Aktivitätsverhalten sowie Intensitätsparameter bei sportlicher Aktivität erfasst.
Erkenntnisse aus der Studie sollen perspektivisch für individuelle Empfehlungen für körperlich-sportliche Aktivitäten genutzt werden und dadurch einen Beitrag zur Kompetenzbildung für Stress- und Erholungsmanagement durch körperlich-sportliche Aktivität leisten.
Ausgewählte Publikationen
- Jeckel, S. & Sudeck, G. (2017). Sport activities in daily routine: situational associations between individual goals, activity characteristics and affective well-being. German Journal of Exercise and Sport Research, online first. DOI: 10.1007/s12662-017-0469-9
- Jeckel, S. & Sudeck, G. (2016). Physical activity and affective well-being in everyday life: Comparing sport activities and daily physical activities regarding acute and sustainable associations. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie – European Journal of Health Psychology, 24 (3), 130-144. doi: 10.1026/0943-8149/a000163
- Jeckel, S., Deprins, J. & Sudeck, G. (2014). Effekte körperlicher Alltagsaktivität und sportlicher Aktivität auf das subjektive Befinden am Ende des Tages. Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 30 (Supplement), 239-240.
- Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2014). Zur interindividuellen Variabilität affektiver Reaktionen im Verlauf von Freizeit- und Gesundheitssportprogrammen. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 22 (3), 89-103.
- Lehnert. K., Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2012). Subjective well-being and exercise in the second half of life: a critical review of theoretical approaches. European Review of Aging and Physical Activity, 9. doi 10.1007/s11556-012-0095-3.
- Sudeck, G. & Schmid, J. (2012). Sportliche Aktivität und soziales Wohlbefinden. In R. Fuchs & W. Schlicht (Hrsg.), Sportliche Aktivität und seelische Gesundheit (S. 56-77). Göttingen: Hogrefe.
- Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Erlebensqualität und wahrgenommene Beanspruchung als Einflussfaktoren des Befindens während körperlich-sportlicher Aktivität. In J. Ohlert & J. Kleinert, SPORT VEREINT. Psychologie und Bewegung in Gesellschaft (S. 140). Hamburg: Czwalina. [Vortrag auf der 43. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Köln