Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung

Studie FIPS+

FIPS+ ist ein tabletbasiertes Messinstrument zur frühzeitigen Lernstandserfassung in der 1. Klasse. Es soll den Lehrkräften zeigen, welche Fähigkeiten ein Kind zu Beginn der 1. Klasse mitbringt und was es in einem Jahr alles dazu lernt.

FIPS+ basiert auf dem im englischsprachigen Raum seit über 20 Jahren verwendeten und an einzelnen Grundschulen in Hessen und Bayern bereits erfolgreich eingesetzten Instrument FIPS (Fähigkeitsindikatoren Primarschule).

Was ist das Ziel der Studie FIPS+

Die Studie FIPS+ untersucht die Erfassung der Lernausgangslage und Lernentwicklung in der 1. Klasse. Mit der Studie wollen wir das weiterentwickelte Instrument FIPS+ zur Lernstandserfassung erproben und die Umsetzung in den Schulalltag an baden-württembergischen Grundschulen untersuchen.

Welche Fähigkeiten misst FIPS+

Die Aufgaben von FIPS+ erfassen die schulrelevanten Fähigkeiten in den folgenden Bereichen:

  • Wortschatz (z. B. Objekte benennen)
  • Frühes Lesen (z. B. Buchstabenkenntnis, Silben lesen, Bild-Wort-Zuordnung)
  • Lautbewusstheit (z. B. Reimwörter)
  • Mathematik (z. B. Rechnen mit Bildern, Zahlenkenntnis, Rechnen mit Punkten)
  • Fächerübergreifendes Lernpotenzial (z. B. Erkennen von Regeln in Bildern)

Ablauf der Studie

Im Rahmen der Studie FIPS+ sollen Erstklässlerinnen und Erstklässler über ihre gesamte Grundschulzeit bis zur 4. Klasse begleitet werden. Nur so lassen sich auch die möglichen langfristigen positiven Einflüsse von FIPS+ untersuchen. Die Kinder werden dabei in der 1. Klasse zweimal (Schuljahresbeginn und -ende), in der 2. bis 4. Klasse jeweils am Ende des Schuljahres befragt.

Um ein umfassendes Bild über die teilnehmenden Kinder zu bekommen, werden außerdem deren Eltern sowie Lehrkräfte (Klassen-, Deutsch- und Mathematiklehrkräfte) in jedem Schuljahr befragt.

Wie wird FIPS+ durchgeführt?

In ihrem ersten Schuljahr bearbeiten die Kinder die Aufgaben von FIPS+ einmal zu Schuljahresbeginn und einmal am Ende des Schuljahres in Einzelsitzungen am Tablet Computer. Eine Sitzung pro Kind dauert 20 bis 40 Minuten (Dauer abhängig vom Lernstand des Kindes). Im Rahmen der Studie werden die Schulen zufällig zwei Gruppen zugewiesen:

  • In Gruppe A bearbeiten die Kinder FIPS+ unter der Anleitung ihrer Klassenlehrkräfte. Diese erhalten dadurch eine individuelle Rückmeldung über den Lernstand jedes Kindes.
  • In Gruppe B (Kontrollgruppe) bearbeiten die Erstklässlerinnen und Erstklässler FIPS+ unter Anleitung von Forschungsassistentinnen und -assistenten. Die Lehrkräfte bekommen keine individuelle Rückmeldung zum Lernstand der Kinder. Zur Lernstandserfassung nutzen sie die üblicherweise eingesetzten Methoden in ihrem Unterricht. Die Schule kann FIPS+ aber im nächsten Schuljahr einsetzen.

Wie kann FIPS+ in den Schulalltag integriert werden?

Mit der Studie soll die Integration von FIPS+ im Schulalltag an baden-württembergischen Grundschulen erprobt werden. Daher werden die Lehrkräfte der Gruppe A gebeten, Ideen für den Einsatz von FIPS+ im Schulalltag zu finden und zu dokumentieren. Dafür werden ihnen 0,5 Deputatsstunden pro Woche angerechnet. Erste Tipps von FIPS+ Anwenderinnen, wie die Lernstandserfassung parallel zum Schulalltag durchgeführt werden kann sind z. B. das Zusammenlegen von Klassen oder die Durchführung in zusätzlichen Randstunden sowie außerhalb der Unterrichtszeit.

Was sagen die Ergebnisse aus

Die Auswertung der Ergebnisse von FIPS+ erfolgt automatisiert. Das Auswertungsprogramm veranschaulicht die Leistung und den Lernzuwachs jeder einzelnen Schülerin bzw. jedes einzelnen Schülers sowie die Leistungsverteilung innerhalb der Klasse in den benannten Aufgabenbereichen. Aus den Ergebnissen wird für die Lehrkräfte der Gruppe A ersichtlich, ob ein Kind auf dem gleichen Lernstand wie die meisten anderen Kinder in der ersten Klasse ist oder ob es eine unter- oder überdurchschnittliche Leistung zeigt.

Was passiert mit den Ergebnissen von FIPS+

Die Klassen-, Deutsch- und Mathematiklehrkräfte der Gruppe A erhalten einen Einblick in den Lernstand der Kinder zeitnah nach der Durchführung von FIPS+. Damit die Lernstandserfassung optimal für die Förderung der Kinder genutzt werden kann, können die Lehrkräfte die Ergebnisse mit den entsprechenden Fachlehrerinnen und –lehrern teilen und gemeinsam überlegen welche Maßnahmen im und außerhalb des Unterrichts für die Förderung der Kinder notwendig und nützlich ist. Die Gruppe B (Kontrollgruppe) erhält in diesem Schuljahr keine Rückmeldung, da nur durch den Vergleich der beiden Gruppen der Nutzen von FIPS+ zuverlässig untersucht und überprüft werden kann. Für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind die Ergebnisse anonym.

Datenschutz und Freiwilligkeit

Die Teilnahme an der Studie ist selbstverständlich freiwillig und kann jederzeit ohne die Angabe von Gründen beendet werden. Die Studie wurde nach datenschutzrechtlicher Begutachtung durch das Kultusministerium genehmigt.

Aktuelles aus der Studie

Die erste Kohorte der FIPS+ startete im Schuljahr 2018/19 und endete im Sommer 2022. Die zweite Kohorte, die ein Schuljahr später startete (Schuljahr 2019/20), befindet sich nun in der vierten Klasse und wird am Ende dieses Schuljahres ebenfalls das Studienende erreichen. Wir möchten uns herzlich bei den teilnehmenden Familien, Lehrkräften und Schulleitungen für die Teilnahme an der FIPS+ Hauptstudie bedanken. 

Momentan steht bei der FIPS+ Studie die Datenaufbereitung an: Die Antworten der Kinder, Lehrkräfte, Eltern und Schulleitungen werden systematisch aufbereitet. Hierbei arbeiten wir mit der IEA Hamburg (International Association for the Evaluation of Educational Achievement) zusammen.

Um den laufenden Studienprozess nicht zu beeinflussen, können die Studienergebnisse erst nach Studienende bekannt gegeben werden. Das bedeutet, das auch die teilnehmenden Klassen der zweiten Kohorte die Studie beendet haben müssen.

Die neusten Entwicklungen der FIPS+ Studie sowie die Studienergebnisse werden zukünftig über den FIPS+ Newsletter bekannt gegeben. Möchten Sie informiert bleiben? Dann melden Sie sich gerne über eine E-Mail an fipsplusspam prevention@hib.uni-tuebingen.de mit der Bitte um Aufnahme in den FIPS+ Newsletter an!