Uni-Tübingen

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26.10.2022

Interreligiöse Initiative aus Tübingen ausgezeichnet

Preis für den Islamisch-Christlichen Gesprächskreis im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz"

Hakan Kavak und Mirjam Wien als studentische Organisatoren des Gesprächskreises mit der Preisurkunde

Der Islamisch-Christliche Gesprächskreis, eine Initiative von Studierenden der Universität Tübingen, wurde beim Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ mit einem Preis ausgezeichnet. Sein Projekt „Interreligiöser Dialog aktuell“ ist eines von acht prämierten Projekten aus Baden-Württemberg und wurde als einziges im Landkreis Tübingen gewürdigt.

Aus diesem Anlass fand am 27. Oktober im Theologicum der Universität Tübingen eine Festveranstaltung mit Empfang statt. Anschließend hat der Gesprächskreis am selben Ort einen Abend zum Thema „Mein persönlicher Weg im Glauben“ veranstaltet.

Der Wettbewerb wird halbjährlich vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgeschrieben und zeichnet bundesweit Projekte aus, die „das Grundgesetz im Alltag auf kreative Weise mit Leben füllen“. Im Rahmen des Projekts „Interreligiöser Dialog aktuell“ hat der Gesprächskreis sechs digitale Veranstaltungen organisiert, die sich mit einem breiten Spektrum an Themen beschäftigt haben. Rassismus und Antisemitismus standen ebenso im Vordergrund wie Nachhaltigkeit und persönliche Werte in der Pandemie. Bei einer „interreligiösen Weltreise“ konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mithilfe von virtuellen Hintergründen über interreligiöse Erfahrungen weltweit austauschen. Die Studentin Mirjam Wien, die im Planungsteam die Veranstaltungen mitorganisiert hat, erzählt: „Manchmal ist es unvorhersehbar, wie viele Leute zu unseren Treffen kommen. Das spielt aber keine Rolle, denn wir haben jedes Mal gute und bereichernde Gespräche.“

Das Projekt wurde besonders gewürdigt, weil es auch in der Pandemie Austausch ermöglicht und sich aktiv gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit eingesetzt hat. In seiner Laudatio bei der digitalen Preisverleihung betonte Benjamin Strasser, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, das Projekt setze sich „für ein besseres und toleranteres Miteinander ein und das gerade in einer Zeit, in der Hass und Hetze wieder gesellschaftsfähig geworden sind“. Die Treffen des Gesprächskreises hätten „Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen die Chance gegeben, sich besser kennenzulernen und über alltägliche Themen in Zusammenhang mit dem Glauben in einer geschützten Gesprächsatmosphäre zu sprechen. Was verbindet uns? Was trennt uns? Und was bereichert uns trotzdem?“ Mirjam Wien reagiert auf Strassers Worte so: „Wir haben uns sehr über die Wertschätzung gefreut, die in der Laudatio zum Ausdruck kam. Die größte Auszeichnung ist aber für uns, wenn Teilnehmende gerne kommen, neue Perspektiven kennenlernen und positive Erfahrungen mitnehmen. Das motiviert uns, weiter im interreligiösen Dialog aktiv zu sein.“

Mit dem Preis ist ein Preisgeld von 2000 Euro verbunden, das der Gesprächskreis zu einem großen Teil an ein Musikprojekt spendet. Damit möchte er das Engagement von Dr. Mujadad Zaman würdigen, der am Zentrum für Islamische Theologie in Tübingen lehrt. Der Wissenschaftler hat neue islamisch-religiöse Texte zu bekannten Melodien aus der englischen Folksong-Tradition gedichtet. Die 17 Lieder umfassen den gesamten islamischen Jahresfestkreis. Mithilfe des Preisgeldes soll die Liedsammlung für den Druck vorbereitet und in einem kleinen Kunstverlag in Nordengland veröffentlicht werden.

Bei der Festveranstaltung wurde eine Laudatio für Mujadad Zaman gehalten und die Preisurkunde im Theologicum aufgehängt. Die Veranstaltung wurde musikalisch von Mitgliedern der Band BaBel gestaltet. Bei einem anschließenden Empfang gab es Gelegenheit zu Gespräch und Begegnung. 

Am selben Abend hat auch ein Gesprächsabend für Studierende und weitere Interessierte stattgefunden, der sich mit den folgenden und weiteren Fragen beschäftigt hat: Was hat dich in deinem persönlichen Glauben geprägt? Wie hat sich dein Glaube in den letzten Jahren verändert? Wer ist für dich ein spirituelles Vorbild? Welche Anstöße aus anderen religiösen Traditionen waren wichtig für dich?

Der Gesprächsabend ist eine von drei Veranstaltungen, die der Islamisch-Christliche Gesprächskreis (ICGK) im Semester organisiert. Die Initiative wurde 2014 von Studierenden der Evangelischen und Islamischen Theologie an der Universität gegründet. Bei den Treffen beschäftigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit religiösen und aktuellen Themen wie Propheten oder Seelsorge. Dazu gehören auch Aktivitäten wie gemeinsames Fastenbrechen, Kirchen- und Moscheebesuche und das Kennenlernen von religiösen Musiktraditionen. 2020 wurde der ICGK von einem Publikumsvotum für den Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung nominiert. Mit seiner Arbeit möchte der Gesprächskreis zu interreligiöser Verständigung beitragen.

Mirjam Wien

Weitere Informationen

Facebook-Seite des Islamisch-Christlichen Gesprächskreises

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