attempto online Forschung
07.04.2022
Woher kommen die Fachkräfte von morgen?
Forschende stellen 9+1 Thesen auf, um die Berufsbildung weiterzuentwickeln
Klimawandel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder die Energiewende stellen unsere Gesellschaft vor große Veränderungen. Doch wer montiert die Windräder oder Solaranlagen? Wer meistert die steigenden Anforderungen in der Pflege? Und wer sorgt dafür, dass in Schulen und Unternehmen wirklich digital vernetzt gearbeitet werden kann? Die Antwort erscheint klar: Ohne ausgebildete Fachkräfte wird es nicht funktionieren. Doch gleichzeitig werden Berufsausbildungen immer unattraktiver: Die Zahl der Ausbildungsverträge geht seit längerem zurück – ein Negativtrend, der sich in der Corona-Pandemie deutlich verschärfte. Und fehlen heute Auszubildende, fehlen morgen Fachkräfte. Unter der Leitung der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sowie unter Beteiligung der Universität Tübingen haben Forscherinnen und Forscher ein wissenschaftliches Diskussionspapier mit „9+1“ Thesen veröffentlicht. Ihr Ziel: die Berufsausbildung weiterentwickeln, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Mit ihren neun Thesen deckt die Arbeitsgruppe alle wichtigen Phasen der beruflichen Bildung ab:
- die berufliche Orientierung,
- das Übergangssystem,
- die duale Berufsausbildung,
- die Berufsbildung im Pflegebereich,
- die formale berufliche Weiterbildung,
- die non-formale berufliche Weiterbildung,
- die Übergänge zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung,
- die Qualifizierung des Berufsbildungspersonals sowie
- Entrepreneurship und Intrapreneurship.
Es reicht nicht aus, einen Bereich im Blick zu haben
Grundlegende Prinzipien, die eine moderne Berufsbildung ausmachen, unterlegen die Thesen und bilden eine „+1-Komponente“. Aus den Thesen lassen sich Empfehlungen ableiten, wie sich Berufsausbildungen attraktiver gestalten lassen. Die wichtigste Erkenntnis: Es reicht angesichts der großen Aufgaben, die auf die Gesellschaft zukünftig zukommen, nicht aus, lediglich einen Bereich im Blick zu haben. Vielmehr ist es nötig, das Thema aus den verschiedenen Perspektiven anzugehen und vielfältige Lösungen zu finden.
Sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei der Entstehung des Diskussionspapiers mitgewirkt. Leiter der Arbeitsgruppe waren Professor Karl Wilbers von der FAU und Professor Friedrich Hubert Esser, Präsident des BIBB.
Professor Karl Wilbers, Leiter des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung an der FAU, hebt hervor: „Das Ziel der Arbeitsgruppe 9+1 ist es, wissenschaftlich gut gestützte und konkrete Hinweise zur Weiterentwicklung der Berufsbildung vorzulegen, und zwar in der ganzen Breite.“
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser betont: „Angesichts der Bedingungslage und der Herausforderungen, die die Transformation mit sich bringt, muss die berufliche Bildung zwingend zukunftsfester werden. Wir dürfen uns dabei nicht scheuen, auch neue Wege zu gehen!“
Über die Arbeitsgruppe 9+1
Beteiligt an der Arbeitsgruppe 9+1 waren neben FAU und BIBB die Eberhard-Karls-Universität Tübingen, die Universität Paderborn, die Universität zu Köln, die Universität Osnabrück, das Deutsche Jugendinstitut sowie die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Professorin Taiga Brahm, Inhaberin des Lehrstuhls für Ökonomische Bildung an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen, war insbesondere an den Themenfeldern berufliche Orientierung, Übergangssystem, Übergänge zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung sowie Entra- und Intrapreneurship beteiligt.
Das Diskussionspapier „Zukunftsfähig bleiben! 9 +1 Thesen für eine bessere Berufsbildung“ sowie eine Kurzfassung davon finden Sie unter www.bibb.de/de/154751.php
Nach einer Pressemitteilung der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)
Weitere Informationen an der Universität Tübingen:
Prof. Dr. Taiga Brahm
Universität Tübingen
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Ökonomische Bildung und Wirtschaftsdidaktik
taiga.brahmspam prevention@uni-tuebingen.de