Uni-Tübingen

Adventskalender 2016

Schätze aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv

17. Dezember: „Windische, Chrabatische und Cirulische Trukherey“

Der slowenische Reformator Primus Truber und die „Südslawische Bibelanstalt Urach“ (Universitätsbibliothek)

In den Jahren von 1561 bis 1565 stand eine Druckerei im Uracher Mönchshof für kurze Zeit im Zentrum der Bestrebungen des slowenischen Glaubensflüchtlings und Pfarrers Primus Truber (1508-1586). Mit ihr sollte das Werk der Reformation in seiner Heimat durch die Übersetzung und den Druck von Texten des Neuen Testamens, des lutherischen Katechismus, von evangelischen Kirchenordnungen und geistlichen Liedern gefördert werden. Während Truber in die slowenische („windische“) Sprache übersetzte, halfen ihm seine Freunde Stephan Consul und Anton Dalmata mit der Übersetzung ins Kroatische („chrabatisch“, wie es damals hieß). Finanziell gefördert wurde die Druckerei durch den ebenfalls aus Slowenien stammenden Hans Ungnad Freiherr von Sonnegg (1493-1564), vormals Landeshauptmann der Steiermark, und durch den württembergischen Herzog Christoph. Die bekannte Tübinger Buchdruckerei Morhart war bei der Herstellung der hierfür benötigten glagolithischen und kyrillischen Drucktypen, der Aufstellung und dem Betrieb einer Druckerpresse tätig. Wie Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung die neuzeitliche deutsche Schriftsprache prägte, so wurde Truber mit seinen Übersetzungen und den in Urach gedruckten Werken prägend für die Sprache und kulturelle Identität Sloweniens.

Insgesamt erschienen in dieser Zeit 37 verschiedene Druckwerke in etwa 37.000 Exemplaren, die jedoch nur zu einem geringen Teil ihre Empfänger in Slowenien und Kroatien erreichten, da durch die Gegenreformation die meisten Exemplare abgefangen und vernichtet wurden. Nur wenige Bände sind noch in der Universitätsbibliothek Tübingen und einigen anderen europäischen Bibliotheken vorhanden, manche wohl Beleg- oder Schenkungsexemplare an hochgestellte Persönlichkeiten und Gönner, teilweise in aufwändigen Prachteinbänden. Auf ihnen ist das einzige bekannte Porträt des slowenischen Reformators zu sehen.

Truber hatte in Urach vorübergehend eine Pfarrstelle inne, von 1567 bis zu seinem Tod wirkte der als Pfarrer in Derendingen bei Tübingen.

Literatur: