Uni-Tübingen

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03.02.2017

Neandertaler in Dänemark – neue Aspekte in einer emotionalen Debatte

Der Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie 2017 geht an die Archäologin Dr. Trine Kellberg Nielsen

V.l.n.r. : Yvonne Willy und Daniel Gramer von der Stifterfirma EiszeitQuell, die Preisträgerin Dr. Trine Kellberg Nielsen, Professor Nicholas Conard. Foto: Friedhelm Albrecht / Universität Tübingen

Dr. Trine Kellberg Nielsen nahm am 2. Februar 2017 den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie aus den Händen von Professor Dr. Nicholas Conard vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters entgegen. Ausgezeichnet wurde von der Universität Tübingen der innovative und mutige Forschungsansatz ihrer Dissertation ‚Northern Neanderthals: A systematic assessment of the possibility of a pre-modern human occupation of southern Scandinavia‘.

Denn die Frage nach Neandertalern in Südskandinavien ist zumindest unter Archäologen eine emotionale. Trine Kellberg Nielsen von der Universität Aarhus in Dänemark stieß deshalb mit ihrem Dissertationsprojekt in der Fachwelt zunächst auf Irritation. Seit den 1960er-Jahren gibt es eine kontroverse Debatte zwischen akademischen Forschern und Hobbyarchäologen, ob Südskandinavien im Allgemeinen und Dänemark im Besonderen während der letzten Eiszeit von Neandertalern besiedelt war. Laudatorin PD Dr. Miriam Noel Haidle, Wissenschaftliche Koordinatorin der Forschungsstelle The Role of Culture in Early Expansions of Humans (ROCEEH), lobte deshalb Kellberg Nielsens besonderen Verdienst „eine hochemotionale Diskussion […] auf ein breites neues wissenschaftliches Fundament ohne Polemik gestellt zu haben.“

Die Archäologin Kellberg Nielsen wertete mithilfe der Nationalen Bohrloch-Datenbank Gesteinsschichten aus und machte Zeitfenster innerhalb der letzten Eiszeit aus, in der Neandertaler zumindest theoretisch in Dänemark Spuren hinterlassen haben könnten. Bei der Sichtung von vermeintlichen Neandertalerartefakten, meist Steingeräten, die in Privatsammlungen von Amateurforschern zu finden sind, konnte sie allerdings keinen eindeutigen Beweis für die Anwesenheit des menschlichen Verwandten finden. Trine Kellberg Nielsen legte aber die Grundlage für weitere Forschungen: Sie wies nach, dass eine Besiedlung durch Neandertaler immerhin im Bereich der Möglichkeiten liegt. Die Hobbyarchäologen holte sie für die Suche nach eindeutigen Artefakten mit ins Boot, indem sie diese für die Merkmale sensibilisierte, anhand derer sich Artefakte und Landschaften identifizieren lassen, die auf den Aufenthalt von Neandertalern hindeuten.

Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke Eiszeitquell gestiftet und wird in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen.

Susanne Zahn

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