attempto online Forschung
06.02.2023
Ethische Fragen eines digitalisierten Gesundheitssystems
Eberhard Karls Universität Tübingen und Universität Potsdam bauen „Netzwerk digitale Medizinethik“ auf.
Die Digitalisierung verändert das Gesundheitssystem rasant und wirkt sich immer stärker auf die medizinische Praxis aus: Künstliche Intelligenz für Diagnose und Therapie, Gesundheits-Apps auf dem Smartphone oder soziale Robotik in der Pflege zeigen das große Potenzial der neuen Technologien. Mit dem Einsatz solcher Technologien gehen allerdings auch ethische Risiken einher. Diese Herausforderungen näher zu verstehen und mit ihnen angemessen umzugehen ist die Aufgabe der Medizinethik. Das jüngst begonnene Projekt „Digital Medical Ethics Network“, das Forschende bei der Aneignung entsprechender Kenntnisse und Fähigkeiten unterstützen will, wird von der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Universität Potsdam getragen und von der VolkswagenStiftung finanziell gefördert.
Die Medizinethik fragt nach angemessenem Verhalten in der Gesundheitsversorgung und nach gerechten Strukturen im Gesundheitssystem. Entsprechend qualifizierte Fachleute bringen ihr Wissen in das Medizinstudium und die Ausbildung anderer Heilberufe ein. Sie untersuchen grundlegende Aspekte des Miteinanders im Gesundheitswesen und beraten in der klinischen Praxis, etwa bei schwierigen Entscheidungen am Lebensende. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer guten und gerechten Gesundheitsversorgung.
Die Medizinethik ist ein Fachgebiet, in dem Philosophie, Medizin oder die Sozialwissenschaften interdisziplinär zusammenarbeiten. Mit der voranschreitenden Digitalisierung kommen Wissen und Fähigkeiten aus den technischen Wissenschaften hinzu, die dringend gebraucht werden. Genau hier soll das Netzwerk Unterstützung leisten und durch gezielte Initiativen Forschung, Lehre und Ethikberatung stärken.
Dazu gehört etwa als Schwerpunkt am Universitätsklinikum Tübingen die Entwicklung eines eigenständigen Curriculums „Digitale Medizinethik“, das mit verschiedenen Kooperationspartnern erprobt und dann frei zur Verfügung gestellt wird. An der Universität Potsdam entsteht darüber hinaus ein Forschungshub, der die digitalethische Grundlagenforschung und Vernetzung von Forschenden fördert. Auch die Entwicklung und Evaluation eines digitalen Angebots zur Ethikberatung, um Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Personal in schwierigen Entscheidungssituationen unterstützen zu können, stellt einen Baustein des Projekts dar. Begleitet werden alle Aktivitäten des Netzwerkes durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Dialoge mit Bürgerinnen und Bürgern.
Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie unter: https://digitalmedicalethics.net/
Das Netzwerk digitale Medizinethik („Digital Medical Ethics Network“) wird von Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing und Prof. Dr. Hans-Jörg Ehni (Universität Tübingen) sowie von Prof. Dr. Robert Ranisch (FGW Brandenburg) geleitet. Die beteiligten Universitäten in Tübingen und Potsdam unterstützen das Projekt langfristig im Rahmen eines Matching-Funds.
Kontakt
Dr. Florian Funer, M.A., Prof. Dr. Hans-Jörg Ehni & Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Universitätsklinikum Tübingen
E-Mail: florian.funerspam prevention@uni-tuebingen.de, hans-joerg.ehnispam prevention@uni-tuebingen.de, urban.wiesingspam prevention@uni-tuebingen.de
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