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11.07.2017
Scientific Data: Klimadatenbank erhebt umfangreiche Daten zur globalen Temperaturgeschichte
Tübinger Wissenschaftler sind an einem internationalen Forschungsprojekt zur Entwicklung des Erdklimas beteiligt: Das internationale „PAGES2k-Konsortium“ hat eine Datenbank erstellt, in der sich der Temperaturverlauf auf der Erde vom Jahr eins unserer Zeitrechnung bis heute verfolgen lässt. Für die neue Version der Datenbank zum Erdklima stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 22 Institutionen umfangreiche biologische und geologische Datensätze zusammen. Der aktuelle Datensatz sowie dessen Entwicklungsprozess wurden am Dienstag online im Wissenschaftsjournal Scientific Data veröffentlicht.
Die Datenbank stelle eine wichtige Grundlage für Klimamodellierungen dar und eröffne Wissenschaftlern neue Möglichkeiten, Klimaveränderungen und deren Ursachen zu untersuchen, sagt Dr. Philipp Munz vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen. „Sie repräsentiert die bis dato transparenteste, vollständigste und am besten beschriebene Version des PAGES2k Datensatzes.“ Munz und seine Arbeitsgruppe aus der Mikropaläonotologie haben für die Datenbank marine Temperaturdaten erhoben und gesammelt.
Natürliche Klimaschwankungen finden über lange Zeiträume hinweg statt, regelmäßige Wetteraufzeichnungen reichen jedoch nur bis etwa in das 19. Jahrhundert zurück. Um Veränderungen über längere Zeitskalen wie Jahrhunderte und Jahrtausende zu erfassen, basiert unser Wissen über frühere Temperaturverteilungen auf sogenannten "Proxy"-Daten – indirekten Informationen biologischer und geologischer Natur. Baumringe beispielsweise tendieren dazu, in warmen Jahren dicker zu wachsen und erlauben so indirekte Abschätzungen der Temperaturveränderungen während der Lebenszeit des Baumes. Die PAGES2k-Datenbank beinhaltet Proxydaten aus einer Vielzahl von Quellen, unter anderem aus Baumringen, Korallen, Eisbohrkernen, Stalagmiten sowie Meeres- und Seesedimenten.
Die Untersuchung räumlicher und zeitlicher Klimaveränderungen der Vergangenheit ermöglicht es, Prozesse des Klimawandels besser zu verstehen. Die wesentlichen Merkmale der globalen Temperaturgeschichte, die sich aus der PAGES2k Datenbank ablesen lassen, zeigen einen langanhaltenden Abkühlungstrend bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gefolgt von einem steilen Temperaturanstieg. Diese Beobachtung stimmt mit aktuellen Arbeiten zur Klimaforschung überein. Die detaillierte Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Klima und verändernden Faktoren ermöglicht wiederum ein besseres Verständnis der Rückkopplungsmechanismen, die regional zu einer Verstärkung oder Abschwächung der Klimaveränderung beitragen. Diese Prozesse werden auch bei künftigen natürlichen und vom Menschen verursachten Klimaveränderungen eine Rolle spielen.
Die neue Version der Datenbank des Past Global Changes Projekts (PAGES) enthält zum ersten Mal auch marine Klimaarchive des Ocean2k Projekts sowie eine Vielzahl bislang unveröffentlichter Daten und Metadaten. Insgesamt sind darin 692 Temperaturprofile von 648 Orten auf allen Kontinenten und Ozeanen erfasst. Die Daten wurden nach einheitlichen Kriterien von der Forschergruppe ausgewählt und überprüft. Die nun veröffentlichten Daten sind frei zugänglich und stehen zum Download bereit.
Philipp Munz / University of Southern California
Publikation:
<link http: www.nature.com articles sdata201788 external-link-new-window external link in new>PAGES2k Consortium: A global multiproxy database for temperature reconstructions of the Common Era. Scientific Data. DOI: 10.1038/sdata.2017.88
<link http: pastglobalchanges.org download docs working_groups pr-sci-data-201788.pdf external-link-new-window external link in new>Pressemitteilung Nature
Kontakt:
Dr. Philipp Munz
Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment
an der Universität Tübingen
Mikropaläontologie
Telefon +49 7071 29-78932
<link>philipp.munz@uni-tuebingen.de
Dr. Julien Emile-Geay
Department of Earth Sciences, University of Southern California, USA
Tel: +1 213 740 2945
<link>julieneg@usc.edu