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24.06.2020
Tübinger Masterstudentin erhält Frauen-MINT-Award
Mila Gorecki für Bachelorarbeit zur Identifikation von Quellen von Unfairness in algorithmischen Entscheidungen ausgezeichnet
Mila Gorecki, Studentin des Internationalen Masterstudiengangs Machine Learning der Universität Tübingen, hat den Frauen-MINT-Award 2020 (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) gewonnen. Sie erhält den Hauptpreis des Wettbewerbs für ihre herausragende Bachelorarbeit. Darin hat sie sich mit der Identifikation von Quellen von Unfairness in algorithmischen Entscheidungen befasst – und mit der Frage, wie deren Auswirkungen abgemildert werden können. Gorecki hat ihre Arbeit in der Gruppe von Philipp Hennig, Professor für Methoden des Maschinellen Lernens an der Universität Tübingen, geschrieben und wurde dabei von Alexandra Gessner betreut, Doktorandin in Hennigs Abteilung. Hennig ist Mitglied des Exzellenzclusters „Maschinelles Lernen: Neue Perspektiven für die Wissenschaft“ und stellvertretender Sprecher des Cyber Valley Executive Board.
Jan Hofmann, Vice President Top Program Lead AI der Deutschen Telekom, sagte in seiner Laudatio bei der virtuellen Preisvergabe: „Um ihre sehr herausfordernde Forschungsfrage anzugehen, musste Mila in fundamentaler Art die üblichen Annahmen hinterfragen, mit denen heute Systeme für maschinelles Lernen gebaut und optimiert, die dafür nötigen Daten aufbereitet werden. Sie musste diese Annahmen aus der Perspektive der Gerechtigkeit neu beleuchten und bewerten. Wir finden: Damit leistet Mila Gorecki nicht nur einen besonderen Beitrag im Forschungsfeld der künstlichen Intelligenz – sondern auch einen breiteren, gesellschaftlich sehr relevanten Beitrag.“
„Es ist superwichtig, seine Daten zu verstehen“, fasst Gorecki die Hauptaussage ihrer Arbeit zusammen. „Woher kommen die Daten, wie wurden sie generiert? Nur wenn man Antworten auf diese Fragen hat, kann man mögliche Quellen von Unfairness erkennen.“ Für das Thema hat Gorecki sich auch wegen seiner gesellschaftlichen Bedeutung entschieden. „Algorithmische Entscheidungen beeinflussen das Leben der Menschen tiefgreifend“, betont sie. Das Spektrum reiche von der Frage, wem welche Online-Werbung angezeigt wird, über die Bewertung der individuellen Kreditwürdigkeit bei Banken bis hin zur Strafverfolgung. „Es besteht die Gefahr, dass bestimmte Gruppen durch die Entscheidungen von Algorithmen benachteiligt würden“, sagt Gorecki – ein Thema, das mit dem zunehmenden Gebrauch von Algorithmen im Alltag weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Der Frauen-MINT-Award wird gemeinsam von der Deutschen Telekom, dem Studierendenmagazin audimax Medien und der „Initiative MINT Zukunft schaffen“ verliehen. Geehrt werden Studentinnen, die eine Abschlussarbeit zu den Feldern Artificial Intelligence, Cloud, Cyber Security, Internet of Things oder Netze der Zukunft eingereicht haben. Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro dotiert.
„Der Preis ist für mich ein Ansporn, weiter in dieser Richtung zu forschen“, sagt Mila Gorecki. Sie hofft außerdem, eine Vorbildrolle einzunehmen. „Ich möchte junge Frauen motivieren, MINT-Fächer zu studieren, weil ich denke, dass Technologie die Gesellschaft langfristig mitgestalten wird. Traut Euch, gestaltet mit!“
Theresa Authaler und Lennart Schmid