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09.12.2020

Paläoanthropologin und Archäologin erhält Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats

Sireen El Zaatari erforscht in ihrem ausgezeichneten Projekt die Wanderungswellen der frühen Menschen im Nahen Osten

Sireen El Zaatari

Dr. Sireen El Zaatari aus der Abteilung Paläoanthropologie des Instituts für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen hat einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) eingeworben. In ihrem Projekt Tracing Hominin Occupations of and Migrations through the Levant: Reviving Paleolithic Research in Lebanon (REVIVE) untersucht sie die Spuren menschlicher Besiedlung und Wanderungen durch die Levante, wo sie die lange brachliegende Erforschung der Steinzeit im Libanon wieder aufnehmen möchte. Für ihr Vorhaben erhält sie eine Förderung von rund zwei Millionen Euro über die kommenden fünf Jahre.

Mit dem Consolidator Grant unterstützt der ERC Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit mehrjähriger Forschungserfahrung bei der Weiterentwicklung ihrer Forschungsteams. Die Kreativität des vielversprechenden wissenschaftlichen Nachwuchses soll gefördert und neue Ideen in die Forschungsfelder getragen werden. Die Ausschreibung richtet sich themenoffen an alle Bereiche der Wissenschaft.

Erkundungen in der Steinzeit des Libanon

Die Evolution des Menschen ist eine ebenso faszinierende wie verwirrende Erfolgsgeschichte. Seit mehr als einem Jahrhundert versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sie so zu schreiben, dass all die evolutionären Schritte und Wanderungsbewegungen unserer Vorfahren erfasst werden, die uns zu dem machten, was wir heute sind. Eine einzige Menschenart, der Homo sapiens, bevölkert heute die Erde. 

Sireen El Zaatari will eine Schlüsselregion der Geschichte unserer menschlichen Vorfahren untersuchen, den Libanon. „Dort ist ein reiches archäologisches Erbe aus der Steinzeit zu finden, dessen Potenzial fast vergessen wurde“, sagt die Forscherin. „Vor einigen Jahrzehnten hatte die wissenschaftliche Erkundung des Libanon gerade erst begonnen, als sie durch den Ausbruch des Bürgerkriegs 1975 schon wieder zu einem jähen und gewaltvollen Ende kam.“ Der Libanon liegt im Herzen der Levante an der Ostküste des Mittelmeers, die als Landverbindung zwischen Afrika und Eurasien Durchzugsgebiet und Besiedelungsregion verschiedener Wanderungen der frühen Menschen war. 

Hinweise auf ein dynamisches Geschehen

„Vor einigen Jahrzehnten stützte sich die Geschichte von der Ausbreitung unserer menschlichen Ahnenlinie von ihrem Ursprung in Afrika über die Welt auf zwei voneinander unabhängige große Wanderungswellen“, berichtet Sireen El Zaatari. Die eine betreffe den heute ausgestorbenen Homo erectus, der vor rund einer Million Jahre aus Afrika auswanderte und sich in Europa zum Neandertaler weiterentwickelte; die zweite Wanderungswelle bildeten moderne Menschen, die in einer unabhängigen Linie in Afrika aus dem Homo erectus entstanden und den Kontinent vor 60.000 bis 50.000 Jahren verließen. „Heute müssen wir jedoch von einer komplizierteren, dynamischeren Geschichte ausgehen, die viele Wanderungen unserer menschlichen Vorfahren über mehrere Millionen Jahre umfasst“, sagt die Forscherin. Darauf deuteten neuere archäologische, paläoanthropologische und genetische Belege hin. 

El Zaatari möchte in ihrem Projekt mehr über die konkreten Ereignisse wie die Zahl und den Zeitpunkt der Ausbreitungswellen erfahren sowie über die beteiligten Menschenarten. Sie will wissen, welchen Einfluss neue Technologien, das Klima und die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Menschenpopulationen auf den Verlauf der Geschichte hatten. „Als Brücke, die Afrika mit dem Rest der Welt verbindet, ist die Levante und insbesondere der Libanon der ideale Ort für die Suche nach neuen Antworten“, sagt die Forscherin.
Sireen El Zaatari studierte Archäologie an der Amerikanischen Universität in Beirut und Anthropologie an der Stony Brook University in New York. Dort wurde sie 2007 auch promoviert. Als Postdoktorandin forschte sie unter anderem am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und an der American School of Classical Studies in Athen, Griechenland. Seit 2013 leitet sie als Nachwuchswissenschaftlerin eine Forschungsgruppe in der Abteilung für Paläoanthropologie am Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen.

Pressemitteilung ERC

Janna Eberhardt/Hochschulkommunikation
 

Kontakt:

Dr. Sireen El Zaatari
Universität Tübingen
Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie – Paläoanthropologie
 +49 7071 29-76554
sireen.el-zaatarispam prevention@uni-tuebingen.de

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