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29.11.2024

Die Praxis der Menschlichkeit

Israelischer Philosoph Omri Boehm mit dem Alfons Auer Ethik-Preis ausgezeichnet

Alfons Auer Ethik-Preis 2024: Überreichung der Urkunde an Professor Omri Boehm (rechts) durch Professor Bernhard Sven Anuth, Prodekan der Katholisch-Theologischen Fakultät.

Die Überzeugung von der universalen und unverlierbaren Würde aller Menschen ist derzeit alles andere als ungefährdet. Auf der einen Seite erstarkt weltweit der Macht- und Gewaltstaat, der Recht für Schwachheit hält. Auf der anderen Seite werden jegliche Formen eines ethischen Universalismus schon als gewaltförmig kritisiert. Der israelische Philosoph Prof. Dr. Omri Boehm tritt stattdessen für einen „radikalen Universalismus“ ein. Boehm lehrt an der New School for Social Research in New York. Am Dienstag, 26. November 2024, nahm er an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen den „Alfons Auer Ethik-Preis“ entgegen. 

Es muss angesichts ihrer Bestreitungen gute Gründe geben, die Menschenwürde als „self-evident“ und „unantastbar“ zu verteidigen. Boehm berief sich hierzu in seiner Preisrede auf Immanuel Kant: Die Bezähmung des Krieges aller gegen alle reicht nicht aus, sie begründet Macht, aber keine Autorität. Die Natur des Menschen macht uns zu intelligenten Tieren, kann aber Humanität nicht garantieren. Der Gott der Religionen mag von ihren Anhängern für mächtig gehalten werden, aber auch Gott ist der Forderung nach Gerechtigkeit zu unterwerfen.

Die Würde des Menschen ist Boehm zufolge in seiner Freiheit begründet, selbst zu denken und sich selbst seine Ziele zu setzen: Nicht was Menschen faktisch tun, wenn sie ihren Interessen nachgehen und sich von ihren Ängsten bestimmen lassen, sondern was sie tun sollen, wenn sie ihre Freiheit als Vernunft und Rechtlichkeit gebrauchen, macht ihre unverlierbare Würde aus. Ein Mensch zu sein, so Boehm, ist keine Tatsache, sondern eine Aufgabe, und was dies und damit auch sein Konzept eines „radikalen Universalismus“ bedeutet, machte Omri Boehm für die Krisen und Kriege, unter denen derzeit so viele Menschen leiden, in seiner Tübinger Rede sehr konkret. 

Der Alfons Auer Ethik-Preis wird alle zwei Jahre von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart vergeben. Stifter ist der Industrielle Siegfried Weishaupt, Schwendi. Vorsitzende des Kuratorium ist die Rektorin der Universität, Prof.in Dr. Dr. h.c. Karla Pollmann. Die Laudatio auf den Preisträger hielt Prof. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Andreas Holzem

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