Uni-Tübingen

attempto online Forschung

28.04.2023

Gemeinschaftsprojekt zur Erprobung neuer Schutzmaßnahmen für Feldvögel

Die Beliebtheit von Kleegras und -Luzernefeldern bei Feldvögeln kann schnell zum Nachteil werden – Projekt erforscht Maßnahmen für höheren Bruterfolg

Die Feldlerche (Alauda arvensis) soll mit den im Projekt KleVer entwickelten Maßnahmen besser geschützt werden.

In unserer Kulturlandschaft finden gefährdete Feldvögel kaum noch geeignete Brutplätze. Daher sind Feldfrüchte wichtig, die von ihrer Wuchsstruktur die richtigen Voraussetzungen bieten, um Nestbau und Brut zu ermöglichen, wie etwa Kleegras- und Luzernefelder. Selbst im Ökolandbau kann dies aber zum Risiko werden, wenn die ordnungsgemäße Mahd oder Ernte zu Zeiten stattfindet, in denen die Küken noch nicht ausgeflogen sind. Hier gilt es neue Strategien zu entwickeln, die helfen, Brutverluste zu reduzieren.

Im Kooperationsprojekt „Kleegras und Luzerne im Ökolandbau: Maßnahmen zur Vereinbarkeit mit dem Schutz gefährdeter Feldvögel (KLeVer)“ erforschen die Universität Tübingen, der Ernährungsrat Region Tübingen und Rottenburg, das Hofgut Martinberg, die Initiative Artenvielfalt Neckartal und VIELFALT e.V. verschiedene Maßnahmen, die den Bruterfolg gefährdeter Feldvögel im Kleegras- und Luzerneanbau steigern sollen. Grundlage für die Durchführung des Projekts ist die Kooperation mit sieben ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben, die verschiedene Varianten des Feldvogelschutzes umsetzen, etwa einen Hochschnitt in ca. 20 cm Höhe oder Schutzstreifen, die nicht gemäht werden.

Da der Anbau von Luzerne und Kleegras wichtige Aufgaben für die Stickstofffixierung, Unterkrautunterdrückung und Futtermittelgewinnung im Ökolandbau erfüllt, kann der Nestschutz nicht unabhängig von den Auswirkungen auf die Ökonomie betrachtet werden. Deshalb werden neben der Schutzwirkung für Feldvögel auch die Effekte auf Ernteerträge, das Wachstum problematischer Wildkräuter, die Entwicklung lokaler Maus-Populationen sowie auf betriebliche Abläufe untersucht. Damit soll sichergestellt werden, dass der Feldvogelschutz die reguläre Bewirtschaftung möglichst wenig beeinträchtigt. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines praxistauglichen Maßnahmenkatalogs, der weiträumig eingesetzt werden kann und dazu beiträgt, den Rückgang von Feldlerche und anderen gefährdeten Vogelarten zu stoppen. Das KLeVer-Projekt wird über das Sonderprogramm zur Stärkung der Biologischen Vielfalt am Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz finanziert. 

Mit dem bevorstehenden Beginn der Feldsaison hat auch das Forschungsteam seine Arbeit aufgenommen: Das Balkenmähwerk, mit dem der Hochschnitt durchgeführt wird, wird ausgiebig getestet. Im Gelände haben die Untersuchungen der Feldmaus-Populationen begonnen, balzende Rebhühner wurden lokalisiert und die aufwändige Suche nach Feldlerchen-Nestern hat angefangen.

Um den Erfolg der Schutzbemühungen zu unterstützen, bitten die Projektbeteiligten darum, den durch die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte geschaffenen Lebensraum der Feldvögel zu respektieren und zu schonen. Bei Spaziergängen in der Feldflur sollten Besucherinnen und Besucher auf den Wegen bleiben und Hunde an die Leine nehmen.

Meldung des Projektteams von Universität Tübingen, Ernährungsrat Region Tübingen und Rottenburg, Hofgut Martinsberg und VIELFALT e.V.

Kontakt:

Dr. Nils Anthes
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
nils.anthesspam prevention@uni-tuebingen.de

Xenia Schlindwein
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
xenia.schlindweinspam prevention@uni-tuebingen.de

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