Uni-Tübingen

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18.01.2023

Eliteprogramm der Baden-Württemberg Stiftung fördert Tübinger Forschungsprojekte

Die Baden-Württemberg Stiftung (BW Stiftung) fördert drei Tübinger Forschungsprojekte mit ihrem „Eliteprogramm“: Dr. Helena Atteneder (Medienwissenschaft), Dr. Silvia Rita Amicone (Archäometrie) und Dr. Denise Steiner (Pharmazie) erhalten für Laufzeit von maximal drei Jahren bis zu 150.000 Euro für eigene Forschungsvorhaben. 

Das Programm unterstützt exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifizierungsphase nach der Promotion, um wissenschaftliche Eigenverantwortung und Selbstständigkeit zu stärken. Übergeordnetes Ziel ist es, die Attraktivität Baden-Württembergs für die Nachwuchswissenschaftlerinnen und – wissenschaftler zu erhöhen und sie als hochqualifiziertes Personal für die Hochschulen gewinnen zu können. 

Die bewilligten Projekte:

Helena Atteneder: „Medien und Mobilität in der digitalen Stadt. Eine mediengeographische Perspektive auf Daten, Diskurse und Praktiken“

„Smarte“ Mobilitätskonzepte basieren auf der umfangreichen Sammlung und algorithmischen Verwertung von Daten und versprechen eine nachhaltigere, effizientere Organisation von Mobilitätsangeboten. Als Datenbasis dienen neben statistischen Daten der öffentlichen Verwaltung zunehmend NutzerInnendaten, die aus der Nutzung digitaler und vernetzter Endgeräte hervorgehen, aber auch Daten aus Überwachungssystemen urbaner Infrastruktur. Insofern kommt es zu einer Verschmelzung medialer- mit urbaner Mobilitätsinfrastruktur und zu einer Neuordnung verschiedener Räume/Orte, technologischer Komponenten, sozialer Aspekte und Medien in ihren unterschiedlichen Akzentuierungen. 

Dr. Helena Atteneder untersucht die individuellen Mobilitäts- und Medienpraktiken von Menschen, die regelmäßig Angebote des öffentlichen Verkehrs nutzen. Zentrale Aspekte sind die Wechselwirkungen zwischen der Mobilitätsinfrastruktur, den „affordances“ der genutzten Medien und Medientechnologien und der „agency“ nicht-humaner AkteurInnen, wie z.B. Algorithmen. Wie erleben und reflektieren Nutzerinnen und Nutzer diese Wechselwirkungen sowie die sich daraus ergebenden Handlungsspielräume? Zusätzlich sollen Macht-Wissen-Verhältnisse in Bezug auf „smarte“ Mobilitätskonzepte identifiziert werden.

Untersucht werden die urbanen Ballungszentren Wien (Österreich), Milton Keynes (Großbritannien) und Shanghai (China), die bereits auf „smart technology“ setzen, sich jedoch hinsichtlich Größe, sozio-kultureller sowie politischer Faktoren deutlich unterscheiden. Für die Erhebung werden computergestützte Verfahren, Beobachtungsstudien und qualitativen Leitfadeninterviews kombiniert. Während der Fahrt zeichnen die Teilnehmenden ihr Mediennutzungsverhalten mithilfe der App „MeTag“ auf. Zusätzlich wird die Gesamtheit der Signale, die zwischen den digitalen Geräten ausgetauscht werden, durch Einsatz eines WLAN-Sniffers und mittels gesicherter VPN-Verbindung zum Forschungsserver aufgezeichnet. Kritisch-diskursanalytisch werden schließlich die individuellen Handlungspraktiken in ihrer Einbindung in gesellschaftliche Machtstrukturen untersucht.

Dr. Silvia Rita Amicone: "Crafts and the City Ceramic Production in Etruria at the Dawn of the Urbanisation (late 10th –mid 7th cent. BCE)"

During the early Iron Age (late 10th – late 8th cent. BCE), the Mediterranean basin became host to a complex network of seafaring peoples from different parts of the Mediterranean. Dramatic changes in sociocultural complexity occurred around the central Tyrrhenian Sea, particularly in Etruria. This area, at the crossroads between the eastern and western Mediterranean, witnessed many important innovations leading to economic and social-political developments that brought the transformation of farming villages to the renowned city-states of the Orientalising period (late 8th – early 6th cent. BCE).

Focusing on ceramic production, this project aims to shed new light on the technological and related social changes that accompany the transition to urban societies in Etruria and the first development of the Etruscan civilisation (late 10th– mid. 7th cent. BCE). To achieve this, this research will adopt a comprehensive approach which includes a vast range of scientific analyses to study ceramic technology from a selection of key early 1st Millennium BCE settlements of Etruria. Archaeometric investigations will be coupled with a systematic geological survey of the sites’ territory, to locate and characterise raw material sources that were available to ancient potters.

Emphasis will be placed on the study of technological changes introduced between the end of the early Iron Age and the beginning of the Orientalising period (last quarter 8th – first quarter 7th cent. BCE), such as the adoption of fast wheel throwing and new pyro-technologies to produce red ceramic coatings and the black pottery know as bucchero. The adoption of these innovations is traditionally seen as a sign of the emergence of craft specialisation resulting from the deep socioeconomic changes happening in Etruria at that time and cross-cultural contacts with Nuragic, Phoenician and Greek craft traditions.

Such a comprehensive state of the art investigation of pottery technology in Etruria has never been carried out before. The results will allow us to explore from a craft perspective this crucial period of changes marked by the emergence of urban lifestyle and large-scale networks. In addition, by comparing the results of the geological study with those obtained from scientific analysis of ceramics, it will be possible to build a robust reference study for investigations of Villanovan and Etruscan pottery circulation in Italy and in the Mediterranean basin. This will be the first reference collection of its kind.

Dr. Denise Steiner: „Sprühtrocknung und Weiterverarbeitung von wirkstoffhaltigen Lipidnanodispersionen zu orodispersiblen Tabletten“

Neueste Screeningmethoden ermöglichen es, vielversprechende neue Wirkstoffkandidaten zu identifizieren. Studien zeigten jedoch, dass mehr als 80 % dieser Substanzen schwer in Wasser löslich sind. Um die Bioverfügbarkeit der Substanzen zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren verschiedene Formulierungsstrategien entwickelt. Eine, besonders für lipophile Stoffe, sehr vielversprechende Methode ist die Formulierung in lipidhaltigen Trägersystemen, wie beispielsweise Lipidnanosuspensionen oder -emulsionen. Bei Patienten sind besonders feste Arzneiformen sehr beliebt. Kinder und ältere Menschen können jedoch eine Tablette oder Kapsel als Ganzes meist nicht schlucken. Deshalb sind unter anderem für diese Patientengruppen innovative Arzneiformen, wie orodispersible Tabletten (ODTs) attraktiv, da sie sich innerhalb von 3 Minuten im Mund auflösen. 

Ziel des Projekts ist es, mit Hilfe von Sprühtrocknung Pulver aus wirkstoffhaltigen Lipidnanosuspensionen und -emulsionen herzustellen, die als Zwischenprodukt für die spätere Herstellung von ODTs dienen. Durch die Betrachtung des Zustands der festen Lipidnanopartikel während der Trocknung, wird darüber hinaus die Temperaturbelastung der Partikel während dieses Prozessschritts untersucht. Damit es während der Lagerung der Pulver nicht zu Umformungen kommt, was zu einer verminderten Bioverfügbarkeit des eingelagerten Wirkstoffs führen könnte, wird in der nächsten Projektphase die Lagerstabilität der Formulierungen genauer betrachtet. Abschließend erfolgt die Herstellung von ODTs aus den wirkstoff- und lipidhaltigen Pulvern. Dabei liegt in dieser Projektphase stets der Fokus auf dem Erhalt der (nanopartikulären) Eigenschaften der Lipidträgerpartikel und der schnellen Auflösung der ODTs in Wasser.

In dem Projekt wird mit Hilfe der entwickelten Lipidnanosuspensionen erstmals die tatsächliche Temperaturbelastung der Partikel während der Sprühtrocknung gemessen. Darüber hinaus können die lipidhaltigen ODTs zu einer Reduzierung des „Food Effekts“ bei der Einnahme der Arzneiform führen - bisher ist die Arzneimittelabsorption zum Teil stark von der Nahrung abhängig. Durch die lipidhaltigen ODTs kann die Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe im menschlichen Körper besser kontrolliert werden und diese Arzneiform ist zudem auch für Kinder und ältere Menschen ohne weitere Probleme einnehmbar.

Nathalie Walker/Antje Karbe

Kontakt: 

Dr. Nathalie Walker
Forschungsreferentin
 Telefon +49 7071 29 75015
nathalie.walkerspam prevention@uni-tuebingen.de 

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