Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung

Wanderausstellung "Generationen verbinden"

Mit Alltagsgeschichten über die gemeinsame und geteilte Geschichte ins Gespräch kommen

Über die Wanderausstellung

35 Jahre nach dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes und über 75 Jahre nach der Gründung zweier deutscher Staaten ist es wichtig, an die Verwerfungen und Verflechtungen der deutsch-deutschen Geschichte mit einem wertschätzenden Blick auf die Lebensgeschichten der Menschen in Ost- und Westdeutschland zu erinnern. 

In der Wanderausstellung „Generationen verbinden“ berichten Zeitzeug:innen aus Ost- und Westdeutschland vier thematisch unterschiedliche  Videoinstallationen aus ihrem Alltag in einem geteilten und wiedervereingten Staat. Neben einem Themenfilm stehen an fünf weiteren Monitoren vertiefende Einzelvideos zur Verfügung, so dass die Zuschauer:innen in individuelle Geschichten eintauchen können. Informationsstelen und didaktisches Zusatzmaterial ergänzen die Videoinstallation.

Die vier Themenschwerpunkte

Die Veranstaltungsorte können zwischen vier Themenfilmen auswählen. 

In der Videoinstallation 1 „Generation 1975 – Mit 14 ins neue Deutschland“ kommen Menschen aus Baden-Württemberg, Brandenburg, Ost- und West-Berlin zu Wort, die von ihrem Leben vor, während und nach dem Umbruchsjahr 1989/1990 aus Sicht der damals Jugendlichen berichten, die staunend beobachteten und miterlebten, wie sich das Leben im Osten auf den Kopf stellte, während sich im Alltag der Jugendlichen in der alten BRD (außerhalb von West-Berlin) quasi gar nichts änderte. 

In der Videoinstallation 2 „Generation Mauerbau“ wird die Perspektive von damals jungen Erwachsenen eröffnet, die im Jahr 1961 in Sachsen, Baden-Württemberg, Ost- oder West-Berlin geboren wurden und in der Umbruchszeit 28 Jahre alt waren, die sich gerade in den Beruf eingefunden und oft eine Familie gegründet haben. Auch hier änderte sich für die Menschen aus der DDR nahezu alle Lebensbereiche, in der alten BRD blieb hingegen blieb das Gesellschaftssystem und damit der Alltag nahezu gleich, wenn es auch neue Arbeits- und Reisemöglichkeiten im Osten gab. 

Die Videoinstallation 3 „Nie eine Krise erlebt?“ kombiniert das Material aus den beiden Generationen-Projekten. Während die Interviews mit der „Generation 1975“ vor der Corona-Pandemie geführt wurden, zu einem Zeitpunkt, da im Westen das Gefühl, nie eine Krise erlebt zu haben, noch verbreitet war, galt dies zwei Jahre später, als die Interviews mit der „Generation Mauerbau“ geführt wurden nicht mehr. In der Videoinstallation berichten sie von ihrem Erleben privater, beruflicher und politischer Krisen. 

Die Videoinstallation 4 „Eine Geschichte der Deutschen?“ nutzt ebenfalls Material aus beiden „Generationen“-Projekten. Hier wird der Fokus gerichtet auf die bisher nur wenig thematisierte Geschichten der Menschen mit Migrationshintergrund, die als „Vertragsarbeiter:innen“ oder als Kinder von „Gastarbeiter:innen“ in die DDR oder BRD gekommen waren, sowie auf die Geschichten der West- und Ostdeutschen, die sich im Laufe der Zeit mehr oder weniger gut an die Mitbürger*innen aus dem Ausland gewöhnten.


Orte, Termine und Ansprechpersonen

Nicht nur in Großstädten wird die Wanderausstellung gezeigt, sondern auch in kleinen Orten auf dem Land. In den Jahren 2025/26 wird die Wanderausstellung oft parallel und vier bis acht Wochen lang gezeigt. Weitere Orte können in 2026 und 2027 dazu kommen.

OrtThema

Ausstellungs-

dauer

VernissageInformationenAnsprechperson
Universitätsbibliothek, Universität Hamburg„Generation 1975"21.05. – 21.06.202621.05.2026Konstantin Ulmer
Mail
Universität zu Köln„Generation 1975“

01.10.2025 – 

Ende November

01.10.2025, 

10 Uhr

Weitere Informationen

Elisabeth Hoffmann

Mail

Brandenburg-Museum„Generation 1975“ 04.10.2025 – 22.03.202602.10.2025, 
18:30 Uhr
Weitere Informationen

Katalin Krasznahorkai

Mail

Villa Rot, Burgrieden„Generation Mauerbau“02.11.2025 – 08.02.2026

02.11.2025, 

11 Uhr

Weitere Informationen

Sabine Heilig

Mail

Landtag Brandenburg„Nie eine Krise erlebt?“12.11.2026 – 21.12.2025

11.11.2025, 

18 Uhr

 

Weitere Informationen

Silvana Hilliger

Mail

Vergangene Ausstellungsorte

OrtThema

Ausstellungs-

dauer

VernissageFinissageAnsprechperson
Kulturzentrum KuBa, Saarbrücken„Eine Sache der Deutschen“01.10.2025 –
04.10.2025

Annika Busch

Mail

 

Wie können Sie die Wanderausstellung zu sich holen?

Nehmen Sie Kontakt auf mit:
Christiane Bertram
Christiane.bertramspam prevention@uni-tuebingen.de 

 


Ziele der Wanderausstellung

Erinnerung an die „geteilte“ deutsch-deutsche Geschichte

Multiperspektivischen Blick fördern und ermöglichen

Oral History in der historisch-politischen Bildung nutzen

Die Wanderausstellung „Generationen verbinden“ ermöglicht eine Auseinandersetzung und Begegnung im öffentlichen Raum für erwachsene Besucher ebenso wie für Jugendliche. Mit Hilfe der Alltagsgeschichten von Menschen aus Ost und West bietet die Ausstellung Wissen zu der „geteilten“ deutsch-deutschen Vergangenheit. Die aufgezeichneten Geschichten verschiedener Personen fördern Empathie für die unterschiedlichen Erfahrungen und Erinnerungen.  Die Geschichten, die in den Interviews erzählt werden, funktionieren ohne Deutungen und Verurteilungen und bieten eine Anknüpfungsmöglichkeit, um mit Besucher:innen niederschwellig über Themen der deutsch-deutschen Geschichte ins Gespräch zu kommen. 

Erinnerung an die „geteilte“ deutsch-deutsche Geschichte

Überzeugende Lösungen auf die multiplen Krisen weltweit anzubieten fällt den liberalen Demokratien zunehmend schwerer. Extremistische und populistische Parolen und Narrative (z.B. zur „Remigration“ oder die Leugnung des Klimawandels) verfangen bei vielen (Richter & Ulrich, 2024, S. 166) und führen zu Wahlerfolgen rechtsextremistischer Parteien in Deutschland, Europa und weltweit. Der weltweit zu beobachtende Rechtsrutsch wird in Deutschland verschärft durch eine sehr unterschiedliche Erinne-rung an die deutschen Teilung und Transformationszeit, die auch in der Fachwissenschaft kontrovers diskutiert wird – z.B. „Ungleich vereint“ (Mau, 2024), „Diesseits der Mauer“ (Hoyer, 2023) oder „Tau-send Aufbrüche“ (Morina, 2024). Fachbücher zu dem Thema werden zu Bestsellern und in Feuilletons und Kultursendungen intensiv rezipiert. Wichtig ist es daher gleichermaßen, an die Repressionserfah-rungen in der DDR zu erinnern und die Erfahrungen in der Transformationszeit aufzuarbeiten. Dabei sollte der Blick nicht auf die DDR beschränkt bleiben, sondern die deutsch-deutsche Vergangenheit als eine „geteilte“ Geschichte in den Blick nehmen. Daher kommen in der Wanderausstellung „Generati-onen verbinden“ Menschen mit ihren Alltagserfahrungen in einem geteilten und wiedervereinigten Staat und ihren Erinnerungen zu Wort, um Wissen bezogen auf die unterschiedlichen Erfahrungen und Erinnerungen zu vermitteln und ein gegenseitiges Verständnis zu fördern. Dies ist gleichermaßen für Menschen in Ost- und Westdeutschland wichtig. Insbesondere Menschen, die in Westdeutschland aufgewachsen sind, wissen häufig sehr wenig über die DDR und die Transformationszeit, so dass das Verständnis für die Situation in Ostdeutschland oft wenig ausgeprägt ist (Ahbe, 2023; Großbölting, 2020). 
 

Multiperspektivischer Blick in den „Generationen“-Interviewprojekten

Um einen multiperspektivischen Blick zu ermöglichen, wurden in den beiden „Generationen“-Interviewprojekten (mit Menschen, die im Jahr 1975 bzw. im Jahr 1961 geboren wurden) jeweils 26 Zeitzeug:innen, die bis zum Fall der Mauer in Brandenburg, Sachsen, Baden-Württemberg, Ost- oder West-Berlin gelebt haben, über die Themen und Herausforderungen der deutsch-deutschen Teilung und Wiedervereinigung befragt. Die Videos bieten einen niederschwelligen Zugang zu einem Alltagsleben, das die (älteren) Zuschauer:innen selbst auf jeweils ihrer Seite der Mauer geführt haben, und erinnert sie daran, wie sie selbst die jeweils „anderen“ auf der anderen Seite der Mauer vor und nach der Umbruchszeit erlebt und eingeschätzt haben. 
Für das erste Interviewprojekt "Generation 1975" wurden Menschen aus Baden-Württemberg, West- und Ost-Berlin und Brandenburg interviewt, die den Mauerfall und das „Wendejahr“ als Jugendliche erlebt haben, so dass sie zwar alt genug waren, um Einiges bewusst miterlebt zu haben, aber noch nicht alt genug, um für ihr Verhalten zur Verantwortung gezogen werden zu können. In dem zweiten Interviewprojekt „Generation Mauerbau“ wurde das Themenspektrum um die Krisenerfahrungen in der eigenen Lebensgeschichte erweitert. 1961 waren die Interviewpartner:innen Ende Zwanzig und standen bereits in einer beruflichen und familiären Verantwortung, auch den eigenen Eltern gegenüber. So haben die zur Wendezeit jungen Erwachsenen „Generation Mauerbau“ die Transformationszeit in ihren gesellschaftlichen Implikationen anders erfahren als die damals Jugendlichen in der „Generation 1975“. Die beiden Quellenkorpora unterscheiden sich auch dadurch, dass die Interviews mit den „Generation 1975“ im Jahr 2019 mit den damals Mitte Vierzigjährigen vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geführt wurden, als die multiplen Krisen der Gegenwart (noch) nicht so sichtbar waren. Die Interviews mit der „Generation Mauerbau“ wurden hingegen 2021/22 mit den damals Anfang Sechzigjährigen geführt. Bei vielen hatten die Einschränkungen während der Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine zu Verunsicherungen und auch zu Reminiszenzen an die Zeit des Kalten Kriegs geführt. Die lebensgeschichtlichen Interviews der beiden Quellenkorpora stehen auf dem „Archiv Deutsches Gedächtnis“ der Forschung zur Verfügung.
 

Oral History in der historisch-politischen Bildung

Aus den lebensgeschichtlichen Interviews wurden Videoinstallationen erstellt, die bereits mehrfach gezeigt wurden (vgl. die Trailer für die Generation 1975 und die Generation Mauerbau). Darüber hinaus wurden (bzw. werden) ca. 20-minütige Einzelvideos erstellt, mit denen im Unterricht gearbeitet werden kann. Die Einzelvideos und Unterrichtskonzeptionen stehen auf dem Generationenportal des Landesbildungsservers Baden-Württemberg allen Interessierten zur Verfügung. Im Kontext der Wanderausstellung „Generationen verbinden“ entwickeln wir derzeit gemeinsam mit der Stiftung Berliner Mauer und mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg weitere Workshops und Unterrichtseinheiten, die mittelfristig auch auf dem Generationenportal zur Verfügung gestellt werden. Unsere bisherigen Erfahrungen bei der Arbeit mit dem Videomaterial zeigen, wie hilfreich der alltagsgeschichtliche Ansatz ist, um sich dem Thema der deutsch-deutschen Geschichte ohne Vorverurteilungen zu nähern und den eigenen Blick zu öffnen (Bertram, 2023). Angesichts der Verschärfung innergesellschaftlicher Trennlinien durch die „Filterblasen“ in Social-Media-Kanälen ist es uns ein Anliegen, mit der Wanderausstellung „Generationen verbinden“ in der Fläche und in Präsenz mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei setzen wir auf einen wechselseitigen Austausch auf Augenhöhe und auf die Einbindung der inner- und außerschulischen historisch-politischen Bildung. 


Didaktische Materialien

TaskCard zur "Generation 1975" und Zukunfts-Workshop der Stiftung Berliner Mauer

Hintergrundinformationen zu Zeitzeug:innen der "Generation 1975" in Form einer TaskCard. Die TaskCard darf für eigene Unterrichtszwecke genutzt werden. Diese TaskCard wurde von der Die Stiftung Berliner Mauer entwickelt und stellt die Grundlage für einen “Workshop” dar. Der Workshop kann auch in zwei Doppelstunden durchgeführt werden.

Informationen zu dem Workshop (Ablauf und Arbeitsaufträge) erhalten Sie auf Anfrage bei Kathrin Steinhausen.

Unterrichtseinheit mit den “Erzählweisen”

In Kürze verfügbar

Handreichungen zu den vier Themenfilmen

Als Unterstützung für die Lehrkräfte werden gerade für jeden Themenfilm eine Zusammenfassung der Themen und Inhalte der vier Themenfilme erstellt. Mit dieser Handreichung können sich die Lehrkräfte vor dem Besuch der Wanderaussstellung auf die Inhalte, die sie sehen werden, informieren und sich selbst inhaltliche Schwerpunkte überlegen.

In Kürze verfügbar


Begleitende Projekte

am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung

Zeitzeug:innenbefragungen

Wirksamkeit im Geschichtsunterricht


Weitere Informationen

Literatur zum Thema

Ahbe, T. (2023). Ostdeutschland und die Ostdeutschen als Erzählung. Identitätsstiftende Narrative im Widerstreit. Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Bertram, C. (2023). Transformationen in einer diversen Gesellschaft am Beispiel der „Generation 1975“. In M. Oberle & M.-M. Stamer, Politische Bildung in der superdiversen Gesellschaft. Ta-gungsband der Jahrestagung der Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Er-wachsenenbildung (GPJE) 2021. (S. 170-178). Frankfurt a.M.: Wochenschau-Verlag.

Großbölting, T. (2020). Wiedervereinigungsgesellschaft. Aufbruch und Entgrenzung in Deutschland seit 1989/90. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 

Hoyer, K. (2023). Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990.

Mau, Steffen (2024). Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt. Berlin: Suhrkamp.

Morina, C. (2023). Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er-Jahren. Siedler. 

Richter, H. & Ulrich, B. (2024). Demokratie und Revolution. Wege aus der selbstverschuldeten ökologi-schen Unmündigkeit. Kiepenheuer & Witsch.
 

Generationenportal

Die Videos aus den Oral History-Projekten „Generation 1975: Mit 14 ins neue Deutschland“ und „Generation Mauerbau“ stehen auf dem “Generationenportal” für alle zur freien Nutzung zur Verfügung, inklusive Unterrichtseinheiten. Das Generationenportal ist ein Angebot auf dem Landesbildungsserver des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg. 
Zum Generationenportal

Archiv Deutsches Gedächtnis 

Die lebensgeschichtlichen Interviews stehen Forschenden auf dem „Archiv Deutsches Gedächtnis“ zur Verfügung. 
Archiv Deutsches Gedächtnis

Pressespiegel

  • Tagesspiegel Berlin (03. Oktober 2025)
  • Museumsfernsehn (Oktober 2025)
  • Saarländischer Rundfunk (MP3) Mit freundlicher Genehmigung vom Saarländischen Rundfunk.
    • (Hinweise zum Beitrag: TdE25: Was ist jetzt schon los auf dem Fest? MuPro-Schalte mit TdE-Reporterin Alice Kremer. Autorin: Alice Kremer. Sendung: SR kultur – Der Vormittag, 02.10.2025, 11.20 Uhr). 

Projektbeteiligte

 

 

 

 

 

Teils finanzieren die Ausstellungsorte die Ausstellung vor Ort mit.