Aktuelles
13.10.2016
Summer School „Schreiben in der Qualitativen Forschung“, 25./26. Juli 2016
Bereits zum dritten Mal fand am 25. und 26.7.2016 die Summer School „Schreiben in der Qualitativen Forschung“ statt, die von einem Team der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät organisiert wurde.
Eröffnet wurde die zweitägige Veranstaltung am 25. Juli in der Alten Aula der Universität von Prof. Dr. Hella von Unger von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, mit einem öffentlichen Keynote-Vortrag zum Thema „Vertrauen und Vertraulichkeit – Forschungsethik in der qualitativen Forschung“. Unter dem Begriff der Forschungsethik werden insbesondere die Beziehungen zwischen den Forschenden und den in sozialwissenschaftliche Untersuchungen einbezogenen Personen verhandelt. Die Keynote erläuterte forschungsethische Grundsätze, wie sie etwa im gemeinsamen Ethikkodex der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und dem Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen festgehalten sind, und zeigte am Beispiel des Grundsatzes der Anonymisierung, welche Herausforderungen im Umgang mit qualitativem Datenmaterial bestehen. Außerdem verdeutlichte Hella von Unger in Hinblick auf internationale forschungsethische Debatten, dass die Haltung einer „ethischen Reflexivität“, verstanden als fortwährende Berücksichtigung der moralischen und politischen Aspekte des Forschungshandelns, forschungsethischen Geboten der qualitativen Sozialforschung stärker Rechnung trägt als eine regulatorische Ethik, die sozialwissenschaftliche Forschung deshalb mit Problemen konfrontiert, weil ihre Ge- und Verbote in der Regel in anderen Wissenschaftsfeldern entwickelt wurden.
In den anschließenden Workshops wurden Fragen des Schreibens in der Qualitativen Forschung behandelt, die sich in verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses ergeben. In der Arbeitsgruppe 1 „Anträge und Exposees für qualitativ-empirische Projekte“ unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Hirschauer (Universität Mainz) wurden Antragsentwürfe bearbeitet, die bei der DFG eingereicht werden sollen, und es wurden die Anforderungen für Antragstexte diskutiert. In der AG 2 „Von uns schreiben wir nicht? Selbst-/Reflexivität in Memos und Forschungsberichten“ unter der Leitung der diesjährigen Keynote-Sprecherin Hella von Unger gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Rolle das Schreiben in der Reflexion der Subjektivität und Involviertheit der Forschenden spielt, und wie sich das in Arbeitstexten und in Publikationen widerspiegeln kann. In der AG 3 „Ikonisches auf den Begriff bringen“, geleitet von Dr. Aglaja Przyborski von der Universität Wien, übten sich die Teilnehmenden in der wissenschaftlichen Bildinterpretation und darin, wie man schreibend ikonische Aspekte des Bildes erfasst. In der AG 4 „Ethnographisches Schreiben“ unter der Leitung von Dr. Larissa Schindler (Universität Mainz) ging es darum, wie man aus ersten Feldnotizen nach und nach wissenschaftliche Texte entwickelt. In der AG 5 „Qualitative Forschung Publizieren“ unter der Leitung von Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr (Universität Leipzig) schließlich wurden anhand von eingereichtem Material der Teilnehmenden Schreibformate und -stile sowie Publikationsstrategien für Zeitschriftenpublikationen erörtert.
Mit 63 Anmeldungen war die diesjährige Summer School die bisher größte Veranstaltung, die das interdisziplinäre Organisationsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Strübing (Institut für Soziologie) und Prof. Dr. Barbara Stauber (Institut für Erziehungswissenschaften) ausgerichtet hat. Neben der produktiven Arbeit in den Workshops erwiesen sich dabei die Zeiten für informellen Austausch als wesentlich für das Gelingen der Veranstaltung: In solchen Zeiten werden besondere peer-to-peer-Begegnungen ermöglicht, in denen sich die Teilnehmenden über die Herausforderungen des Promovierens jenseits von disziplinspezifischen Fachdebatten verständigen können, und in denen typische Fragen z.B. bzgl. der Betreuung oder der Promotionsphase allgemein in kollegialem Rahmen besprochen werden können.
Für das Organisationsteam: Dr. Ursula Offenberger, Institut für Soziologie