29.11.2017
Jan Born hätte als einer der ersten Wissenschaftler experimentell untersucht, welche Bedeutung der Schlaf für die Gedächtnisbildung hat. „In sehr innovativen Studien konnte er nachweisen, dass nicht der REM-Schlaf, sondern der Tiefschlaf entscheidend für die Übertragung von Information in den Langzeitspeicher des Gehirns und damit für die Gedächtnisbildung ist“, so der Würzburger Psychologie-Professor Paul Pauli in seiner Laudatio.
Die Gedächtnisfunktion sei die wichtigste Funktion des Schlafes überhaupt, so Born. Nur auf den ersten Blick sei verwunderlich, dass sich das Gedächtnis in einem Zustand festige, in dem der Mensch ohne Bewusstsein sei: Im Wachzustand könne der Transfer von Inhalten in den Langzeitspeicher des Gehirns nicht funktionieren, weil es dann zu viele Kollisionen mit der regulären Reizverarbeitung gäbe. Das Gehirn wäre damit ganz einfach überfordert.
Born ist Direktor am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Er war unter anderem Sprecher einer Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Gedächtnisbildung im Schlaf“ und stand dem Sonderforschungsbereich „Plastizität und Schlaf“ vor. 2009 wurde er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, 2010 erhielt er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG.
Das Psychologische Institut der Universität Würzburg vergibt den mit 4.000 Euro dotierten Preis alle zwei Jahre. Er wurde 2005 zur Erinnerung an Oswald Külpe (1862-1915) ins Leben gerufen, der die „Würzburger Schule der Denkpsychologie“ begründete: Die Vertreter dieser Forschungsrichtung waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten, die höhere geistige Prozesse wie das Denken, Wollen und Urteilen experimentell untersuchten.