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21.10.2015

Ach, das geht auch online?

Die Universitätsbibliothek Tübingen stellte am 20. Oktober ihr umfassendes elektronisches Angebot in der hauseigenen Messe „E-Bib“ vor. Anlass war die internationale „Open Access Week“, die einen kostenlosen Online-Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen in den Fokus stellt.

Bibliotheksmitarbeiter präsentierten auf der E-Bib die elektronischen Dienstleistungen der UB. Foto: Universität Tübingen/Friedhelm Albrecht

2013 startete die Universitätsbibliothek (UB) Tübingen eine Umfrage unter Studierenden, um mehr über die Nutzung der Bibliothek zu erfahren. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Befragten konnte mit E-Books, also Büchern in digitaler Form, nichts anfangen. „Das ist sehr schade, denn so verlieren Studierende eine große Menge der Studienliteratur“, bedauert Dr. Renke Siems, Leiter der Benutzungsabteilung der UB. Und andere elektronische Angebote waren noch weniger bekannt. Um das zu ändern, zeigen Mitarbeiter der UB nach dem Vorbild anderer Bibliotheken seit 2014 bei der sogenannten „E-Bib“ einmal im Jahr das gesamte Spektrum der hochmodernen Dienstleistungen.

So sind elektronische Datenbanken bei der Literaturrecherche nicht mehr wegzudenken. Welche der vielen Datenbanken, auf die Studierende in Tübingen Zugriff haben, die richtige ist, hängt vom Studienfach ab. Dort hilft das Datenbankinformationssystem DBIS weiter. Und auch die Zahl der elektronischen Medien wächst stetig. „Gedruckte wissenschaftliche Zeitschriften sterben aus“, ist Siems überzeugt. Bereits jetzt schon macht die UB etwa 65.000 E-Books, die im „Katalog plus“ verzeichnet sind, und über 100.000 E-Journals, die sich in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) aufspüren lassen, zugänglich.

Auch bei der Publikation der eigenen wissenschaftlichen Arbeit, zum Beispiel einer Dissertation, spielt das Internet eine immer größere Rolle. Bei der kostenpflichtigen Veröffentlichung in anerkannten Open-Access-Zeitschriften ist es der Universität Tübingen über einen Publikationsfonds der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) möglich, Wissenschaftler finanziell zu unterstützen. Über diese Förderung informierten Mitarbeiter bei der E-Bib ebenfalls. Sogar ganze Zeitschriften oder Schriftreihen können mittlerweile über Open Journal Systems (OJS) ohne einen Verlag herausgegeben werden.

Ebenfalls auf der Messe präsentiert wurde das neue digitale Leitsystem, das seit diesem Semester den Bibliotheksbesucher zum gesuchten Buch oder einem freien Arbeitsplatz führt. Ganz neu ist die Möglichkeit, sich darüber elektronisch einen Gruppenarbeitsraum zu reservieren. „Vorher hatten wir das Mallorca-Phänomen“, hebt Siems hervor. Viele Studierende hätten sich mit Taschen und Jacken Plätze morgens besetzt und dann aber erst später genutzt, beschreibt er. Mit der elektronischen Reservierung können sie sich nun gezielt für bestimmte Zeiträume ihren Ort zum Lernen sichern. Und die Reservierung geht sogar bequem von Zuhause aus.

Für die Lehre kann es ebenfalls sinnvoll sein, neue technische Möglichkeiten zu nutzen. Die UB verfügt über zwei Multitouchtische, mit deren Hilfe Lerninhalte interaktiv und in Gruppen vermittelt werden können. So lernen beispielsweise Kunstgeschichtsstudenten an diesen Geräten, bestimmte Stilelemente einer Epoche zuzuordnen, indem sie den Bildern mit den Fingern Kategorien zuweisen. Bei Bedarf lassen sie sich vergrößern und für den direkten Vergleich nebeneinander betrachten. Hilfreich bei der Wissensvermittlung ist zudem der Einsatz von Smartboards. Die Universitätsbibliothek besitzt zwei dieser intelligenten Tafeln, bei denen sich die digitalen Aufschriebe speichern lassen. Beim Einsatz beraten Bibliotheksmitarbeiter Lehrende oder auch Lehramtsstudierende, die später häufig an Schulen damit arbeiten müssen.

Eine mögliche Unterstützung für Lehrende könnten in der Zukunft zudem 3D-Drucker sein. Bei der E-Bib präsentierte ein Unternehmen ein solches Gerät. „Wir möchten die Diskussion anstoßen, wie sinnvoll so etwas auch an einer Universität genutzt werden kann“, so Siems. Am Stand fanden sich einige Beispiele für Anwendungen. So können die Geräte Replikate wertvoller Schätze der universitären Sammlungen – wie etwa die steinzeitlichen Elfenbeinfiguren des Museums der Universität Tübingen (MUT) – als günstiges Anschauungsmaterial für Lehrveranstaltungen produzieren.

Im Ammerbau vertieften zusätzlich den ganzen Tag Vorträge nutzerspezifische Themen, zum Beispiel gab es praktische Fachinformationen zu Online-Ressourcen für Theologen. Darüber hinaus zeigt eine Plakatausstellung auf der Ammerbaubrücke noch bis Anfang November die häufigsten Fragen und deren Antworten rund um elektronische Dienstleistungen.

An der internationalen „Open Access Week“, die es seit 2009 gibt, nehmen Bibliotheken und wissenschaftliche Einrichtungen aus aller Welt teil. Seit 2012 steht die „Open Access Week“ jedes Jahr unter einem anderen Motto, 2015 dreht sich alles um das Thema „Offen für Zusammenarbeit“ (engl. Open for Collaberation).

Mareike Manzke

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