Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung

Empowering police officers and teachers in arguing against antisemitism (EMPATHIA³)

Das Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ wurde 2021 gefeiert. Es war Anlass für diverse Veranstaltungen und Aktionen, die Religion und Kultur, das Leben, die wechselvolle Geschichte von Jüdinnen und Juden in Deutschland für die Bevölkerung sichtbar zu machen. Gefeiert wurde das Jubiläum in einer Zeit, in der polizeilich erfasste, antisemitische Vorfälle zunehmen (Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, 2021), „du Jude“ ein beliebtes Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen (Bernstein, 2020) und antiisraelischer Antisemitismus das Gewand des uralten Judenhasses ist. Auf Demonstrationen der Querdenkerszene findet man Holocaustverharmlosung und eine symbolische Täter-Opfer-Umkehr. Eine notwendige Voraussetzung, um wirksam gegen Antisemitismus vorgehen zu können, ist das Wissen über seine Erscheinungsformen und seine Codes, aber auch über Judentum und jüdisches Leben, wie über Israel, den jüdischen und demokratischen Staat, die Rechtslage sowie über angemessene Strategien wirksamer Intervention. Zudem erscheint eine kompetenzorientierte Wissensvermittlung sinnvoll, die bei der Lebenswelt der Studierenden und den beruflichen Bedarfen ansetzt.

Im Rahmen der Förderrichtlinie des Bundesforschungsministeriums (BMBF) „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ hat das Verbundprojekt EMPATHIA³ zum Ziel, mit Forschung die Grundlagen dafür zu schaffen, zukünftige Polizist:innen und Lehrer:innen in ihrer Aufgabe der Antisemitismusprävention, -intervention und -repression zu befähigen und zu stärken.

Konkret gliedert sich das Verbundprojekt, an dem Wissenschaftler:innen aus den Bereichen der Religions-, Geschichts- und der Erziehungswissenschaft, der Empirischen Bildungsforschung, der Polizeibildung sowie Zivilgesellschaft beteiligt sind, in drei Komponenten, die im Verbund erarbeitet werden.

  1. Die erste Komponente widmet sich der Entwicklung eines Kerncurriculums zur Antisemitismusprävention, -intervention und -repression für Studierende des Lehramts und des Polizeidienstes. Hierin sollen zentrale Wissensbestände und Kompetenzen für die Arbeit der Zielgruppen definiert werden.
  2. In der zweiten Komponente wird ein standardisiertes Testinstrument entwickelt, welches die Inhalte aus dem Kerncurriculum erfasst und Auskunft über den Stand von Wissen, Einstellungen und Kompetenzen angehender Polizeikräfte und Lehrkräfte in NRW geben soll.
  3. In der dritten Komponente wird eine Intervention für beide Zielgruppen entwickelt und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Diese Intervention soll später in der Ausbildung von Lehrkräften und Polizeikräften Anwendung finden und auf die Übertragbarkeit für weitere Berufsgruppen (z. B. Justiz, Sozialarbeit, etc.) geprüft werden.

Verbundprojektleitung

  • Prof. Dr. Nicola Brauch, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Ruhr-Universität Bochum

Projektleiter:innen

  • Prof. Dr. Nicola Brauch, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Ruhr-Universität Bochum
  • Prof. Dr. Alexandra Cuffel, Centrum für Religionswissenschaftliche Studien, Ruhr-Universität Bochum
  • ORR’in Dr. Sarah Jahn, Hochschule für Polizei und Verwaltung NRW, Gelsenkirchen
  • Dr. Marc Grimm, Zentrum für Prävention & Intervention im Kinder- & Jugendalter, Universität Bielefeld
  • Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung, Universität Tübingen
  • Volker Beck, Tikvah Institut gUG Berlin