Das Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) der Universität Tübingen gehörte zu den ersten Rechenzentren an deutschen Universitäten überhaupt. Heute betreut es ein Netzwerk von 12.000 Rechnern und mehr als eine Million E-Mails pro Tag – damit ist das Zentrum für Datenverarbeitung 50 Jahre nach seiner Gründung eine der wichtigsten Serviceeinrichtungen für die Universität.
Die Leitung der Universität Tübingen hatte bereits vor gut 50 Jahren die Bedeutung der Rechenzentren erkannt: Am 26. Mai 1959 fasste der Senat der Hochschule den Beschluss, ein Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) zu gründen, ein Jahr später nahm es seinen Betrieb auf.
Heute ist das Zentrum für Datenverarbeitung der zentrale Informationstechnik-Dienstleister (IT) der Universität Tübingen. Seine Kernbereiche sind der Betrieb des Netzwerkes: rund 150 Gebäude mit über 12.000 Endgeräten sind daran angebunden. Die Universität ist mit zehn Gigabyte pro Sekunde mit der Außenwelt verbunden, pro Sekunde werden durchschnittlich 2.000 Verbindungen zwischen der Universität Tübingen und der Welt initiiert. An einem Arbeitstag werden fast 1.000.000 E-Mails befördert, die Web-Server des ZDV verzeichnen rund 700.000 Aufrufe. Über 2.000 Endgeräte einschließlich 35 Rechner-Pools werden modern administriert. Die neue Abteilung "Informations- und Verwaltungssysteme", bis zum 1. Januar 2010 Abteilung "Datenverarbeitung der Verwaltung", betreut über 250 Arbeitsplätze in der zentralen Verwaltung und deren Fachanwendungen, insbesondere die Studierenden-, Personal- und Raumverwaltung sowie das zentrale Campusmanagement. Jährlich bietet das ZDV über 340 IT-nahe Kurse mit insgesamt mehr als 4.000 Unterrichtsstunden für Studierende und Mitarbeiter an. Der Tübinger Internet Multimedia Server bietet über 3.000 Stunden akademische Lehre zum Online-Abruf an, dazu besondere Highlights wie die Weltethos-Reden oder in Kooperation mit der neuphilologischen Fakultät die Französischen Filmtage.
Wissenschaftliches Rechnen zählt zu den Dienstleistungen, hier ist das ZDV aktiver Teil des Baden-Württemberg Grid (bw-GRiD), dessen Tübinger Knoten anlässlich des Jubiläums offiziell freigegeben wurde. Zusammen mit sieben weiteren Landesuniversitäten wird im BW-GRiD ein verteilter Hochleistungsrechner für die Wissenschaftler in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Für den Tübinger Knoten bedeutet dies momentan 140 Rechnersysteme mit insgesamt 1.120 Prozessorkernen. Grid-Infrastrukturen bieten den Wissenschaftlern eine Vielzahl von Vorteilen, wie zum Beispiel den transparenten Zugriff und die bessere Nutzung der Ressourcen, nahezu unendlich große Rechen- und Speicherkapazität, Flexibilität und automatische Anpassung von komplexen Rechenprozessen durch dynamischen und konzertierten Betrieb der vernetzten Ressourcen, höhere Qualität der Ergebnisse durch gridunterstützte Entwicklung, und schließlich Einsparungen durch eine verbrauchsorientierte Abrechnung.
Gründer des ZDV war 1960 Prof. Dr. Erich Kamke, erster Direktor wurde Prof. Dr. Karl Zeller mit einer eigens dafür geschaffenen Professur "Mathematik der Hochleistungsrechenanlagen". Ihm folgten die Professoren Erich Schmid, Martin Graef und Dietmar Kaletta. Seit Ende 2008 leitet Prof. Dr. Thomas Walter auf der Professur "Informationsdienste" am Wilhelm-Schickard-Institut der Universität Tübingen das ZDV. Erster Standort war bis 1967 das Astronomische Institut, danach befand sich das ZDV bis 1975 in der Köllestraße 1, anschließend in der Brunnenstraße 27, dem heutigen Standort des Ammerbaus der Universitätsbibliothek. Seit 1998 ist das ZDV in der Wächterstraße 76 und Wilhelmstraße 106 zu Hause.
"Integration als Thema der Zukunft" – unter diesem Motto stand die Feierstunde zum 50. Jubiläum des ZDV Anfang Februar. Dazu gehören die Integration von Information und die technische Integration, etwa durch die Verschmelzung von Datenkommunikation und Telefonie. Weiterhin aber auch die Integration von Serversystemen durch Virtualisierung, wodurch das Management vereinfacht und die Energieeffizienz deutlich gesteigert wird. Und schließlich auch die Integration der Endgeräte durch Virtualisierung des Desktops, mit dem zentralen Streaming einzelner Anwendungen. Diese Virtualisierung reduziert letztendlich Sicherheitsrisiken, den Support-Aufwand und hohe Betriebskosten gegenüber der lokalen Einrichtung der Desktops auf den Endgeräten.
Ehrengäste der Festveranstaltung waren Prof. Dr. Wilfried Juling, Leiter des Steinbuch Centre for Computing am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Vorsitzender des Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes sowie Prof. Dr. Martin Leitner, Geschäftsführer der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Beide gingen in ihren Ansprachen auf aktuelle Anforderungen und Perspektiven der Rechenzentren im Spannungsumfeld zwischen Wissenschaft und Dienstleistung ein.
Prof. Dr. Thomas Walter
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