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27.10.2022
Sireen El Zaatari erhält den Preis für mutige Wissenschaft
Auszeichnung für die Bewältigung eines schwierigen Karrierewegs und großer Herausforderungen bei ihrer archäologischen Forschungsarbeit im Libanon
Die Archäologin und Paläoanthropologin Dr. Sireen El Zaatari von der Universität Tübingen wird gemeinsam mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Katrin Schmelz von der Universität Konstanz mit dem diesjährigen Preis für mutige Wissenschaft ausgezeichnet. El Zaatari, die zu Kriegszeiten im Libanon aufwuchs, hatte auf ihrem Weg in die Wissenschaft zahlreiche Hürden zu überwinden. Auch mit ihrem Forschungsthema hat sie eine schwierige Aufgabe gewählt: Sie will die kriegsbedingt darniederliegende paläolithische Feldforschung im Libanon wieder aufnehmen. Der Preis für mutige Wissenschaft ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Er geht je zur Hälfte an Sireen El Zaatari und Katrin Schmelz. Der Preis wird vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vergeben.
Wissenschaft, Forschung und Innovation lebten immer auch vom Mut, neue Wege einzuschlagen, den Blick auf ungewöhnliche Zusammenhänge zu werfen und die eigenen Ideen auch in ungewohnten Allianzen umzusetzen, sagte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski bei der Preisverleihung am 27. Oktober 2022 in Stuttgart. Dafür würden Dr. Katrin Schmelz und Dr. Sireen El Zaatari mit dem Preis für mutige Wissenschaft belohnt.
Die Preisträgerin
Dr. Sireen El Zaatari (45) ist im Libanon aufgewachsen, als Frau in einer vom Krieg gebeutelten und zunehmend restriktiv und chaotisch werdenden Gesellschaft. Trotz all dieser Probleme entschied sie sich, Archäologin zu werden und die durch den Krieg beendete paläolithische Forschung im Libanon wiederzubeleben. Dafür musste sie ihr Land verlassen, um in den USA zu studieren. Über befristete Anstellungen in Leipzig, Athen und Beirut führte sie ihr Weg schließlich an die Universität Tübingen. Sie ist unter anderem Empfängerin eines ERC Consolidator Grants (REVIVE) des Europäischen Forschungsrats (ERC) und arbeitet mit ihrem internationalen Team daran, die paläolithische und paläoanthropologische Forschung im Libanon wiederaufzubauen.
Dafür führt sie unter schwierigen politischen und sozialen Bedingungen Feldstudien durch. „Wir sind noch in einem frühen Stadium des Projekts, aber wir konnten uns bereits vergewissern, dass es im Libanon ein großes Potenzial für die Forschungsarbeiten und neue Funde gibt – trotz aller Veränderungen der Landschaft, die in den vergangenen fast 50 Jahren vorgenommen wurden“, berichtet Sireen El Zaatari. „Jetzt, zu Beginn unserer Feld- und Fundstudien, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir unser Wissen über die Wanderungen unserer Vorfahren über die Kontinente der Alten Welt – Afrika, Asien und Europa – erweitern können.“
Der Preis
Mit dem Preis für mutige Wissenschaft unterstützt das Land Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Mut im Denken und Handeln beweisen, unkonventionelle Ansätze verfolgen oder auf Umwegen herausragende Forschungsleistungen erbracht haben. Der mit 30.000 Euro verbundene Preis soll ein Signal dafür setzen, wie sehr innovative Wissenschaft davon lebt, dass Forscherinnen und Forscher auch Rückschläge oder Scheitern in Kauf nehmen – und wie wichtig die Bereitschaft zum Risiko ist. Der Preis wird in einer Kooperation des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) seit 2016 vergeben.
Janna Eberhardt/Hochschulkommunikation
Kontakt:
Dr. Sireen El Zaatari
Universität Tübingen
Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie – Paläoanthropologie
+49 7071 29-76554
sireen.el-zaatarispam prevention@uni-tuebingen.de