Aktuelle Informationen
19.09.2014
Das Leben im Alter erleichtern
Im Projekt „Lebensphasenhaus“ werden Assistenzsysteme für eigenständiges Wohnen im Alter erforscht und entwickelt
Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen: Wie können ältere Menschen möglichst lange eigenständig wohnen und leben? Wie bewältigen wir die Versorgung einer zunehmenden Zahl von pflegebedürftigen Senioren? Wie kann moderne Technologie im Haus Familien und Alleinlebenden in allen Lebensphasen Komfort, Sicherheit und Lebensqualität bieten? Im Verbundforschungsprojekt „LebensPhasenHaus (LPH)“ erarbeiten Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen (UKT) konkrete Lösungen zum selbstbestimmten Wohnen im Alter. Sie arbeiten dabei eng mit der Industrie- und Handelskammer Reutlingen, Unternehmen der Region und vielen weiteren Akteuren zusammen. Das Projekt wird mit 550.000 Euro vom Land Baden-Württemberg gefördert, unter Federführung des Sozialministeriums sowie mit Beteiligung des Wissenschaftsministeriums und des Wirtschafts- und Finanzministeriums.
Herzstück des Projekts wird das Gebäude „LebensPhasenHaus“, das derzeit von der Firma SchwörerHaus KG in Tübingen errichtet wird und das am 19. September 2014 erstmals bei einem Pressetermin präsentiert wurde. Hier kann künftig der Einsatz von technischen Assistenzsystemen sowie damit einhergehenden Dienstleistungen getestet, validiert, demonstriert und letztendlich erlebbar gemacht werden. Ziel des Projekts ist es zu untersuchen, wie technische und soziale Innovationen älteren und pflegebedürftigen Menschen ermöglichen, länger in der eigenen Wohnung zu leben.
Das Haus bietet Raum für Lehrveranstaltungen und Schulungen, beispielsweise für und durch Pflegekräfte und Ärzte, aber auch Handwerker und andere Praxispartner. Darüber hinaus sollen sich Bürgerinnen und Bürger vor Ort über den Einsatz von intelligenter Technik und assoziierten Dienstleistungen informieren können. So ist das LebensPhasenHaus sowohl Forschungs- als auch Demonstrationshaus und dient darüber hinaus als Begegnungsstätte für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen entlang sämtlicher Lebensphasen – von der Kinderbetreuung bis zur Pflege Hochaltriger.
In das Projekt fließt die Expertise aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Pflege in soziale und technische Innovationen ein. Auch sollen relevante Akteure so früh wie möglich in die Lösungsentwicklung einbezogen werden, beispielsweise die Anwender (inkl. Angehörige), Sozial- und Gesundheitsdienste, Medizintechniker, Bauträger, Versicherungen oder Gemeinden. „Nur so bestehen Chancen auf Erfolg von anwenderfreundlichen und anwendbaren Angeboten“, sagt Professor Udo Weimar vom Institut für Physikalische Chemie. „Das LPH dient hier als Plattform und neutraler Raum, der ausschließlich dem inter- und transdisziplinären Thema ‚demografischer Wandel‘ bereitgestellt wird.“
Die Universität Tübingen thematisiert den demografischen Wandel und seine Folgen in einem systemischen Zugriff. So fanden sich schon 2007 Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften und der Medizin in einer interdisziplinären Plattform namens HELP (Helping the Elderly to enjoy Long comPlete lives) zusammen – hier wurde bereits ein Bündel an Aktivitäten für Forschung und Lehre entwickelt. Professor Udo Weimar erforscht zum Beispiel mit einer Arbeitsgruppe Sensoren, die die täglichen Aktivitäten in einer Wohnung in ihrer Gesamtheit erfassen und eine optimale technische Unterstützung anbieten (z. B. um zu warnen, wenn der Herd angelassen wurde oder um eine hilflose Person zu orten). Aus sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive nähert sich Professor Daniel Buhr vom Institut für Politikwissenschaft dem Thema. Er entwickelt Geschäftsmodelle und liefert Handlungsempfehlungen für Akteure in den Politikfeldern Pflege- und Gesundheit sowie Forschungs- und Innovationspolitik. Professor Gerhard Eschweiler (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) ist als Leiter des Geriatrischen Zentrums am UKT Fachmann für die Medizin des alternden Menschen, aber auch für die Prävention von körperlichem und geistigem Abbau. Hierfür ist ein positives häusliches Milieu wichtig, das soziale Kontakte, Versorgung und Bewegungsfreiheit bietet.
Als Verbundpartner unterstützen das Projekt: die IHK Reutlingen, zuständig für Reutlingen, Tübingen und Zollernalb, das Unternehmen SchwörerHaus KG, das Universitätsklinikum Tübingen (UKT), das Amt Vermögen und Bau Tübingen, die Stadtwerke Tübingen GmbH, die RIDI Leuchten GmbH und die Somfy GmbH. Weitere Partner sind: Garten-Moser GmbH, Leoba GmbH, Interstuhl Büromöbel GmbH, tielsa GmbH, HERRMANN & CO GmbH, Miele & Cie. KG, Saniku Sanitärprodukte GmbH, Geberit Vertriebs GmbH, Kemmlit-Bauelemente GmbH, der Kreisseniorenrat Tübingen e.V. sowie weitere Förderer.
Kontakt:
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Prof. Dr. Udo Weimar
Telefon +49 7071 29-77634
Dr. Sandra Evans
Telefon +49 7071 29-72058
E-Mail: <link>lph[at]ipc.uni-tuebingen.de
Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung
Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbe[at]uni-tuebingen.de
<link http: www.uni-tuebingen.de aktuelles external-link-new-window externen link in neuem>www.uni-tuebingen.de/aktuelles