21.11.2019
Kläranlagen gelten als Hauptquellen für die Freisetzung von Mikroverunreinigungen und Bakterien in Oberflächengewässer. Um diesen Schadstoff- und Keimeintrag zu reduzieren, stehen neue Technologien zur weitergehenden Abwasserbehandlung zur Verfügung. In einer Studie berichten die Tübinger Biologin Professorin Rita Triebskorn und Kollegen über die chemischen, mikrobiologischen, biochemischen und biologischen Auswirkungen des Ausbaus einer Kläranlage mit einer Pulveraktivkohle-Stufe im Einzugsgebiet der Schussen, dem größten deutschen Zufluss des Bodensees. Die Studie wurde im Open Access Journal Environmental Sciences Europe veröffentlicht.
Die Kläranlage wurde Ende 2013 aufgerüstet. Vor und nach dem Upgrade wurden zwischen 2011 und 2017 zahlreiche Messungen durchgeführt bzw. Daten erhoben. Nach dem Ausbau war die Freisetzung von antibiotikaresistenten und nichtresistenten Bakterien, Spurenstoffen und deren Auswirkung im Abwasser bedeutend geringer. Darüber hinaus waren im Fluss Schussen stromabwärts der Kläranlage geringere Konzentrationen von Mikroverunreinigungen vorhanden. Parallel verbesserten sich der Gesundheitszustand von Fischen und Wirbellosen sowie die Zusammensetzung der Makrozoobenthos-Gemeinschaft, das sind wirbellose Organismen auf dem Gewässerboden, die nicht mit bloßem Auge zu sehen sind.
Die Studie belege eindeutig die Kausalität zwischen einer Kläranlagenaufrüstung und der Verbesserung des Zustands eines Ökosystems und zeige die Schnelligkeit positiver ökologischer Veränderungen als Reaktion auf eine solche Maßnahme, so Rita Triebskorn. „Das Ergebnis spricht für die Notwendigkeit von Investitionen in die weitergehende Abwasserbehandlung. So wird die Freisetzung von Mikroverunreinigungen und sowohl resistenten als auch nicht resistenten Bakterien in Gewässer verringert, und damit die Gesundheit von Flussökosystemen und Trinkwasserressourcen nachhaltig geschützt.“
Rita Triebskorn
Freshwater ecosystems profit from activated carbon-based wastewater treatment across various levels of biological organisation in a short timeframe. Rita Triebskorn, Ludek Blaha, Claudia Gallert, Sabrina Giebner, Harald Hetzenauer, Heinz‑R. Köhler, Bertram Kuch, Frauke Lüddeke, Jörg Oehlmann, Katharina Peschke, Frank Sacher, Marco Scheurer, Simon Schwarz, Paul Thellmann, Karl Wurm and Sabrina Wilhelm Sci Eur (2019) 31:85, doi.org/10.1186/s12302-019-0267-0
Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
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rita.triebskornspam prevention@uni-tuebingen.de