Uni-Tübingen

attempto online

13.07.2022

Energiekrise an den Landesuniversitäten im kommenden Wintersemester: Hilferuf nach finanziellen Unterstützungsmaßnahmen

Nach den pandemiebedingten Einschnitten droht nun die Energiekrise den Betrieb der Universitäten in Forschung und Lehre im kommenden Wintersemester einzuschränken. „Die Lage ist prekär,“ sagte der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der baden-württembergischen Universitäten, der Mannheimer Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl. Die Universitäten müssten bereits durch die derzeitigen Preissteigerungen mit Mehrkosten für Energie von voraussichtlich über 50 Millionen Euro pro Jahr rechnen. Die Universitäten stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand!

„An allen Standorten laufen die Planungen auf Hochtouren, um weitere Einsparpotentiale ausfindig zu machen. Im Lehrbereich jedoch ist die Präsenz der Studierenden auf dem Campus erforderlich. Gerade diese Gruppe hat in den digitalen Semestern während der Pandemie große Einbußen in ihrer fachlichen und sozialen Entwicklung hinnehmen müssen. Eine solche Situation dürfen wir nicht erneut herbeiführen.“ Prof. Dr. Puhl erinnerte auch daran, dass die EU zudem bei den Notfallplänen die Mitgliedsstaaten darauf verpflichtet habe, den Bildungsbereich bei der Energieversorgung besonders zu berücksichtigen. 

Im Bereich der Forschung, die an den Universitäten neben der Lehre eine gleichgewichtige Rolle spielt, seien Einsparmaßnahmen jedoch oft nur beschränkt oder gar nicht möglich. „In den Naturwissenschaften, der Medizin und den Ingenieurwissenschaften wird der Energieverbrauch nicht durch die Heizung der Büroräume bestimmt, sondern durch die Labore und die dafür notwendigen Geräte und Versuchsbedingungen. Rechenzentren, Labore und ganze Großversuchseinrichtungen lassen sich schon aus Sicherheitsgründen nicht abschalten, Forschungsgrundlagen würden zerstört oder unbrauchbar, beispielsweise Probenmaterial, Biobanken, einzigartige Versuchsreihen etc., die bei bestimmten Temperaturen gelagert werden müssen oder deren wissenschaftliche Ergebnisse von langen, ununterbrochenen Laufzeiten abhängen.“ 

Zur möglichen Ausrufung der Gas-Notfallstufe erklärte Prof. Dr. Puhl: „In diesem Fall sind wir ohne staatliche Unterstützung nicht mehr handlungsfähig, da dann mit Lieferbeschränkungen und drastischen Preiserhöhungen zu rechnen ist.“  Schon ohne die Aktivierung der Gas-Notfallstufe haben die bereits eingetretenen und die zu erwartenden Energiepreissteigerungen dramatische Auswirkungen auf die Universitäten, sofern sie nicht vom Land übernommen werden. Die Landesrektorenkonferenz erwarte von der Landespolitik, dass die Energiekosten auch mit Steigerungen in die Grundfinanzierung übernommen werden – so wie für Universitäten in anderen Bundesländern und im Übrigen für andere Hochschularten in Baden-Württemberg auch. Müssten die Universitäten sie dagegen selbst tragen, so stünden die Universitäten vor Teilschließungen. Erheblichen Einschnitte in Forschung und Lehre wären die zwingende Folge – etwa durch Verzicht auf Investitionen oder in Form von mehrmonatigen Stellenbesetzungssperren zulasten des Personals – und damit verbunden vor allem eine erhebliche Verschlechterung der Betreuung der Studierenden sowie der Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten des Landes.

In diesem Zusammenhang weist die Landesrektorenkonferenz nochmals auf den erheblichen Sanierungsstau bei den Universitätsgebäuden hin. Die Situation wäre deutlich weniger bedrohlich, wenn der Gebäudebestand konsequent und zügig auch energetisch saniert und der Ausbau erneuerbarer Energien gründlich verstärkt würde. Hier sei in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu wenig passiert. Prof. Dr. Puhl forderte das Land zum entschlossenen Vorgehen auf: „Wir benötigen effizientere Strukturen und Verfahren im Hochschulbau, um bauliche Energiesparmaßnahmen zügig durchführen zu können. Das funktioniert in anderen Bundesländern seit Jahren weitgehend problemlos – Baden-Württembergs rote Laterne im Hochschulbau entpuppt sich derzeit leider auch noch als Energieschleuder.“ 

Pressemitteilung der Landesrektorenkonferenz

Kontakt: 

Katharina Kadel
Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg
Etzelstraße 9
70180 Stuttgart
 Telefon: 0711 120 933 61
E-Mail: kadelspam prevention@lrk-bw.de 
www.lrk-bw.de 

Zurück